Aufstellung von Tops - Eine Belehrung

  • Howdy


    Aus gegebenen Anlaß will ich will jetzt mal etwas provozieren:


    Der gemeine Beschaller hat mittlerweile gelernt, daß man Boxen nicht unbedingt im rechten Winkel aufstellen muß. Aber das Wissen um Abstrahlwinkel wird dann zu komplex, wenn zwei Boxen ins Spiel kommen.
    Die meisten aktuellen Tops haben eine trapezförmige Grundfläche. Dadurch kann man zwei Tops prima aneinander stellen und sie haben sogar einen Winkel zueinander. Dabei kann man sie noch super verzurren.
    Aber welcher Winkel bildet sich zwischen den beiden Tops? 60° so wie der Abstrahlwinkel eines Tops ist? Nein, meisten kommt irgendwas zwischen 20° und 40° raus. Je nach Bauform des Tops. Das gibt prima Schweinereien im Übernahmebereich zwischen den Boxen. Besucher die beim Stadtfest in diesem Bereich sitzen, haben es zumindest akustisch nicht schön.


    Liebe Kollegen, die ihr die Boxen stapelt: Nicht alles was sich gut zusammenzurren läßt, klingt gut.
    Liebe Hersteller: Wenn jemand mehr als zwei Tops kauft, gibt den Kunden noch ein kleines dreieckiges Stück Holz mit, damit es uns einfacher gelingt, die Boxen entsprechend der Abstrahlwinkel aufzustellen.


    Gruß
    Rainer

  • Mit etwas Ohr und Ahnung hört man das aber doch im vorbeilaufen.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Zitat von "Kracky"

    Mit etwas Ohr und Ahnung hört man das aber doch im vorbeilaufen.


    ...dann sind also ohren und ahnung in unserer branche mangelware?... :shock:


    also ich gebe loloverde absolut recht, man kann schon wirklich oft beobachten das auf sowas überhaupt nicht geachtet wird - offenbar aus unkenntnis einfacher physikalischer gesetze.


    ich habe sogar schon drumfills gesehen, bei denen zwei 12"/2" topteile im 0° winkel unmittelbar nebeneinander auf nen doppel 18"er gezurrt wurden. das ergebnis war für den drummer natürlich entsprechend schrecklich. und das war beileibe keine anfängerfirma...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Hi


    Zum Drumfill:
    Da fällt mir wieder der Spruch aus der Lautsprecherbibel ein: If you can do it with one speaker, do it with one speaker.


    Zum Rest:
    Der Admin kann ja ein Kapitel Trigonometrie in sein Buch mit aufnehmen.


    Als ich mal die Beschallung einer langen Halle planen mußte, habe ich mir ein 60° Dreieck aus Papier geschnippelt um zu sehen, wohin und wie breit die Lautsprecher strahlen. 60° ist richtig breit. Da kann man durch falsches Stellen locker 30% der Energie an der Wand vernichten.
    Das Dreieck hat jetzt einen festen Platz in meinem Geldbeutel ;)


    Gruß
    Rainer

  • Gute Idee Rainer, wer es sich selbst nicht räumlich vorstellen kann, ich predige immer die Taschenlampe, der kann sich mit sowas prima helfen.


    wora, jawohl ich behaupte es gibt sehr viele Leute in der Brache die an einem Stack vorbei laufen und nicht hören ob der Übernahmebereich offen, überlappt oder ok ist. Gut überlappt ist etwas schwer, aber dann nehme ich halt zuerst eine zu weite Winkelung und drehe langsam zusammen bis der Übergang paßt, dann habe ich kaum Überlappung. Was viele auch nicht wissen, es gibt nicht die 2 Lautsprecheraufstellung, zum einen sind bestimmte Lautsprecher nicht geeignet, zwecks CD-Horn usw. zum anderen muß man, wie bei jedem Cradle auch schon bei der Aufstellung von zwei Lautsprechern den inneren um 10-12dB leiser, sozusagen als Frontfill halten, nur so verhindere ich das drehen der akkustischen Achse nach aussen was ja in geschlossenen Räumen fatal sein kann. Auch sollte man in der Lage sein das Stack hoch genung zu bauen bzw. die Spekaer hoch genung zu fliegen um dann die Möglichkeit zu haben diese mit der akkustischen Achse auf die Kopfhöhe der Personen die ganz hinten im Raum stehen an zu kippen. Das ist Wissen was man einfach lernen kann und wer es beherzt hat schon zu fast 100% gewonnen.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Zitat

    ...dann sind also ohren und ahnung in unserer branche mangelware?... :shock:


    Ja, den Eindruck kann man bekommen. Besonders schön ist auch, wenn man von "großen" Firmen Eigenbau-Cradles zum Clustern geliefert bekommt, die nur akustisch schwer erträgliche Clusterungen zulassen.


    Hut ab! Dazu gehöt wirklich Mut, die eigene "scheißegal" - Einstellung in Stahl verewigen zu lassen.


