... wenn der Künstler vom Rig ins Publikum springt.

  • Zitat von "niggles"

    Lassen wir jetzt diesen Sonderfall mit der Strickleiter (für deren Anwesenheit während der Show es mMn weder eine technische noch eine szenische Notwendigkeit gab) einmal beiseite.
    Normalerweise müssen Künstler die Bühne in diesem Fall verlassen um bspw. die Tragekonstruktion der PA-Wings zu erreichen. Und es kommt auch durchaus mal vor dass sie von der Security daran gehindert werden weil es in diesem Einzelfall schlicht und einfach zu gefährlich ist da oben während der Show ohne Sicherung über den Köpfen von dutzenden Leuten die unten arbeiten rum zu turnen.


    Bin ich aber mal echt froh das Du von hier aus dem Internet sagen kannst das die das nicht benötigen.
    Nur eine Frage, gesetzt dem Fall das das Rigg eingesichert ist und die Hängeleiter dazu da um raufklettern zu können um auszusichern?
    Soll ja durchaus mal vorkommen sowas, das eine Strickleiter echt notwendig ist und nicht zum Spaß hängt.


    Zitat von "niggles"

    Was ist für dich für eine VfV/Stage Manager ein vertretbares Berufsrisiko? Ständig mit einem Bein im Knast? Es ist leider mitnichten so dass es eine Rechtsprechung gibt die einen bei Ausführung seiner Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen, aber im Vertrauen auf die persönliche Vernunft aller Beteiligten zumindest strafrechtlich (für die zivilrechtliche Seite gibts Versicherungen...) aus der Haftung nimmt. Da wird sehr schnell der Vorwurf des unterlassenen Handelns bei Gefahr im Verzug erhoben.


    An was soll man denn wirklich alles denken müßen?
    lass mal raten, Verrückter Musiker könnte die Gitarren Amps ins Publikum werfen, also bitte festschrauben.
    Dann könnte er wen ein Micro ins Publikum werfen und das könnte wen verletzen. Also bitte mit 3 M Kette sichern.
    Die Gitarren könnte auch fliegen: also auch Kette.
    Das Schlagzeug!! da kann viel geworfen werden. also sofort alle Becken anschrauben, durch die scharfen Kanten könnte sich wer verletzen.
    Dann ist ja noch Strom auf der Bühne, hoffentlich verschüttet kein Musiker was trinkbares. Also Strom von der Bühne entfernen.
    Jetzt könnte er noch über den Graben springen und wen verletzten , also Graben ganz breit machen.
    Ebenso alle anderen beweglichen Sachen sichern, wenn man sich ganz unsicher ist dann Eisennetzvorhang vor die Bühne höngen.


    Hoffentlich hab ich jetzt nichts vergessen, für was mich niggles als Richter ins Gefängnis stecken würde, …..


    Zitat von "falcocgn"

    niggles: lass den billbo doch. Der mag keine Gesetze, Vorschriften, Regeln oder sonstigen überflüssigen Behördenkram. Es sind ja alle so erwachsen und vernünftig, immer das richtige zu tun, damit niemand zu Schaden kommt. Und wenn jemand zu Schaden kommt... na, kein Problem. Dann geht der, der sich nicht an die Vorschriften gehalten hat, eben in den Knast und/oder zahlt bis ans Lebensende irgendwelche Renten...


    Das ist etwas gehäßig.
    Gegenfrage: hast Du in dem Job in der Vergangenheit an sowas gedacht und das so verhindert das es nicht möglich gewesen wäre?
    Und auch schon Künstler davon abgehalten möglicherweise Blödsinn zu machen???


