Wie komme ich am besten in die Welt der Großveranstaltungen

  • Hallo Jonas


    Zitat von "janos buttgereit"

    [...]Und warum keine Stadtfeste: Es mag sich jetzt vielleicht seltsam anhören, aber das ist mir nicht "perfektionistisch" genug. Wenn ich jetzt ein Stadtfest mache muss es halbwegs adäquat bunt leuchten und alle sind zufrieden. Ich glaube dass ich das auch jetzt schon könnte. [...]


    Die anderen haben eigentlich schon alles gesagt, aber dieser Punkt hat mich ein wenig schlucken lassen, ganz ehrlich: Mit der Einstellung würde ich Dich auf keinem Stadtfest ans Pult lassen. Wenn Dir Stadtfeste nicht perfektionistisch genug sind, dann mach sie perfektionistisch. Es ist Deine Aufgabe, wenn Du verantwortlich für das Licht sein möchtest.


    Du willst Lichtler werden, der grosse Sachen macht. Die wirst Du aber nie machen, wenn Du den Job nicht ernst nimmst.


    Und: Ziele sind super. Mein Ziel war mal, die Supermonitorfrau zu werden, die auf den ganz grossen Tourneen mitfährt ;)
    Nein, ich habe dieses Ziel bis heute nicht erreicht. Aber viele andere Sachen, von denen ich vor einigen Jahren noch nicht mal geträumt hätte.

  • Schöner Thread, deshalb auch noch mein Senf dazu:


    Männer unseres Berufsstandes, die so

    Zitat

    aussehen, haben in den letzten 20, 30 oder noch mehr Jahren unter Anderem
    - eigenhändig viele hundert Tonnen Holz, Stahl, Alu, Gummi, Kupfer geschleppt,
    - eine ganze Jahresproduktion von 40t - Sattelschleppern be – und entladen („doch, die 2t Loadstars müssen auch noch rein; in der letzten Reihe ist ganz oben noch etwas Platz“),
    - so manchen Kilometer 400mm² Camlockleitung über Distelfelder und Abraumhalden zum nächsten Hauptverteilertrafo verlegt,
    - ein paar tausend ziemlich arg kurze Nächte in, sagen wir, mäßig klimatisierten Nightlinern verbracht (oder sitzend auf dem Fahrer -/Beifahrersitz des schrottreifen 78PS - Möbelwagens),
    - zwischendurch bei –20° im Schneesturm auf der Autobahn liegengebliebene Tour – Lkw wieder zusammengeflickt oder bei +45° in schwarzen Wellblechhallen Sägemehl gefrühstückt,
    - die eine oder andere abgebrannte Lagerhalle wieder aufgebaut,
    - und noch ein paar andere schöne Dinge erlebt, die zu erwähnen hier zu weit führen würde.


    Die meisten von ihnen machen heute immer noch Stadtfeste. Ein paar ganz wenige sitzen jetzt hin und wieder an den Knöpfen der paar ganz wenigen richtig dicken Shows, die es auf der Welt so gibt; und warten dort sehnsüchtig auf achtzehnjährige Schulabgänger, die auch mal möchten :D. Nette Onkels, die sie in Internetforen nach dem Weg dort hin fragen konnten, gab es nicht. Einen Weg gab es übrigens auch nicht; den mussten sie sich nebenbei erst noch selbst erschließen.


    Wenn Du einen davon triffst, wirst Du ihn vermutlich nicht erkennen. Es könnte der leicht müffelnde, grauhaarige Zausel sein, der sich in der Cateringschlange ganz weit hinter Dir angestellt hat, weil er gerade noch mal eben mit dem Besen über die Bühne gegangen ist; seinen Lehrlingen fehlte es dafür irgendwie an Motivation.


    Du hast Dir also so einiges vorgenommen. :D


    Ein klein wenig optimistischer als Guma

    Zitat

    Ich schätze, dass die Zeiten, in denen es nur mit Abitur und eisernem Willen ging, wie es die Erfolgreichen der Branche in meinem Alter geschafft haben, definitiv vorbei sind.

    sehe ich’s dennoch. Jede Generation hat ihre Selfmademen hervorgebracht, die sich ihre berufliche Lebenswelt mehr oder weniger selbst erschaffen haben; und das wird auch weiterhin so sein. Weg und Ziel werden aber, das hat Lisa schön geschrieben, im Rückblick immer ganz anders aussehen als es sich die jungen Hüpfer (und auch die alten Säcke :D ) von heute so vorstellen können.