    Grüße Opi

    abgebrühter Alt-Aktivist im Vorruhestandsjob
    -danke Billbo-

  • Zitat von "Kracky"

    ... zum anderen muß man, wie bei jedem Cradle auch schon bei der Aufstellung von zwei Lautsprechern den inneren um 10-12dB leiser, sozusagen als Frontfill halten, nur so verhindere ich das drehen der akkustischen Achse nach aussen was ja in geschlossenen Räumen fatal sein kann. Auch sollte man in der Lage sein das Stack hoch genung zu bauen bzw. die Spekaer hoch genung zu fliegen um dann die Möglichkeit zu haben diese mit der akkustischen Achse auf die Kopfhöhe der Personen die ganz hinten im Raum stehen an zu kippen. Das ist Wissen was man einfach lernen kann und wer es beherzt hat schon zu fast 100% gewonnen.


    Sorry, wenn ich meine Unwissenheit in diesem Bereich oute, aber was verstehst du bitte unter einer "akustischen Achse"? Den Begriff habe ich so noch nicht gehört (bisher kannte ich nur die "optische Achse" beim Film).

    We're on a mission from God. - Elwood Blues

  • Hallo,


    irgendwo habe ich mal was von Meyer Sound zum Thema gelesen, wo die unterschiedlichen Stackingvarianten (einfach nebeneinander - parallel array, Seitenwand an Seitenwand - narrow point source array und um den nominellen Abstrahlwinkel gewinkelt - wide point source array) auch messtechnisch untersucht wurden.
    Fazit:
    - parallel array ist Quatsch
    - narrow point source array leidet zwar unter starken Interferenzen im Überlappungsbereich, ist aber eine Option, wenn es auf weiten "Wurf" ankommt. Dabei wird die Tatsache ausgenutzt, dass im Überlappungsbereich der Schalldruck ggü. den von den einzelnen Lautsprechern abgedeckten Bereichen erhöht wird.
    - wide point source arrays weisen weniger Interfernzen auf, enttwickeln aber auch geringere Pegel.


    Viele Grüße,
    André

  • Zitat von "Loloverde"

    Als ich mal die Beschallung einer langen Halle planen mußte, habe ich mir ein 60° Dreieck aus Papier geschnippelt um zu sehen, wohin und wie breit die Lautsprecher strahlen. 60° ist richtig breit.


    Willkommen im Club!


    Als ich dieses kleine Gedankenexperiment vor 28 Jahren zum ersten mal machte, war das Beschallungswesen in Deutschland gerade in einer echten "Blüte(n)zeit" ! Es gab in Berlin eine sehr angesagte Beschallungsfirma namens REVUE, die uns bei Konzerten mit einem Riesenhaufen von mir liebevoll "all in one Schuhkarton" genannten Boxen in grün,eine Cervin Vega Glücksedition, natürlich mit parallelen Kanten zu einer Wand aufgebeugt, beglückte. In der Kiste gab es neben einigen "Direktstrahlern" noch ein einsames 100° x 40° Hörnchen, das völlig "unstackbar" aus der gemeinsamen Schallwand herauslugte.


    Ergebnis:


    Im Gegensatz zum gut koppelnden Bass und lomid aus den Direktstrahlchassis verabschiedete sich der gesammte Hochtonbereich bereits nach wenigen Metern hinter einem imaginären Wollvorhang, entstanden aus der genialen Kombination von zu breitem horizontalem Abstrahlwinkel und zu kleinem Q, direkter Interferenz der auf Abstand von "Kompaktsystem zu Kompaktsystem" irrwitzig angeordneten, prima überlappenden Hörnchen und der indirekten Interferenz durch die nahen ersten Seitenwandreflektionen. Die damals gerade aufkommende Deutschsingerei, die heuer mal wieder einen Frühling hat, war dadurch Ihrer "Aussagekraft" komplett beraubt.


    Der dazugehörige mentale Status der Beschallergemeinde:


    Obwohl ja nun der simpelste unter den, die Gesammtabstrahlung eines Stacks beeinflussenden Parametern, war der Abstrahlwinkel eines Horns, seine Definition und sein Zusammenhang mit dem Q-Faktor als beschreibendes Parameterpaar und der Umgang mit den selben etwa 97% der Kollegen völlig unbekannt. Das hat sich meinen persönlichen Schätzungen nach auf heute vielleicht 85% Ignoranten verbessert. ( Man beachte immerhin eine Verfünffachung derer, die diese Mindesteigenschaft eines Beschallers aufweisen, im Gegensatz zu den 99%, die über den unwesentlichen Parameter "Frequenzgang" labern und meinen sie wären jetzt Beschaller !!!