    Bei der Diskussion ging es darum, das man meinte einen anwesenden Techniker verantwortlich zu machen.
    Es geht auch nicht darum etwas unsicher zu machen, im Gegenteil, ich denke das will niemand.
    ABER: ich erlebe im täglichen Arbeiten genug Situationen wo es nur darum geht, den eigenen Arsch aus der Verantwortung zu nehmen und nicht ersthaft zu verhindern das nichts passiert.
    Meist ist es so da man hört " Ich hab darauf hingewiesen, ich bin aus dem Schneider "


    Und genau das halte ich nicht für zielführend.
    Man muß schauen wo kann man Gefährdungen erwarten und wo eher nicht, und dann reagieren.
    Aber auch nicht der Techniker, zumindest nicht in einem Bereich der ihn gar nichts angeht. sondern der jeweils Verantwortliche.


    Und ehrlich gesagt, ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, das sich da wer runterstürzen will, so einfach zum Spaß.


    Und hinterher nochmal:
    Ihr meint hier alle leichtfertig, das man einfach Künstler an Dingen hindert und gut ist.


    ich wäre dafür, das das jetzt jemand von den ganz Schlauen so macht und dann schauen wir mal wie das ausgeht.
    Und ich trau mich fast wetten, ich weiß wie.
    Der Techniker hat mal viel Zeit sich mit rechtlichen Belangen zu beschäftigen, weil er mal mit Schadenersatzklagen zugedeckt ist das er die nächsten Jahre zahlt.
    und sicher länger als er Knast bekäme, wenn er überhaupt einen bekäme.


    Techniker glauben immer, Gottgleich zu sein und für alles verantwortlich und ohne Ihre Zustimmung darf man mal gar nichts.
    Das Echte Leben sieht sehr anders aus.


    Und Falco:
    Vor der Meldung hielt ich Dich ehrlich gesagt für kompetent.

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons

  • Männer - diese Diskussion wird als Klassiker in die Geschichte dieses Forums eingehen!


    Ich geb jetzt mal den Reichsbedenkenträgerdienstausweis an der Garderobe ab und gieß ein Schlückchen Öl aufs Feuer, vorher atmen alle mal ruhig eine Runde durch die Hose aus:


    Wer in dieser illustren Runde hätte im Vorfeld die Leiter weggeräumt? Falco? Niggles? Bitte ehrlich bleiben - denn ich bin es auch. Nein, ich hätte sie nicht weggehangen. Bei Bilbo oder Klaus bin ich mir da auch irgendwie sicher. Diese Leiter hängt an der Bühnenseite, seit menschen in schwarzen Klamotten Kisten und Kästen über einer Bühne montieren. Die Tatsache, dass jemand auf Koks der Meinung ist, jetzt da raufklettern zu müssen, ändert nix an der Tatsache.


    Seien wir doch mal realistisch: der Veranstalter setzt eine Gefahr in diese Welt - nämlich eine Bühne mit all ihrem Zubehör, Nebenbauten und so weiter. Er muss nach menschlichem Ermessen sicherstellen, dass von dieser Gefahr im Idealfall einen Schaden erleidet - also verletzt wird oder materiellen Schaden nimmt. Ein bekokster Rapper liegt nicht im Verantwortungsbereich des Veranstalters. Ich sehe hier die Fahrlässigkeit oder sogar grobe Fahrlässigkeit deutlich auf Seiten des Künstlers. Und ich vermute ganz klar den Gebrauch von Tropanalkaloiden - denn kein gesunder Mensch im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten kommt auf die Idee, aus 10 Metern springen zu können, ohne damit sich selbst oder anderen Schäden zuzufügen. Anflüge (schönes Wortspiel) von Größenwahn und Unbesiegbarkeit passen sehr schön ins Gesamtbild.


