Zitat von "Kracky"...aber niemand davon hat mit Sicherheit jemals nen guten Sound fürs Publikum hin gebracht wenn er mitten auf der Bühne saß. Niemand kommt darum herum in den Zuschauerraum zu stehen um sein Ergebnis zu kontrollieren und genau das ist die irreführende in diesem Video, dort wird suggeriert das der Sänger auf dem Barhocker sitzend und selbst singend mal nebenher die komplette Band mischt und nicht nur das, der passt zielgenau Dynamics und Effekte an. Für mich total realitätsfremd, das geht nicht!
das unterschreibe ich.
z.b. letztes jahr hatte ich einen gig mit der eigenen band, da habe ich unseren monitormix selbst gemacht (für den frontmix gab es einen eigenen mann am FOH). das war für mich tatsächlich viel anstrengender als ich dachte. obwohl ich meine iPad-steuerung und mein pult in- und auswendig kenne, kam ich stellenweise ganz schön in zeitnöte, wenn ich während der songs dinge anpassen wollte... ich kann also aus eigener erfahrung sagen: da auch noch einen guten frontsound zu zaubern, das geht nicht.
es kommt natürlich immer darauf an, was man unter einem "guten sound" versteht. unter gutem livemix verstehe ich z.b. auch das "fahren" von effekten, das betonen von instrumenten in bestimmten songphasen. das alles geht von der bühne aus nicht, weil man einfach nicht das hört, was beim publikum WIRKLICH ankommt!
es gibt natürlich auch erstaunlich gelungene "von-der-bühne-mixe", aber richtig gute im sinne von "wow, wie geil klingt das denn" habe ich noch nie gehört. das gibt es wirklich nur mit nem guten FOH mann.
in sofern stelle ich mich da eindeutig auf die seite von Kracky.
um wieder direkter zum thema zu kommen:
eine bildschirmoberfläche kann in so manchen situationen keine fader ersetzen. dafür gibt es einen einzigen, absolut einleuchtenden hauptgrund:
- das gefühl in den fingern.
wenn ich einen fader am finger spüre, dann brauche ich nicht mehr hinschauen, dann kann ich mich 100% auf das bühnengeschehen konzentrieren! ich kann da sogar mal die hand kurz wo anders hinbewegen, diesen fader finde ich fast ohne hinzuschauen in kürzester zeit wieder!
ein weiterer wichtiger grund für richtige fader:
- man ist viel schneller handlungsbereit. am iPad muss man immer erstmal einen moment warten, bis das display den finger erkannt hat und den befehl ausführen kann. diese latenz fällt bei einem physikalisch vorhandenen fader komplett weg. in dem moment, wenn ich den fader berühre, ist dieser auch schon einsatzbereit. das macht sich vor allem dann bezahlt, wenn schnell mehrere tätigkeiten hintereinander ausgeführt werden müssen.
noch ein grund:
- vor vielen jahren machte ich auch noch lichtjobs. da hatte ich mal die "gelegenheit", eine lichtshow mit einem lichtpult mit sensortasten fahren zu müssen... was soll ich sagen: an dem abend gab es öfter mal sehr seltsame bewegungen der angeschlossenen scanner, weil ich aus versehen mit dem handballen auf irgend eine taste gekommen bin. tja, nicht umsonst haben auch die modernsten lichtpulte auch heute noch richtige fader! mein fazit aus dieser erkenntnis: im bereich um die fader sollten sich keine sensorelemente befinden, also auch auf dem iPad nicht. da der platz aber insgesamt eher knapp bemessen ist, gibt´s dort immer noch irgendwie kleine flächen mit funktionen, die man aus versehen aktivieren kann. und sei es nur ein muteknopf
noch ein beispiel:
- vor zwei jahren ist mir mal folgendes passiert:
ein burgfest mit wechselnden bands. ich stehe auf der bühne uns stelle mit meinem iPad den monitor ein. im momant, in dem ich dan virtuellen fader vorsichtig mit dem finger nach vorne schob, um die grenzen des lautsprechers auszukundschaften, rempelte mich der gitarrist vo nhinten mit dem gitarrenhals an... und schwupp - war der fader ganz oben - und ein fürchtertliches feedback setzte ein!
wenn ich in diesem moment einen richtigen fader gehabt hätte, wäre dieses feedback mit sicherheit seeehr kurz gewesen. so aber fummelte ich, während es fürchterlich pfiff, hilflos am iPad rum, aber der virtuelle fader wollte mir einfach nicht gehorchen!! meine finger wollten immer wieder den punkt ertasten, um den fader nach unten zu ziehen. aber es galang mir einfach nicht!
so habe ich dann nach einer gefühlten ewigkeit das funkmikro aus der klemme gerissen und abgeschaltet.
das ergebnis war dann ein weiteres, unschönes pfeifkonzert - und zwar vom publikum!
in diesem moment dachte ich: "ein königreich für einen richtigen fader"!!
für mein verständnis von mischarbeit sind fader jedenfalls unverzichtbar.
wie gesagt, ich meine damit nicht die jobs, wo man nur ab und zu mal nen fader anpassen muss oder ohnehin nur einen oder zwei fader bedienen muss. ich denke an die jobs, wo man eine band richtig mischt. das geht mit solchen lösungen nicht.