    Also hau rein.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Hallo,


    ich finde es verdammt gut, dass ein junger Mensch sich Gedanken um seine Zukunft macht. Wie viele andere wissen mit 30 Jahren immer noch nicht, was sie mit Ihrem leben anfangen sollen. Sie "dümpeln" so vor sich hin. Ich kenne auch genug, die absolut keine Motivation aufbringen können, ihre Zukunft zu planen.


    Deshalb, dein Ansatz ist verdammt gut. Setze dir Ziele und arbeite darauf hin. Du hast den Vorpostern entnehmen können, dass man nicht oben einsteigen kann, sondern in den Job hineinwachsen muss. Bei dem einen geht das schneller - bei dem anderen dauert das länger. Je nach dem, wie viel Mühe man sich gibt.


    Ich selber habe nur als "ungelernter" in der VT-Branche gearbeitet. Ich habe aber beide "Genre" von Azubi mitbekommen. Die von den "Großen" und von den "Krautern". Die von den "Großen" konnten immer ganz gut lästern, was der "Krauter" für ein mickriges Material hat. Ich würde fast sagen, dass das Ihr Hauptfachgebiet war. Der Azubi, der bei dem "Krauter" gearbeitet hat, und ein wenig Interesse gezeigt hat, der durfte verdammt viel eigenständig machen - und damit auch viel ausprobieren - und somit praktisch lernen.
    Deshalb würde ich an deiner Stelle den "Krauter mit Hang zum Rock'n'Roll" bevorzugen.


    Gruß aus Korea
    Grobi

  • Zitat von "janos buttgereit"


    Und warum keine Stadtfeste: Es mag sich jetzt vielleicht seltsam anhören, aber das ist mir nicht "perfektionistisch" genug.


    Erste wichtige Regel:
    Es ist NICHT deine Wiese, es sind NICHT deine Köter, es ist NICHT deine Scheisse, in die Du trittst.
    Mitarbeiter mit perfektionistischen Ansprüchen kann sich kein Chef leisten. Und der Kunde schon gar nicht.


    Versuch Dich als Kunstmaler. Da brauchst du keine schweren Sachen tragen, dich nicht mit der geballten Inkompetenz von "VA Technikern" rumärgern, kannst deinen perfektionistischen Ansprüchen nachhängen, und Geld verdienst Du auch nicht.

  • Zitat

    Mitarbeiter mit perfektionistischen Ansprüchen kann sich kein Chef leisten. Und der Kunde schon gar nicht.

    - interessante Einstellung.


    Ich kompromitiere mal mit folgendem Denkansatz: Wenn ich´s nicht perfekt machen will, dann kann ich´s auch seinlassen...


    Wie lautet denn eigentlich die Definition für "perfekt"?


    SKY

    Kein Applaus für Scheiße!


  • Perfekt im Sinne des Kunden ist:


    Ergebnis ist nach Kundenwunsch
    Weg zum Ergebnis ist nach Kundenwunsch


    Ersteres setzt das Verstehen und Umsetzen des Kundenwunsches mit den Mitteln, die das Budget hergibt voraus.
    Letzteres beinhaltet die Kommunikation und die Arbeitsweise.


    Daraus resultiert, daß "perfekt" nicht gleich "perfekt" ist.


    Zu beachten ist auch die immer wieder spannende Frage: "Wie stelle ich meinen Kunden (oft der Verleiher oder die Band) und deren Kunden zufrieden und wie gewichte ich die teils unterschiedlichen Wünsche?"

  • Ich persönlich finde, dass grade wenn es nicht perfekt läuft, die ganze Geschichte Spaß macht weil genau dann wird man erst gefordert und kann zeigen, dass trotz irgendwelchen Hindernissen man den Kundewn zufrieden stellen kann.


    Einer meiner Lieblingsdenkweisen ist folgender: "Es gibt keine Probleme nur Herausforderungen."


    Ein Kunde will keine Probleme, die hat er auch so schon genug. Ein Kunde will Lösungen und diese Lösungen gibt es nicht bei perfekten Jobs, da ist alles nur Standart. Je "wilder" die Baustelle umso kreativer sind dann die Lösungen und genau da fängt das Lernen erst an.