    Gehen wirs mal von einer anderen Seite an: Die geschädigte Konzertbesucherin (die mit dem gebrochenen Arm) wird also erst mal auf zivilrechtlichem Weg prozessieren wollen. Gegen wen? Den Veranstalter - der wird auf den Verursacher verweisen. Oder sie wendet sich direkt an den Künstler oder dessen Management - auf jeden Fall wird in dem Zusammenhang hoffentlich sehr schnell ein Screening gefordert werden - und ich hoffe inständig, dass das passiert ist. Das Ergebnis können wir hier nur mutmaßen - aber wir alle wissen so in etwa, was da möglich ist. Und dann möchte ich die Begründung eines Anwaltes sehen (oder den Richterspruch, der diesem Anwalt folgt) dass der Verantwortliche auf der Bühne eine (Mit) Schuld trägt, weil er eine Strickleiter für den Abbau nicht gesichert hat.


    Das hat alles nix mit "sonst würden alle Shows ausfallen" oder mit "das war früher auch nicht so" zu tun - sondern ist meiner Meinung nach einfach eine klare Folgerung aus den Umständen. Selbst wenn der Typ klar im Kopf war - dann hätte er erst recht die Folgen seiner Aktion absehen müssen - auch dann kommt er nicht aus der Haftung. Einen anderen Weg nach oben hätte er so oder so getroffen.


    Nochmal: 100% gibt es nicht - und wenn Falco oder Niggles das für sich in Anspruch nehmen, meinen Respekt. Ich halte es für nicht leistbar.

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Ein (zumindest zeitweise) Verrückter entscheidet sich spontan, eine verrückte Tat zu begehen. Wie verhindere ich das?
    :idea: Ganz einfach: ich verbiete es!


    Falco, du benutzt in Diskussionen anderen gegenüber gerne das Wort 'Kloparolen'. Da überzeugt es dann wenig, sich ständig selbst welcher zu bedienen.


    Ich lege dir deshalb gerne noch einmal mein Verhältnis zu Regeln dar:
    1.) Regeln und Gesetze sind wichtig und unverzichtbar. Außer man lebt als Einsiedler auf einer Insel.
    2.) Regeln sind nur dann sinnvoll wenn sie von denen, die sie betreffen, auf breiter Front sinnhaft verstanden, akzeptiert und für den Alltagsgebrauch verinnerlicht werden. Andernfalls können sie auch kontraproduktiv sein. Sie ersetzen in KEINEM Fall eigenverantwortliches Denken und Handeln.
    3.) Je komplexer und unübersichtlicher ein Regelwerk, um so unwirksamer ist es in der Praxis.
    4.) Die Vorstellung man könne für absolute Sicherheit sorgen, wenn man nur für jede erdenkliche Regung des Lebens eine verbindliche Regelung erfindet, ist eine Illusion. Sie stellt sich (für mich) als gegen potentielle menschliche Stärken (selber denken) gerichtet dar und verleugnet bzw. provoziert/ fördert sogar menschliche Unzulänglichkeiten und Fehlverhalten (wie Gleichgültigkeit, Resignation, Vertrauen auf 'die da oben', Unvorsichtigkeit, falsche innere Opposition).
    5.) Wenn dereinst alles bis ins Unendliche geregelt/ reguliert/ reglementiert ist haben wir das Prinzip Endstille. Wenn wir erst mal reglos in der Kiste liegen, wird uns mit an allerhöchster Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts schlimmes mehr passieren. Allerdings sind wir dann leider tot.


    Ohne wenn und aber: ich achte dein Engagement, respektiere deine Arbeit und halte sie für unbedingt notwendig. Am Augenmaß, zumindest bzgl. der Vermittlung, könntest du dabei gelegentlich noch feilen. Nur mit Schutzbrille, bitte.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo


    (oha, Postingstau, daher fast schon nicht mehr aktuell. Egal - die Tatsache, dass hier engagiert Stellung bezogen wird zeigt mir, dass das Sicherheitsbewusstsein in unserer VA Welt überdurchschnittlich hoch entwickelt ist. Die Betonung liegt dabei ausdrücklich auf Bewusstsein - dann klappt das auch mit der Sicherheit)

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "klauston"

    Bin ich aber mal echt froh das Du von hier aus dem Internet sagen kannst das die das nicht benötigen.
    Nur eine Frage, gesetzt dem Fall das das Rigg eingesichert ist und die Hängeleiter dazu da um raufklettern zu können um auszusichern?
    Soll ja durchaus mal vorkommen sowas, das eine Strickleiter echt notwendig ist und nicht zum Spaß hängt.


