fliegenden Flügel mikrofonieren

  • Sorry für OT: Sollte diese Flügelnummer durchgeführt werden, erlaube ich mir eine Frage zur Relation in Punkto Sicherheit. Wenn wir das potentielle Worstcase Risiko ansehen und die Wahrscheinlichkeit dessen, dann müsste man im Vergleich sagen, dass alle, die ein Stück Traverse mit Spann/Zurrgurten an einem Stahlträger befestigen und alle, die an ihren Par-Kannen keine Safeties haben, völlig harmlos sind.


    So gesehen finde ich das schon ein bisschen komisch. Die Helikopterlandung ist vielleicht nicht das, was der durchschnittliche HKS jedes Wochenende in die Show einbaut, aber die potentiellen Gefahren für Personen- und Sachschäden sind schon gross.

    Der Ton macht die Musik.

  • selbstverständlich sind die "potentiellen gefahren" gross, wenn man einen flügel samt pianist mit einem hubschrauber in einer laufenden show möglichst sanft auf einer bühne abstellen möchte. noch dazu, wenn vor der bühne auch noch publikum sitzen sollte!


    aber ich sage zur gefahrenanalyse bei diesem showpunkt nur eines:
    es gehört NICHT zu unserem job, die risiken in diesem falle zu bewerten!

    ich sehe hier in erster linie den veranstalter und vor allem den hubschrauberpiloten in der pflicht.


    bei lampen ohne safeties sieht das selbstredend völlig anders aus, das liegt eindeutig in unserem verantwortungsbereich.
    also bitte nicht äpfel mit birnen vergleichen.


    unser job ist es hier, lösungen für die abnahme des flügels zu schaffen, eventuell auch noch den künstler auf die verstimmproblematik hinzuweisen.
    und genau darum sollte es in diesem thread doch eigentlich gehen, oder? 8)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"

    ...
    unser job ist es hier, lösungen für die abnahme des flügels zu schaffen, eventuell auch noch den künstler auf die verstimmproblematik hinzuweisen.
    und genau darum sollte es in diesem thread doch eigentlich gehen, oder? )


    In diesem Forum lesen und schreiben reine Tontechniker wie Du Wora, aber auch Fachkräfte fVAT, Meister fVAT, Ingenieure und auch Azubis und allerlei Hobbyisten.
    Für Dich ist es völlig legitim, die Problemstellung auf die rein musikalisch/künstlerische Komponente zu reduzieren. Andere Mitleser müssen von Berufs wegen darum bemüht sein eine Veranstaltung möglichst allumfassend zu beurteilen. Und wenn man dabei erst mal übers Ziel hinaus schießt ist das mM immer besser als zu kurz gedacht. Deshalb finde ich es auch völlig ok wenn ich hier über, vielleicht auch unbegründete, Bedenken lese.


    In der Sache und in der Praxis hier sind wir uns aber glaube ich einig: Der Tontechniker überlegt im Vorfeld wie es bestmöglich klingen könnte und Helipilot schaut das niemand physikalisch zu schaden kommt. Die Agentur klopft sich selbst auf die Schulter und der Veranstalter beschwert sich beim Tontechniker das der Heli zu laut ist. Am Ende wird eigentlich alles wie immer. Aber wenigstens war der Prosecco kalt....


    Gruß, Michel

  • Zitat

    Die Frage im Ursprungspost war aber "wie mikrofoniere ich" und nicht "wie mach ich die Veranstaltung sicher". Daran könnten wir uns einfach halten...


    Die Frage wurde schon beantwortet. Zuerst kommt Musik ab Band und wenn der Flügel am Boden steht, kann man kurz das Kabel einstecken.


    Ich finde es paradox, dass hier fast immer die Sicherheitsfragen ausgiebigst diskutiert werden. Dabei geht es meistens nicht um sehr gefährliche Angelegenheiten. Aber jetzt, wo ein Hubschrauber mit einem Flügel zum Publikum geflogen werden soll, darf man das Thema nicht anschneiden? Das ist bisher die gefährlichste Aktion, von der ich hier im Forum schon gelesen habe. Ich will das Vorhaben nicht als unmöglich abtun, aber es würde mich schon interessieren, wie das gelöst wird.