  • Zitat von "simonstpauli"

    Perfekt im Sinne des Kunden ist:


    Ergebnis ist nach Kundenwunsch
    Weg zum Ergebnis ist nach Kundenwunsch

    Ich würde Perfektionismus anders definieren:
    Den Kundenwunsch übererfüllen und ihn begeistern und dabei unter seinem Budget/Limit bleiben...
    Beides zusammen ist
    a) kaufmännischer Selbstmord (s. Mechwerkandi)
    b) selbstaufopfernde Dummheit.
    Mit der Übermäßigen Übererfüllung der Rahmenbedingungen schafft man sich nur deutlich höhere Hürden für den nächsten Anlauf. Dann lieber einen Kunden zufriedenstellen und mit kleinen "Gimmicks" langsam/langfristig zu kleineren Wachstumsschritten leiten, damit man seine eigenen Limits dementsprechend weiterentwickeln kann.
    Sonst kommt der eigene ABsturz zu schnell und genauso schnell der nächste/bessere Kollege.


    Über die Anspruchslosigkeit von Strassenfesten bräuchte man hier nicht zu diskutieren - das dürfte jeder Kollege kennen und dementsprechend damit umgehen - eine anspruchslose VA kann einen deutlich höheren Spassfaktor mitbringen, als immer zu versuchen, allen Gerecht zu werden.Plötzlich stellt man fest, dass man "überqualifiziert" ist und das Ganze ohne Stress & Überforderung angehen kann - aber trotzdem mit einem perfektionistischen Anspruch.
    Sowas kann plötzlich wie Geldverdienen und Urlaub gleichzeitig sein... 8)


    Wer sich traut, sowas auszuschliessen, der sollte sich ganz genau positionieren können und ein Profi in seinem Metier sein. Bis dahin hilft nur lernen, was auf Strassenfesten wirklich passiert und vor allem, wie man den Schaden abwendet...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Zitat von "niko remy"

    Ich persönlich finde, dass grade wenn es nicht perfekt läuft, die ganze Geschichte Spaß macht weil genau dann wird man erst gefordert und kann zeigen, dass trotz irgendwelchen Hindernissen man den Kundewn zufrieden stellen kann.


    Einer meiner Lieblingsdenkweisen ist folgender: "Es gibt keine Probleme nur Herausforderungen."


    Dann solltest Du in der Bildung arbeiten.


    MfG
    DirkB

  • Ich hab ein paar Tage Lang hier nicht vorbeigeschaut... ist ja doch ein bisschen was passiert hier. Ihr habt mir echt noch mal bei der Meinungsfindung geholfen, von daher denke ich, dass ich jetzt erst mal eine Ausbildung bei einem Mittelgroßen Betrieb anstrebe - mal schauen was sich da ergibt.


    Noch mal zu der Perfekt-Definition: Ich meinte dass so, dass der Kunde etwas erwartet und ich ihn mit meiner Arbeit zufriedenstellen kann und da hatte ich halt so im Kopf dass wenn dem Kunden eigentlich relativ egal ist was ich da mache, hauptsache es blinkt bunt, dass dann irgendwie auf Dauer der Anspruch fehlt. Aber vielleicht sollte ich da auch noch mal Umdenken. Dieses Denken kommt vielleicht auch daher dass ich bisher viel Theaterlicht gemacht habe und auch schon den Licht-Arbeitsalltag im Theater mitbekommen habe, wo es halt genau darum geht die Vorstellung des Regisseurs umzusetzen und dann noch in einer Weise dass man sich das anschauen kann und sagen: Wow das sieht schon ziemlich cool aus ;)
    Und es ist mir wirklich klar dass man nicht mit den dicksten Jobs anfängt sondern sich erstmal im kleinen beweisen muss und auch mal die Drecksarbeit zu machen hat.

    Könnt ihr bitte leiser Spielen? Die Leute wollen sich doch während des Konzerts noch unterhalten können!
    (Zitat eines Musikschullehrers...)

  • Ich bin zwar noch nicht so alt wie die meisten hier, aber auch ich hege seit einigen Jahren den Plan VA-techniker zu werden und auch etwas Größere Sachen zu machen...
    Meinen Grundstein dafür hab ich schon gelegt. Ich hab ein Praktikum gemacht bei einer entsprechenden Firma und bin seitdem immer wieder mal hinterher, dort auch zu arbeiten. z.B. Bin ich nächste Woche wieder mit dieser Firma Unterwegs und wir baun in Würzburg für eine Band auf.
    Vor einigen Tagen bekam ich das Angebot, bei einer Schulung auf die Allen&Heath I-Live Serie dabei zu sein.
    Was ich Sagen will: Man muss leider klein anfangen wenn man hoch hinaus will, dass habe auch ich mir erstmal vor augen halten müssen... Aber je öfters man bei kleineren sachen gute Ergebnisse abliefert, desto mehr werden die Leute auf dich aufmerksam ;)