    Aber nicht während der Show und dann noch an einer so exponierten Stelle. Wie du schon erwähnt hast ist die Bühne bei Acts dieses Kalibers Sperrgebiet für die Locals - wer soll da also hoch gehen?

    Zitat von "niggles"

    Was ist für dich für eine VfV/Stage Manager ein vertretbares Berufsrisiko? Ständig mit einem Bein im Knast? Es ist leider mitnichten so dass es eine Rechtsprechung gibt die einen bei Ausführung seiner Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen, aber im Vertrauen auf die persönliche Vernunft aller Beteiligten zumindest strafrechtlich (für die zivilrechtliche Seite gibts Versicherungen...) aus der Haftung nimmt. Da wird sehr schnell der Vorwurf des unterlassenen Handelns bei Gefahr im Verzug erhoben.



    "We have both types of music here. Country *and* Western."


    Ab einer gewissen Veranstaltungsgrösse gilt auch backstage nicht mehr "Wir haben uns alle lieb - und ihr seid die Grössten" sondern es gibt Regeln.
    Auf vielen grösseren Festivalbühnen herrscht auch für Künstler Glasverbot. Warum wohl? Kontrollen auf Waffen und unerlaubte Pyro am Backstageeingang gibts auch gelegentlich. Und die Flugeigenschaften von zerbrochenen Becken sind zum Glück schlecht genug dass sie es selten als Frisbee vom Drumriser bis ins Publikum schaffen.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat von "skyworker"

    Gehen wirs mal von einer anderen Seite an: Die geschädigte Konzertbesucherin (die mit dem gebrochenen Arm) wird also erst mal auf zivilrechtlichem Weg prozessieren wollen.


    Es wurden neben dem Verursacher 2 Menschen verletzt, einer davon am Rücken. Das ist nicht mit einer Zivilklage auf ein paar tausend Pfund Schadensersatz erledigt.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat

    Das ist nicht mit einer Zivilklage auf ein paar tausend Pfund Schadensersatz erledigt.

    - habe ich das gesagt?!


    Mein Beispiel war rein willkürlich gewählt und es ist mir wohl durchgegangen, dass mehrere Personen verletzt wurden. Aber ist das - mit Verlaub - nicht völlig egal?

    Kein Applaus für Scheiße!

  • So lange es bei einer Zivilklage bleibt ist die hier diskutierte (Mit-)Schuldfrage ohnehin nur am Rande relevant. Die Geschädigten verklagen den lokalen Veranstalter auf Schadensersatz und bekommen Betrag X und Betrag Y zugesprochen. Der lokale Veranstalter reicht das an seine Haftpflichtversicherung weiter. Die zahlt. Und wird anschliessend versuchen je nach Vertragskonstruktion entweder den Veranstalter der Tour oder das Management des Künstlers direkt in Regress zu nehmen. Der TL dieses Konzerts kommt da überhaupt nicht mehr vor.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat von "skyworker"

    Wer in dieser illustren Runde hätte im Vorfeld die Leiter weggeräumt?


    Ich definitiv auch nicht! Das da ne Leiter hängt ist für mich so normal wie das es im November / Dezember schneien kann.. Aber auch das überrascht andere immer wieder aufs neue..


    Im wahren Leben wird doch ein gewisser IQ vorausgesetzt. Der sollte nicht nur so hoch sein, dass man atmen, laufen, essen und ggf. selbständig aufs Klo kann sondern eigentlich auch so hoch, dass der man weiß "ey wenn ich von 12 Metern auf Menschen springe tut des mir weh und denen auch."