    Der Ton macht die Musik.

  • Neuer Versuch: Es sollte inzwischen klar sein, dass keine Mikrofonierung der Welt irgendsowas wie ein brauchbares Signal aus einem Flügel holt, der unter einem Hubschrauber eingeflogen wird. Also muss man sich, um wenigstens die Illusion eines gespielten Flügels zu schaffen, den Ton aus der Konserve holen. Die Aufgabe reduziert sich dann darauf, den Übergang vom Playback zu Live so unhörbar wie möglich zu gestalten. Das ist nun eine sehr reizvolle Aufgabe für die Mikrofon- und Naturinstrumente-Fetischisten, :twisted: das hinzubekommen. Funk kann man, denke ich, abhaken, denn das Tragegeschirr muss ja eh irgendwie entfernt werden, wenn der Flügel gelandet ist, und da kann man die paar Strippen auch gleich noch anstecken.


    Gehen wie davon aus, dass da ein komplettes Podest abgesetzt wird, und zwar (durchaus denkbar) nicht so sanft wie mit dem Autokran, sondern ein wenig robuster. Das hat einige Folgen:

    • Die vorbereiteten Mikrofone, egal ob auf Stands, an Klemmen, per Gaffa geklebt oder was auch immer, dürfen bei diesem Ruck ihre Positionen nicht verlassen, sonst ist die ganze Vorbereitung für die Katz.
    • Das gleiche gilt für alle Mikrofone, Notenständer, Instrumente, was auch immer, die sich bei dem Stunt bereits auf oder an der Bühne befinden, sonst ist anschließend das große einsammeln wieder angesagt. (Der Begriff "Turnover" für den Umbau zwischen zwei Acts bekommt da eine ganz neue Bedeutung.)
    • Die Stimmung des Flügels könnte anschließend ziemlich angeschlagen sein, dh. die ganze schöne Mikrofonierung macht nur deutlich und für alle hörbar, dass "Flügel" und "Fliegen" allenfalls sprachlich miteinander zu tun haben.


    Ich halte das ganze immer noch für eine ziemliche Schnappsidee, die nur einem weichgeklopften Agenturgehirn entsprungen sein kann, aber wenn's denn unbedingt sein muss, hätte ich zwei Vorschläge, wie es halbwegs gesittet klappen könnte:

    • Alternative: Ersetze den Hubschrauber durch einen großen Autokran (Für den Tarif, der für einen kräftigen Hubschrauber aufgerufen wird, bekommt man wahrscheinlich einen *SEHR GROSSEN* Autokran). Das löst zum einen das Problem mit dem ohrenbetäubenden Lärm und der Orkanwindstärke, zum anderen besteht eine doch recht große Chance, dass der Flügel auf dem Transport die Stimmung halten wird und dass alle Mikrofone dort bleiben, wo sie sind. Mit einer kleinen in das Transportpodest eingebauten USV kann dann sogar die Funkübertragung samt phantomgespeisten Edelmikrofonen und Monitoring für den Pianisten realisiert werden. Wie weiter oben schon mal angedeutet, würde ich die Aktion zum Anlass nehmen, mir endlich mal meine absolute Traum-Mikrofonierung zu kaufen, denn Kosten scheinen bei der Aktion kaum eine Rolle zu spielen. :roll:
    • Alternative: Ersetze den Flügel durch ein entsprechende getarntes Masterkeyboard und betreibe damit eine hochwertige Soundbibliothek. Dann kann der Hubschrauber Lärm machen, wie er will, kann den Flügel auf den Boden rumpeln lassen, das Tonsignal wird verwertbar bleiben. Platz für die erforderliche Stromversorgung per USV wäre wie oben im Podest (oder im Flügel selbst, wenn man zur Spezialanfertigung greift). Und man hat, während die durcheinandergeblasene Bühne sowie das versprengte Publikum wieder an die angestammten Positionen sortiert wird, wenigstens Livemusik.


    Beides sind Lösungen, bei denen der akustische Dienstleister schon recht früh in die Vorbereitungen mit eingebunden sein muss, damit da was klappt. Mal schnell hinfahren, den Flügel verkabeln und hoffen, dass alles gut geht, ist da wohl nicht drin.


