Zukunftsfähige Energiewirtschaft aus Veranstaltungstechnikersicht.

  • Man wird ohne irgendwas "Zentrales" nicht auskommen. Nehmen wir mal an, es gäbe keine Großkraftwerke mehr, die primär Energie erzeugen. Jeder hat nen Schwung Solarpanels auf dem Dach und ein Windrad im Garten. Entweder hat jeder auch einen ausreichend großen Energiespeicher, um damit komplett autark zu sein und ist vom Netz komplett getrennt, oder eben nicht.

    Da das Szenario der kompletten Autarkie derzeit noch extremst unrealistisch ist, gehe ich mal von Fall 2 aus. Man will also im Falle einer Dunkelheit mit Windstille den dann benötigten Strom irgendwie aus dem Netz beziehen. Andersrum will man natürlich seinen zu viel erzeugten Strom einspeisen.

    Es braucht also mindestens zentral gemanagte Speicher(kraftwerke). Und es braucht eine zentrale Steuerung der ganzen dezentralen Anlagen, damit nicht zu viel eingespeist wird.

    Wahrscheinlich wird es aber auch darauf hinauslaufen, dass man auch noch ein paar Grundlastkraftwerke braucht.


    Es braucht also:

    - Zentrale Netzsteuerung

    - Zentrale Steuerung der dezentralen Erzeuger

    - Zentrale Steuerung der Speicher- oder Grundlasteinrichtungen


    Gerade der zweite Punkt ist technisch nicht trivial. Das fängt schon dabei an, festzulegen, wer jetzt wie ausgesteuert wird, und geht bis zu den Problemen, die in der Praxis immer wieder auftreten, wenn Geräte unterschiedlichster Hersteller in einem gemeinsamen Verbund laufen sollen. Die kleinen Nickligkeiten, wenn Hersteller A die Spezifikation des Steuerprotokolls leicht anders interpretiert als Hersteller B, kennt man ja zur Genüge aus anderen Bereichen.


    Wenige zentrale Erzeuger sind dagegen deutlich einfacher zu handhaben.

  • Der Trick ist eben, nicht nur eingleisig zu denken.

    EIN Hauptversorger für die ÜBERWIEGENDE Wärme-/Energiequelle ist grad eher kacke. Genau so sieht es mit der Focussierung auf Wind- & Solarkraft aus. Da muss noch viel mehr dazukommen, wie Bioenergie, Ab-/Restwärmenutzung etc. pp.


    Einerseits, um ein Netz aufzubauen, was recht störungsfrei läuft, andererseits um andere Unwägbatkeiten von in großer Menge genutzten Systemen abzufedern.

    Noch kann niemand abschätzen, was es für die Erde bedeutet, daß man Windenergie abzweigt, um Strom draus zu machen, oder daß riesige Bereiche der Erdoberfläche plötzlich schwarz sind und Sonnenenergie weniger richtung All reflektieren.

    Öl- & Gasnutzung war vor 150 Jahren auch beinahe keinerlei Gefahr für die Natur - weil es wenige gemacht haben.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Noch kann niemand abschätzen, was es für die Erde bedeutet, daß man Windenergie abzweigt, um Strom draus zu machen, oder daß riesige Bereiche der Erdoberfläche plötzlich schwarz sind und Sonnenenergie weniger richtung All reflektieren.

    Diese Aufzählung kann man unendlich weiterführen. Der Mensch greift überall in die Natur ein, ohne genau zu wissen, was wir anrichten und welche globalen Konsequenzen das hat. Die ganzen Chemikalien, die in die Umwelt gelangen, Abgase, Antibiotika, ...

    Das Zubetonieren von Grünflächen, das Verändern von Gewässerläufen, die Nutzung der Erdwärme, ...


    Konsequenzen hat alles, nur kann kein Mensch abschätzen, was jetzt wie gut/schlecht für das ganze System "Erde" ist.

    Der Ton macht die Musik.

  • Interessant finde ich auch, dass man auf der einen Seite Darwin als Entwicklungserklärung proklamiert und auf der anderen Seite alles tut, um eben den aktuellen Status - Quo zu zementieren und sich freut, wenn man die die 'Darwin - Uhr' zurück drehen kann, in dem man fast ausgestorbene Arten wieder 'aufpäppelt'....

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  • Interessant finde ich auch, dass man auf der einen Seite Darwin als Entwicklungserklärung proklamiert und auf der anderen Seite alles tut, um eben den aktuellen Status - Quo zu zementieren und sich freut, wenn man die die 'Darwin - Uhr' zurück drehen kann, in dem man fast ausgestorbene Arten wieder 'aufpäppelt'....

    Das passt schon.

    Der Erde ist es scheiß egal, was wir hier veranstalten - sie und auch das Leben wird es garantiert überleben.


    Das Problem ist, das wir als Menschen die Erde und unsere Umwelt in einer für uns förderlichen weise benötigen.