    Unsere Gefährdungsanalyse sollte beinhalten, dass ein Boxenturm vielleicht bei Windstärke 8 umfallen kann - aber ich gehe nicht davon aus, dass ein Künstler vorsätzlich und fahrlässig den Boxenturm in Richtung Zuschauer wirft!


    Und jeder von uns hat sich auf ner Veranstaltung doch sicher schon mal gedacht "das würde ich so nicht machen".
    z. B. ich dieses Jahr beim Splash Festival als der komplette Bereich in grünen Rauch eingehüllt wurde und dann noch ein Mega Joint aus dem vorne grüner Rauch kam herbeigezaubert wurde und der Künstler damit über das Publikum getragen wurde. Leider hat er es auch nicht weit geschafft und es war alles andere als angenehm in der Menge zu stehen die versucht sich auf dem Künstler zu stapeln weil Wellenbrecher wohl n Fremdwort waren (oder vielleicht auch einfach noch nicht vorgeschrieben). Ok - war nen Tag später wieder vergessen. Aber die Brandblase von dem Rauchpulver das mich erwischt hat war halt länger da - das Rauchpulver hätte ich definitiv nicht zugelassen - wobei ich als Pyrotechniker da auch noch mal anders darüber denken werde als ein normaler Veranstaltungstechniker/Meister.


    Fazit von mir:


    - 100% Absicherung geht nicht - außer ihr habt vor 3 Monate Gefährdungsanalyse zu schreiben mit dem Ergebnis das jeder Besucher in eine einzelne Gummizelle gesteckt wird und die Künstler mit Gummiinstrumenten spielen damit der Drummer sich nicht mit seinen Sticks ein Auge ausstechen kann.


    - Ist auch nicht unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe ist es unseren Bereich für den Normalbetrieb sicher zu machen und dann einzugreifen wenn dritte offensichtlich verletzt werden können.


    - Wir können dabei aber zumindest davon ausgehen, dass jeder Künstler einmal gelernt hat "ich werfe nichts auf andere Menschen weil es ihnen weh tut" und diesen Satz so weit verinnerlicht hat das wir ihn nur noch nett darauf hinweisen müssen wo es denn für ihn gefährlich werden könnte (Beispiel: bitte nicht über die Markierungen treten da das die Sicherheitszone für die Pyrotechnik ist)

  • Schön geschrieben. :D


    Und niggles:
    Eine Leiter in eine Truss ist normalerweise irgendwo direkt an der Truss befestigt, meist ganz aussen, so wie hier auch.


    Hat wenig Sinn die Leiter für die Truss Backstage zu montieren.


    Und bitte nachdenken, ich hatte klar geschrieben das man auch auf die Truss muß um auszusichern ( oder einzusichern )
    Das macht man meist vor und nach der Show.


    Wenn es nämlich eine Andere und leichtere Art gibt wie man auf die Truss kommt, dann benötigt man keine Strickleiter.

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons

  • Nicht dass ihr denkt, ich hätte mich jetzt in die Ecke verzogen. Gestern bend hatte ich schon geantwortet aber wohl nicht gesendet, war zu spät... Also, so weit sind billbo und ich gar nicht auseinander, wenn ich nach dem Beitrag von gestern abend gehe. Im Zuge des A3-Fadens wurden von ihm nur sehr häufig und nachdrücklich alles, was mit Vorschriften zu tun hat, negiert. Wo ich *...parolen abgeliefert haben soll, erschließt sich mir nicht.


