Akkustische Gitarre im Mix

  • Morgen allerseits


    Folgendes Problem stellt sich mir. Ich betreue eine Coverband mit Bassgitarre, E-Gitarre, Keyboards, Drums und Gesang. Um etwas Abwechslung ins Programm zu bringen, dachten wir, es sei eine gute Idee, in einigen Stücken die E-Gitarre durch eine Akkustische zu ersetzen.
    So weit so gut, nun das Problem: Während die hohen Saiten im Mix kein Problem sind (die setzen sich gut durch), wirkt die Gitarre leblos, weil die Mitten völlig untergehen. Die tiefen Frequenzen sind mit dem EQ abgeschwächt (stellt auch kein Problem dar).


    Setup ist momentan: Gitarre - DI Box - Mischpult (mit parametrischem EQ im Insert, kein Compressor). Es ist durchaus möglich, dass ein neuer Satz Saiten helfen würde, obwohl meiner Meinung nach hauptsächlich das breite Frequenzband der Gitarre das Problem ist.


    Wie macht ihr das? Wie steht ihr zu akk. Gitarren und Kompressoren?


    Gruss - Alain

    Real programmers confuse halloween and x-mas, because OCT 31 = DEC 25

  • ich gehe mal davon aus, dass ihr 2 Kanäle verwendet - einen für die E, einen für die A.


    Wenn der Spieler gut ist und die Gitarre gut klingt (ohne irgendwas) und dann noch ein guter Abnehmer drin ist - sollte das eigentlich kein Problem sein...


    Vor Comp und EQ würde ich versuchen, an den Parametern zuerst mal zu drehen und dort das maximale rausholen...

  • In einem dichten Arrangement ist ein Kompressor auf der A-GTR immer gut. Wenn das alleine noch nicht hilft --> SPL Transient Designer. Damit kann an die Anschläge der GTR hervorheben und den "Bauch" der Gitarre etwas kleiner machen. Zudem muss man nicht mehr ganz so viel "unterrum" rausdrehen. Übringens die einzige sinnvolle Aufgabe neben Drums&Percussion, die mir für den TD einfällt. Ach ja, toll wäre es auch, wenn der Gitarrist gut spielen kann (Dynamik, kontrollierter Anschlag, guter Pickup usw.);-)


    Viele Grüße
    WW

  • Hi,


    die Acc-Git bei meiner Top40 Truppe bearbeite ich folgendermaßen:


    Bässe & Low Mids ziemlich strikt rausgenommen damit's nicht nervt, per High Shelv ab 10 kHz so einige dB dazu. Klingt an sich noch unspektakulär (bleibt es auch :wink: ). Komprimiert wird via Symetrix 525 und bis zu 10dB Reduction geht's schon mal...
    Ordentlich fett wird es erst durch einen schönen breiten Chorus und einen medium Room, beides aus dem M-One. Das gibt die nötige Fülle...


    Grüße, Chris

    Wenn's nicht rockt isses für'n Arsch...

  • Teile die Ansicht auch, je nach Spielqualität des Gitarristen hört man bei der A eben mehr Dynamic als bei der E-Gitarre, weil dort letzten Endes die Speaker-Mic Kombination schon als "Naturkompressor" wirkt. Daher ist ein moderates komprimieren sicherlich hilfreich.
    Bei A-Gitarre verwende ich auch auf jeden Fall einen Chorus, allerdings meist so gering, dass er nicht dominant ist, aber breiter wird die Gitarre damit auf jeden Fall. Wenn genügend Kanäle auf dem Pult frei sind, nehme ich beim Chorus die Mitten wieder etwas raus, damit man den Gesang nicht zu doll zudrückt.


    HTH
    Carsten

  • Mal ne ganz andere Frage, wieso bzw. hinter was gehen die Mitten unter? Kann es einfach sein das du das Spektrum des ganzen Mixes an dieser Stelle zu voll gepackt hast und du überlegen solltest, ich kann mir hier z.B. gerade bei Keyboard gut vorstellen das dieses hier entgegenwirkt, ob du dort nicht den Bereich für die Akustische Gitarre etwas frei machst? Ansonsten sehe ich hier auch Arbeit für etwas Kompressor und vielleicht etwas doppler.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Also bei mir ist es so das sich im laufe der zeit zwei hauptmöglichkeiten für A-git. herauskristalisiert haben.


    erstens der ruhige song: dort steht die git. gerne mal vorne im mix, und dann brauche ich auch den vollen character, sprich neben einem guten instrument und einer guten spielweise nicht zu viel am EQ gedreht, ganz leicht komprimiert, und dann eine hall/chorus mischung.


    rockigeres: dort brauch man in der regel eher das anschlaggeräusch, zumindest wenn man es jetzt mal übertdeutlich formuliert, da fliegen dann die mbässe und unteren mitten raus, und die git. macht nur noch "schrabschrab" über einem kompakten mix aus E-git und keys.


    zumindest bei top40 anwendungen benutze ich diese beidne optionen am häufigsten, bei jazzzeugs und folk eher die erste variante, aber ohne chorus.


    das wichtigste ist aber wirklich die gute spielweise, wenn die nicht stimmt kann selbst die schönste Takamine nicht ordentlich im mix platziert werden.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Wow, zuerst mal vielen Dank für all die guten Antworten.


    marce: Natürlich werden 2 Kanäle verwendet, sind ja auch 2 Instrumente :wink:


    Wurst Werner: Die Höhen sind ja schon sehr präsent. Wäre hier ein EQ im Side Chain sinnvoll? Allzufest komprimieren möchte ich die Gitarre ja irgendwie auch nicht. Transient Designer ist leider erst auf der Wunschliste, aber noch nicht im Rack :cry:


    LC2412: Ich bin auch der Meinung, dass die E-Gitarre sehr viel homogener (die einzelnen Saiten zueinander) wirkt als die Akkustische. Nach Möglichkeit probieren wir mal neue Saiten, resp. neue Abnehmer oder neue Gitarre aus. Der Spieler ist schon ok.