    Sonst sterben wir halt irgendwann aus.


    Das ist wie der Ausspruch "Es ist gut, das es regnet, die Natur braucht das".

    Die Natur braucht das nicht wirklich - sie passt sich an die Verhältnisse an.

    Aber wir brauchen den Regen, damit die Art von Natur erhalten bleibt, die unser Überleben sichert.

  • Der Erde ist es scheiß egal, was wir hier veranstalten - sie und auch das Leben wird es garantiert überleben.

    das stimmt natürlich.


    da fällt mir folgendes ein:

    treffen sich zwei erden im weltraum.

    sagt die eine: "na, wie geht´s?"

    "mir geht es gerade nicht so gut"

    "warum denn?"

    "ich habe homo sapiens"

    "oochh... das geht vorbei!"

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • *Back to business for a brief moment*


    IDN: 20 Leute auf der Rednerliste und damit einhergehende Programmänderungen, die man erst in der individuellen Anmoderation mitgeteilt bekommt, wenn die Änderungen den Unterschied zwischen lokalem und zugegeschaltetem Redner bedeutet. Zumal, wenn der Call-Beauftragte UND der Zugeschaltete das im selben Moment erfahren.


    *back to the big topics*

  • Noch kann niemand abschätzen, was es für die Erde bedeutet, daß man Windenergie abzweigt, um Strom draus zu machen, oder daß riesige Bereiche der Erdoberfläche plötzlich schwarz sind und Sonnenenergie weniger richtung All reflektieren.

    Am Schluss wird eh alles zu Wärme. Ob das den Umweg über elektrische Energie nimmt ist wurscht.

  • Wobei es durchaus schon Situationen gab, bei denen man den 'Aufladestrom' 'nachgeworfen' bekommen hat. Zahl man dann auch für den aus seinem 'E-Auto Grid' 'rückgespeisten' Strom EEG Umlage?
    ...

    Genau so ist es, man zahlt EEG-Umlage beim Aufladen und man zahlt EEG-Umlage beim Rückspeisen ins Netz. Das ist so bekloppt, daß man sich das zunächst gar nicht vorstellen kann, aber es ist die aktuelle Rechtslage in Deutschland. Würde man das ändern, könnte man mit Elektroautos das Netz stabilisieren und es würde sich für die E-Auto-Besitzer finanziell lohnen. Technisch ist das machbar (der SION z.B. soll die nötige Technik für bidirektionales Laden bereits an Bord haben, erste Versuche dazu liefen bereits erfolgreich), wirtschaftlich derzeit nicht.

  • Die Aufgabe der Netzstabilsierung (N-1) ist eine Aufgabe der Netzbetreiber. Da geht es erstmal nicht um 'lohnt sich'. Wenn jemand mit Stromspeichern Geld verdienen will, dann muss er halt schauen, ob es geht. Eine Garantie für's Geldverdienen gibt's halt aktuell nur bei der Stromerzeugung, egal ob der Strom gebraucht wird oder nicht.

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  • Die Aufgabe der Netzstabilsierung (N-1) ist eine Aufgabe der Netzbetreiber. Da geht es erstmal nicht um 'lohnt sich'. Wenn jemand mit Stromspeichern Geld verdienen will, dann muss er halt schauen, ob es geht. Eine Garantie für's Geldverdienen gibt's halt aktuell nur bei der Stromerzeugung, egal ob der Strom gebraucht wird oder nicht.

    Es geht immer um "lohnt sich". So funktioniert unser Wirtschaftssystem und also auch das Stromnetz samt Erzeugung und Laststeuerung. Speicherkraftwerke verdienen ja grundsätzlich an der Spreizung des Preises, die immens hoch ist. Bei der Einspeicherung kann er negativ sein, bei der Ausspeicherung ist er auf dem Maximum des Tages. Nur bleibt davon eben bei Anwendung der EEG-Umlage nicht genug übrig, um die Strukturen aufzubauen. Ohne EEG-Umlage würde es sich sogar für Elektroauto-Fahrer innerhalb kurzer Zeit rechnen, das Netz mit zu stabilisieren.
    Grundsätzlich war und ist die EEG-Umlage ein tolles Instrument, um die Erzeugung von Erneuerbaren Energien zu unterstützen, sie ist aber hinderlich bei der Integration der EE ins Stromnetz, dafür brauchen wir zwingend Speicher, die wir seit vielen Jahren schon hätten bauen können. Dann hätten wir jetzt das Strompreisproblem durch teures Gas nicht. Also überhaupt nicht.

    Was für mich unter dem Strich ein IDN ist: Märkte mit Fehlanreizen.