    Die 100% beanspruche ich nicht, denn nur nobody is perfect und so heiße ich nicht. Für mich ist es wichtig, die Regeln zu kennen, um sie *anwenden* zu können. Die Ausgestaltung aller Regeln liegt übrigens in den Händen jedes einzelnen Unternehmers. Dafür gibt es die sogenannte Deregulierung. Wenn sich allerdings ein großer Teil der Unternehmerschaft in unserer Branche nicht um das kleine 1x1 des Arbeitsschutzes kümmert, vergeben sie sich die Chance zur Ausgestaltung und dann steht irgendwann ein Herr von der BG oder dem Amt für Arbeitsschutz vor der Tür (meistens nach Unfällen) und fertigt ganz lange Begehungs-Mängel-Protokolle an, wo schon mal wirklich Unsinn bemängelt wird.


    Zur Komplexität des Regelwerks möchte ich D und UK vergleichen. Bei uns herrscht eine hohe Regelungstiefe und -breite. Irgendwie scheinen viele Unternehmer da nicht durchzublicken oder sich scheuen, Kompetenz einzukaufen. Daher wird sich hierzulande nicht so toll an manches gehalten. Auf der anderen Seite kann ich als UN oder Fasi viele belastbare Werte in den Vorschriften finden. Halte ich mich daran, habe ich vor Gericht gute Chancen. In UK geht es nicht sosehr in die Tiefe. Da gibt es laws, guidance und vielleicht noch ACOP und Ende. Dafür ist die HSE, die Arbeitsschutzbehörde umso härter in der Kontrolle und Durchsetzung. Weil für vieles keine handhabbaren Werte festgeschrieben sind, endet so manches dann vor Gericht oder der HSE. Auch eine Form von sicherer Unsicherheit. Welches System ist nun besser?


    Ein anderer Leitspruch von mir ist: if you can't stand the heat, don't go in the kitchen. Manchmal gibts dann auch nicht so wohlgefeilte Worte...

    -> Arbeitssicherheit, Koordination Arbeitssicherheit auf Großveranstaltungen

    -> Sicherheitskonzepte

    -> Schulungen

  • Auch ich denke wir sollten jetzt mal die juristische Aufarbeitung abwarten.
    Zum Für und Wider und Umfang des "sicher machens" einer Bühne:

    Zitat von "andi.bt"


    Unsere Gefährdungsanalyse sollte beinhalten, dass ein Boxenturm vielleicht bei Windstärke 8 umfallen kann - aber ich gehe nicht davon aus, dass ein Künstler vorsätzlich und fahrlässig den Boxenturm in Richtung Zuschauer wirft!


    Um bei dem Beispiel zu bleiben: Auch indoor werden öfter mal Sidefills festgeratscht weil sie sonst umfallen wenn der 120kg-Frontmann einer HC-Legende drauf klettert und da oben wie ein Derwisch rum hüpft.
    Es kommt eben im Einzelfall drauf an wen man auf der Bühne hat und wie die mit dem Publikum interagieren. Zwischen den Skatepunk-Wurzeln der "Warped Tour" und einem familientauglichen Stadionrockkonzert liegen schon ein paar Welten.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat von "skyworker"

    Niggles, nicht das Sidefill. Es geht um die Strickleiter. Hättest du?


    In diesem Fall: Ja. Das Teil hängt quasi mitten auf die Bühne runter weil die Fronttruss relativ kurz ist, der zu erwartende Adrenalin- und Testosteronspiegel sowohl auf der Bühne als auch im Publikum ist hoch, von Alk und Drogen reden wir hier gar nicht mal... -> "Wenn ihr fertig seid mit der Arbeit da oben nehmt bitte nen Ratschgurt oder ein Seil und macht die Leiter irgendwo auf der Seite fest (z.B. am Kabelbaum der da hoch geht) bevor wer auf blöde Ideen kommt." Dauert 2 Minuten, tut keinem weh.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat von "skyworker"

    Kompliment. Ich bewundere deine Weitsicht!