    Lg

  • Zitat von "janos buttgereit"


    Noch mal zu der Perfekt-Definition: Ich meinte dass so, dass der Kunde etwas erwartet und ich ihn mit meiner Arbeit zufriedenstellen kann und da hatte ich halt so im Kopf dass wenn dem Kunden eigentlich relativ egal ist was ich da mache, hauptsache es blinkt bunt, dass dann irgendwie auf Dauer der Anspruch fehlt. .... Wow das sieht schon ziemlich cool aus ;)
    Und es ist mir wirklich klar dass man nicht mit den dicksten Jobs anfängt sondern sich erstmal im kleinen beweisen muss und auch mal die Drecksarbeit zu machen hat.


    Vielleicht ist Dein Anspruch, dass es künstlerisch hochwertig ist, und das Publikum oder der Regisseur sagt: Wow....cool....


    Aber es gibt viele Kunden für die was anderes zählt, damit sie zufrieden sind: der Getränkeumsatz, die (niedrigen) Kosten für die Technik, ein reibungsloser Ablauf, gute Vorbereitung, gute Beratung, Erfahrung, umgängliche Typen (keine Selbstdarsteller, Wichtigtuer, Autisten, o.ä.), usw.... Also nix mit künstlerischem Anspruch. Und wenn man diese Punkte gut umsetzt, und dann auch noch einigermaßen dafür bezahlt wird (ich will erst gar nicht von "gut" sprechen :) ), dann kann man das auch länger als ein Jahr betreiben.


    Was sind denn für dich die "dicksten" Jobs? Die mit den meisten Lampen, mit dem größten Mischpult, mit den meisten Besuchern, mit der höchsten Gage, oder der wichtigsten Position (auch wenn diese hinter der Bühne stattfindet)?

  • Zitat

    Was sind denn für dich die "dicksten" Jobs? Die mit den meisten Lampen, mit dem größten Mischpult, mit den meisten Besuchern, mit der höchsten Gage, oder der wichtigsten Position (auch wenn diese hinter der Bühne stattfindet)?


    „Listen, son: I used to be chief sound engineer in 'zillion dollar 20.000 seater arenas. Having actually less influence than the doorman.“
    (aus der sehr lesenswerten Pro Sound Web - Rubrik ‚The Old Soundman‘)


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat

    Wie komme ich am besten in die Welt der Großveranstaltungen


    Mit harter Arbeit, eisernem Willen und viel schmutzigen Fingern! Ach so mit wenig Schlaf und der ein oder anderen milden Verletzung, ohne Familie und mit wenig Geld. Am Stadtfest kommst Du da leider auch nicht vorbei.
    Sonst noch was? Ach ja
    Ich würde nicht noch mal anfangen :D

    Practice, Practice, Practice

  • Zitat von "oops"

    "Ich würde nicht noch mal anfangen"


    dito ! :twisted:

    freunde der nachtmusik, wenn es euch keine spass machen würdet, könntet ihr nicht so viel (gute/schlechtes) aus der praxis berichten :D
    ... und wir "kleinen" hätten nix mehr zu lachen :lol: :lol: :lol:

    No, it's not too loud. You're just too old!
    winners have parties - and loosers have meetings
    Technik haben viele - WIR können sie auch bedienen :)


    vu.gif

  • Die Gedanken die Du Dir machst sind sicher ok. Die sollte sich so oder ähnlich jeder machen, bevor er sich irgendwo bewirbt. Ich finde hier sollte der Fokus aber auf dem Ruf und der Qualität der Firma liegen.
    Denn Chancen und Risiken bergen alle Unternehmungen, ob groß, klein oder dazwischen.
    Im Grunde sprichst Du über Dein Leben und dieses lässt sich nicht wirklich planen.
    Schau bei Deiner Suche nach guten Firmen mit ordentlichen Jobs (egal ob groß oder klein), ordentlichem Material (egal ob teuer oder nicht), gutem Ruf und vor allem gutem Personal. Schließlich willst Du ja etwas lernen und da könnte es hinderlich sein, wenn Dein neuer Chef nur jemanden braucht der ihm endlich mal die aktuellen Regeln und Vorschriften aus der Berufsschule mitbringt. Viele Betriebe bilden zum Beispiel aus, obwohl kein Meister im Betrieb ist und man somit nicht sicher sein kann, dass der nötige Wissensstand vorhanden ist.
    Alles andere wird sich dann ergeben und hängt ganz stark von Dir ab und ist nicht planbar.