    Aus irgendeiner Art von Gefährdungsbeurteilung halte ich mich bewusst raus. Das sollen die machen, die sich mit den entsprechenden Regeln auskennen (Ist das eigentlich ein Montageflug im Sinne des Anhangs 9.2 zur BGR 162?).

    Harvard'sches Gesetz für Tierversuche: "Unter sorgfältigst kontrollierten, dokumentierten und jederzeit reproduzierbaren Laborbedingungen verhalten sich Versuchstiere immer so, wie es ihnen gerade passt."

  • Danke für die ausführliche Analyse der Veranstaltung,alle Vorschläge, Ideen und Warnungen zum Thema Wind und Lautstärke nehme ich sehr ernst und lasse das in meine Planung mit einfließen.
    Gerne lass ich euch im Anschluss wissen, wie das alles dann realisiert wurde und wies gelaufen ist. :)


    Noch ein paar Antworten zu den vorgehenen Posts:


    - Da der Veranstalter ein Flughafen ist, wird der Hubschrauber nicht gegen einen Autokran ersetzte werden. ;)
    - Der Pianist spiel immer auf dem selben orangenen Klavier (hat sich zwischenzeitlich rausgestellt, dass es ein Klavier ist und kein Flügel) und geht damit auf Tour
    - die Sicherheit des Pianisten haben andere zu verantworten, so wie ich das sehe wird das aber professionell gelöst werden.


    hier ein paar Infos mit Bild vom fliegenden Teppich: http://orange-piano-tour.com/de

  • Zitat von "c4"

    - die Sicherheit des Pianisten haben andere zu verantworten, so wie ich das sehe wird das aber professionell gelöst werden.


    http://www.orange-piano-tour.c…lying%20carpet%20test.jpg


    Seeehr proffessionell, die Schraubzwingen an der Gabelverlängerung... :lol: :lol:
    (Nein, ich will nicht ernsthaft äussern, dass das Leben des Pianisten in Gefahr wäre!)

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • :D:D so genau hab ich mir das gar nicht angeschaut...!!!
    Dann hoffe ich mal, dass die das am Hubschrauber nicht auch mit Schraubzwingen fixieren! ;)


    aber nach wie vor ist das ja nicht meine Baustelle...

  • ha ha, das scheint ja eine lustige truppe zu sein. :D


    was das bild mit den schraubzwingen angeht: es ist sehr offensichtlich, dass es sich dort um einen test handelt. das lässt natürlich hoffen, das die endgültige lösung dann professioneller von statten geht.


    wieder zum ausgangsthema:
    ein klavier ist natürlich ein bisschen einfacher abzunehmen als ein flügel.
    und da es hier anscheinend auch eher um den gag als um ein erstklassiges konzertfeeling geht, dürfe eine lösung mit kontaktmikrofonen (z.b. Schertler) ja auch noch in frage kommen. bei bedrauf kann man ja zusätzlich noch zwei mikrofone reinpacken. dann noch die entsprechenden UHF sendestrecken dran und fertig ist die funktionelle lösung.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • ich würde mal nachfragen, ob das wirklich ein Klavier ist ... für mich sieht das sehr stark nach einer orangenen Holzkiste mit eingebautem E-Piano aus. Ausserdem ist das doch eh eine reine Publicity Kiste ... das kann man das Playback einfach durchlaufen lassen, interessiert doch keinen bei so einer Nummer. Von daher können wir hier aufhören zu diskutieren ...

  • für alle dies interessiert hier ein kleiner clip zur Veranstaltung: https://www.youtube.com/watch?v=xRHyjIqotWI


    letztendlich kam alles vom Band, lediglich Gesang, Chor und Streicher waren live. Gespielt wurde auch erst, als das Piano samt fliegendem Teppich gelandet wurde und der Heli außer Hörweite war.


    Wind durch Heli hielt sich auch in Grenzen, vor fliegenden Stühlen musste man sich nicht in Acht nehmen. ;)


    Alles in allem eine spannende Veranstaltung, die leider durch ein wetterbedingtes Ausweichen auch einen zweiten Termin etwas schwach besucht war.
    Aber es hat schon Spaß gemacht, mitten auf dem Rollfeld zwischen ankommenden und abfliegenden Flugzeugen zu arbeiten! :)