    Jaja ich weiß. Mein Schreibstil teilt die Leserschaft in zwei Teile. Ich werde ihn trotzdem nicht ändern und hoffe die Mehrheit besitzt genügend Selbstbewußtsein und amüsiert sich !!! :D :lol:

    Einmal editiert, zuletzt von guma ()

  • Zitat von "Georg_Koeln"


    Sorry, wenn ich meine Unwissenheit in diesem Bereich oute, aber was verstehst du bitte unter einer "akustischen Achse"


    Kracky meint die akustische Mittelachse = Achse gleicher Lautstärke zwischen zwei Systemen in deren Überlappungszone, die je nach Pegel und Laufzeit überhaupt nicht der geometrischen Mittelachse zwischen zwei Gehäusen übereinstimmen muß. :wink:

  • Hi


    Zitat von "Ansch"


    - parallel array ist Quatsch


    Jein. Kleine Tops mit geringen Abstand zwischen den HT kann man parallel betreiben. Die müssen dann aber übereinander, nicht nebeneinander stehen.


    Zitat von "Ansch"


    - narrow point source array leidet zwar unter starken Interferenzen im Überlappungsbereich, ist aber eine Option, wenn es auf weiten "Wurf" ankommt. Dabei wird die Tatsache ausgenutzt, dass im Überlappungsbereich der Schalldruck ggü. den von den einzelnen Lautsprechern abgedeckten Bereichen erhöht wird.


    Super. Lauter Matsch :roll:


    Gruß
    Rainer

  • moinsen,
    wieviel Gültigkeit hat die stackingvariante zweier Tops übereinander, von denen das obere auf den Kopf gestellt wird noch ? Koppeln die beiden Hörner und bieten damit mehr Schalldruck ?? Bei 40° vertikalwinkel gibt es doch sicher auch interferenzen auf der vertikalachse, die wohl in der Horizontalen weniger zu bemerken sind. Wenn ich nun aber eine Tribüne mit Groundstacks beschallen möchte, sollte das obere Top nach oben angewinkelt werden. Soweit klar. Aber das gibt doch bestimmt ebenfalls zonen in den tribünenreihen , wo es zu auslöschungen kommt ,oder ??


    Was ist besser, Horn an Horn oder beide Tops aufrecht?
    gruss,
    arnt

  • Zitat von "Loloverde"


    Liebe Hersteller: Wenn jemand mehr als zwei Tops kauft, gibt den Kunden noch ein kleines dreieckiges Stück Holz mit, damit es uns einfacher gelingt, die Boxen entsprechend der Abstrahlwinkel aufzustellen.


    Einige Hersteller machen ja Einfräsungen in die Subs, in die die Füße der Tops wunderbar einrasten. :wink:

  • ja, tolle einfräsungen, und manche hersteller machen sie so das sie trotzdem eher der gehäusekannte gleichen als dem abstrahlwinkel :roll:


    ich kann mich nur wiederholen, möglichst nur eine quelle brauchen, und fast alle probleme sind beseitigt. und intereferenzen um pegel zu erreichen?
    wir werfen mit tausenden watt um uns, überschlagen uns mit dezibelwerten, und dann die tops drehen für ein paar DB? das kann doch nicht mehr ernst genommen werden oder?

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Ich hab nun eine Frage an die Spezialisten.


    Wenn ich 2 Topse zusammen mit dem "Rainer Holz" nebeneinanderstehen habe, also "korrekt gewinkelt so daß sich nichts bzw minimal überlappt um Auslöschungen zu verhindern", wieviel niedriger ist mein Pegel dann auf der Mittelachse der Kombination gegenüber der Mittelachse jedes der beiden Tops ?

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Zitat von "Volker Holtmeyer"

    Antwort: 0 dB


    gem. dem Diagramm seh ich da -6dB in der Mittelachse verglichen zur Mittelachse eines der Tops, was etwa meiner Annahme entspricht.
    Oder bin ich zu dummchen um das richtig zu interpretieren?


    Übrigends zeigt das eine recht heftige Überlappung, also ohne Rainer-Holz 8)

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Jetzt geht ihr aber mal von DEM Top mit DEM Abstrahlwinkel bei allen Frequenzen aus.
    Kaum ein Top von gebräuchlicher Grösse zeigt aber eine gleichmässiges Abstrahlverhalten über die Frequenz auf.
    Von mir aus gibt es nur zwei lösungen:


    1. Der Hersteller bietet seine Lautsprecher mit den richtigen Anweisungen
    zum clustering an und gibt Messchriebe mit, wo man genau sieht, was
    passiert.


    2. Der Beschaller kennt sein Materialgenau und misst selber und weiss,
    wie sich die Abstrahlung einer Einzelbox verhält.


    In sonstigen Fällen kann man keine Prognosen treffen, auch reinhören ist relativ, da sich der Raum störend verhält.
    Wir erzielen bei gewissen Anwendungen in der Horizontalen mit 2 geclusterten Tops (2x12") eine engere Abstrahlungmit mehr Druck nach
    vorn in den Lowmids, anstatt breiter, wie man es annehmen würde.
    Im Hochton geht es dann so, dank 50° Hörnern ab 1.2 K
    Die Anwendung ist z.B. Metall wos drücken muss oder Party, D&B.