    Chorus probier ich mal aus, bin aber etwas skeptisch. Möchte eher etwas ausdünnen als noch mehr reinhauen. Insofern gebe ich Kracky recht, dass man das KB nochmals genauer unter die Lupe nehmen soll.


    Kracky: Wie würdest du denn doppeln?


    mediennutte: Es geht schon um was rockigeres, wo die Gitarre eben doch deutlich hörbar sein soll.

    Real programmers confuse halloween and x-mas, because OCT 31 = DEC 25

  • Hm... wie, ich denke da mußt du mit delay einfach mal leicht spielen, kann dir aber jetzt auch kein Standartrezept liefern oder dir sagen das bringt garantiert was, wäre für mich nur ein Versuchsansatz bissel mehr aus der Gitarre zu machen. Könnte aber auch nach hinten losgehen, wenn zu heftig. Beim M300 heißt so ein Delay Slapback Delay, ein sehr kurzer Delay der das ganze etwas peppiger macht.


    Trozdem immernoch meine Frage, was ist da gleichzeitig noch im Mix?

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    André Ruhnau
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  • Doppler oder Doubling Delay liegt irgendwo zwischen 20-40ms. Macht Stimmen auch etwas fetter, probier`s mal aus. Man hört eigentlich nicht, dass es ein Delay ist, es klingt eher, als b zwei Leute genau das Gleiche singen.


    Und mit HTH meine ich wirklich Hope that helps :lol:
    Carsten

  • hallo


    Was ich auch öfters probiere ( eignet sich aber nicht immer )
    Einen Pitch ( SPX90 eignet sich da gut )
    Dann den Fine Pitch links um 1 cent nach oben, rechts um 1 cent nach unten, und die Gitarre klingt fett. Geht dann meistens auch nicht unter.


    Grüße

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons

  • Alles klar, werde also weiter einiges ausprobieren: Kurzes Delay, Chorus, Pitch, Compressor sowie das KB evtl. mal rausdrehen. :D


    Kracky: Hauptsächlich das KB und die Vocals. Da der Keyboarder aber verschiedene Sounds braucht, kann ich dir momentan nichts genaues darüber erzählen (teilweise sind aber schon flächige Sounds drin).


    Herzlichen Dank für alle Antworten!!!


    Gruss - Alain


    PS: Eine neue Abkürzung gelernt.

    Real programmers confuse halloween and x-mas, because OCT 31 = DEC 25

  • Hallo,


    eine wichtige Rolle spielt das Instrument selbst, da kannst du am EQ schrauben was du willst, es geht nicht! Wenn die Gitarre nicht klingt, kann sie sich auch schlecht durchsetzen bzw. ist als solche dann im Mix nicht mehr zu erkennen. Gerade bei A-Gitarren gibt es große Unterschiede. Evtl. mehrere Gitarren miteinander vergleichen und ausprobieren. Der Mix sollte so angelegt sein, dass "Platz" für die A-Gitarre ist. Compressor verwenden!


    Gruß radartuete


    Hab noch was vergessen:


    Es spielt auch eine Rolle wer die Gitarre spielt! Lass mal zwei verschieden Gitarristen drauf spielen...

  • Und wenn der Typ a la Clapton unplugged ruhig sitzen kann, wäre ja auch noch Mikrophonabnahme denkbar. :roll:


    Nur so ne Idee..


    Norbert

  • Zwei Hinweise aus eigener Erfahrung sowohl als Gitarrist als auch als Tonmensch:


    1. Nimm als DI-Box die Para Acoustic DI von L.R. Baggs. Das Teil ist eine Wunderkiste mit einem sensationell wirkungsvollen 5-Band-EQ einschließlich Notchfilter gegen das Koppeln. Mit dem Teil geht selbst bei ziemlich lausigen Gitarren die Sonne auf, manchmal reicht nur ein Fliegenschiss von einer Drehung an einem der Regler, und der Sound stimmt. Ich habe meine Para Acoustic immer im Koffer und schon so manchen Kollegen damit zum Lächeln gebracht.


    2. Gerade die höherwertigen Hybridsysteme mit Piezo und Einbaumikro haben oft den Nachteil, dass sich der Sound in einer Band nicht durchsetzt. Für Songwriter, die zu Lagerfeuerliedern singen und klampfen, ist sowas megageil, für kompakten Bandsound häufig nicht. Da kommen selbst einfachere Fishmänner oder Baggs-Piezos oft wesentlich besser. Meine Favourites sind inzwischen hochwertige Schalloch-Pickups wie Sunrise oder L.R. Baggs M1. Koppeln wenig und machen im Gesamtsound ziemlich Druck.


    Kompressor ist natürlich auch gut, zumal die meisten Gitarreros höchst unregelmßig anschlagen. Und ein neuer Satz Saiten schadet auch nie.


    Ansonsten gilt die alte Regel: Es gibt kein Intrument, das einen guten Bandsound so wirkungsvoll ruinieren kann wie eine akustische Schrammelgitarre.

    Einmal editiert, zuletzt von krishan ()

  • Ich drehe bei komplexen Arrangements und vielen vorhandenen Instrumenten an Acousticgitarren gerne mal so um die 5-7 K rein.


    Das klingt für sich alleine nicht unbedingt toll, lässt die Gitarre aber besser im Mix platzieren.


    Und Compressor auf Acoustic mache ich auch relativ oft.