    Detto.
    Gibt wirklich noch Techniker die päpstlicher als der Papst sind :lol: :lol: :lol:

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons

  • Niggles, die Kardinalfrage ist hier aber natürlich: hättest du das Ding wegmachen lassen BEVOR du diesen Thread hier gelesen hast? :roll:
    Denn, wie gesagt, hinterher ist das alles immer so schön klar und es ist überhaupt keine Kunst, alles top richtig zu machen.
    Börsenexperten wissen auch immer hinterher ganz genau, warum der Crash einfach zwangsläufig kommen musste. Nur leider eben vorher nie...


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Um der Ausgangsdiskussion auch noch meine zwei Senf mitzugeben:
    > Herrn Lindemann lässt man immer auf die Bühne,
    der könnte bestimt auch mal "in ordentlich" wenn er einen schlechten Tag hat,
    aber alle finden die Show cool und wollen das so.


    > Ganz andere Hausnummer:
    Hatte mal auf einem kleinen Kneipenkonzert den Fall,
    dass ein Musiker plötzlich nach einem lässigen Lassomanöver
    nur noch das Mikrofonkabel in der Hand hatte,
    während das SM58 irgendwo im Publikum verschwunden war.
    Problem war weniger der abhandengekommene Schallwandler,
    sondern vielmehr der junge Mann mit wirklich kreisrund
    ausgeschlagenen Schneidezähnen am Pultplatz mit der Frage:
    "Wer ift denn hier für herumfliegende Mikrofone zuftändig?"


    Wo fängts jetzt an, und wo hörts auf...


    Meiner bescheidenen Meinung nach ist es nicht zielführend
    einzelne Leute gezielt rauszupicken und in die Verantwortung für fremde Idioten zu nehmen,
    sonst dürfte der Tonkollege in Zukunft nur noch Headsets austeilen
    und der Pyrotechniker von Rammstein teilt nur noch bunte Luftballons an die Band aus..


    Wenn ich mir heute abend in der Hotelbar ein Dutzend Sambucca kommen lasse,
    diese über den Teppich und die Gardinen schütte und die Hütte anzünde
    wird auch keiner den Kellner oder Portier in die Verantwortung nehmen,
    sondern alle werden mit dem Finger auf mich zeigen und sagen: "der Depp hats gemacht"...



    Ach ja:
    Ich hätte die Leiter vermutlich auch weggebunden.
    Aber sicher nicht wegen hätte hätte Fahrradkette,
    sondern weils inclusive dem ungebündelten Kabelgedöns
    schlichtweg scheiße aussieht.
    Hat aber jeder seine eigene Auffassung von Ästhetik.

    CatCore - die vielseitigen Adapterlösungen von XLR auf Cat für Mobile Anwendungen, Rental und Installation: https://www.catcore.eu/


    Nächste Messe: PLASA Leeds am 14. und 15. Mai, Stand R-C10

  • Ja, das ist juristisch gesehen die Frage der Kausalität. Es gibt die natürliche - und die adäquate Kausalität. An einem Fallbeispiel: Person A erschlägt Person B mit einer Schaufel. Natürlich kausal betrachtet ist der Hersteller der Schaufel mit schuld am Verbrechen. Denn ohne die Schaufel wäre B nicht tot. Adäquat kausal kann der Hersteller nichts dafür, denn er hatte keinen direkten Bezug zum Verbrechen.


    Auf den vorliegenden Lemming-Fall würde ich sagen, dass ebenfalls keine adäquate Kausalität zwischen derLeiter und den verletzten Gästen besteht. Die Leiter hat niemanden verletzt und war auch nicht zu diesem Zwecke angedacht. Der Sprung vom Truss ist adäquat kausal Schuld an den Verletzungen.


    Der Techniker trägt etwa soviel Schuld wie der Tourmanager, des Künstlers Drogendealer, der Schnapsproduzent, der Strickleiterhersteller, der Halleneigentümer, etc..


    Ich erhebe nicht den Anspruch, dass meine Überlegung juristisch korrekt ist - ich habe nur laut gedacht als Gedankenansatz.

    Der Ton macht die Musik.