    Märkte optimieren sich sehr effizient im Rahmen der Vorgaben. Und wie diese Vorgaben gestaltet sind, so entwickeln sich die Märkte.
    Ein Beispiel ist die doppelte EEG-Umlage für Speicherkraftwerke.
    Ein weiteres die Slot-Vergabe an Flughäfen. Die hat in der Pandemie dafür gesorgt, daß Tausende Flüge leer durchgeführt wurden, damit die jeweilige Fluggesellschaft ihre Spots nicht verliert.
    Wenn wir genau hinschauen, finden wir noch viel mehr solcher Beispiele.

    Alternativ könnten wir beim Strom von der Marktwirtschaft weggehen und mit Staatsunternehmen arbeiten. Tatsächlich würde ich das für Bereiche der Daseinsvorsorge bevorzugen, Strom, Wasser, Gesundheit, öffentlicher Transport (Bahn, ÖPNV). Ist eine Überlegung wert, nachdem die Versuche der Privatisierung bis jetzt nicht so gut gelaufen sind.

  • Eine Garantie für's Geldverdienen gibt's halt aktuell nur bei der Stromerzeugung, egal ob der Strom gebraucht wird oder nicht.

    klar. und je größer der stromerzeuger, desto mehr geld kann verdient werden. und je mehr geld mit etwas verdient wird, desto vehementer werden hier die marktanteile verteidigt. und auch hier gibt es, so lange ich denken kann, gezielte desinformationen. ich kann mich z.b. noch sehr gut an einen fiesen slogan der atomindustrie aus den 80ern erinnern: "Wozu Kernkraftwerke? Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose".

    mit solchen methoden wurde da gearbeitet, um die skeptiker lächerlich zu machen.

    schon in meiner frühen jugend hatte ich etwas gegen diese technik, damals war gerade der unfall in Three Mile Island passiert und führte der welt drastisch vor augen, wie gefährlich diese technologie war - und ist. und das thema "wohin mit dem atommüll" war ebenfalls schon präsent - aber es hat die meisten menschen schlicht nicht interessiert, was ich bis heute nicht verstehen kann.

    ok, ich schweife ab. ;)

    was ich sagen wollte:

    geld wir ja vor allem dort erwirtschaftet, wo man große mengen strom erzeugen kann. ergo in großen kraftwerken (oder wenn einem ganz viele kleinere gehören). die kleineren erzeuger versucht man, wie auch in anderen branchen üblich, über unsinnige gesetzliche regelungen auszubremsen. das ist eine bewährte methode der konzerne, die ihre einflussnahme auf die politik ja nicht mal verschweigen müssen. denn nicht wenige politiker haben einen "nebenjob" in genau diesen konzernzentralen. meiner meinung nach dürften politiker, die diese nebenjobs haben, zu gesetzen und verordnungen über die energiepolitik nicht mit abstimmen, denn sie sind eindeutig befangen.

    und dann kommt ja noch das thema "lobbyarbeit" dazu. es ist ja bekannt, dass die anzahl von gut bezahlten lobbyisten die anzahl der politiker weit überschreitet. warum ist das so? diese frage kann sich jeder selber beantworten. fakt ist: wenn es sich wirtschaflich nicht lohnen würde, so viele hochbezahlte leute ständig zu den politikern zu schicken, dann würde das die industrie garantiert nicht machen. es scheint sich also sehr wohl zu lohnen.

    ich bin deshalb der ansicht, dass sich kleinteiligere lösungen zur energieerzeugung für die allgemeinheit sicherlich rechnen würden, egal was die branchenriesen dazu meinen. und bevor das falsch verstanden wird: ich habe nichts gegen ein paar große grundlast-kraftwerke - so lange sie nicht zu gefährlich und/oder umweltverändernd arbeiten.


    und das man für das zwischenspeichern von energie kein oder viel zu wenig geld bekommt, muss man doch zwingend und dringend ändern!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

    2 Mal editiert, zuletzt von wora ()

  • Alternativ könnten wir beim Strom von der Marktwirtschaft weggehen und mit Staatsunternehmen arbeiten. Tatsächlich würde ich das für Bereiche der Daseinsvorsorge bevorzugen, Strom, Wasser, Gesundheit, öffentlicher Transport (Bahn, ÖPNV). Ist eine Überlegung wert, nachdem die Versuche der Privatisierung bis jetzt nicht so gut gelaufen sind.

    dafür*

  • Das kann man so und so sehen. Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch daran, wie leicht es zu Telefonmonopolzeiten war, selbst fortschrittliche Technik ans Netz anzuschließen.
    Daher würde ich vermuten, dass der Anschluss 'kleiner' Einspeiser an ein 'behördliches' Stromnetz vielleicht inzwischen mit nur 10 Formularen möglich wäre.
    Und zum Thema 'wir speichern Strom im E-Auto': Es ist nicht mehr so wie früher, wo man sagte: Tagsüber braucht man viel Strom und Nachts haben wir dann Strom über, drum machen wir ihn günstiger (was zu einer frühen Form der indirekten Speicherung im 'Nachtspeicherofen' geführt hat, die schon damals über die Rundsteuerleitung 'remote' kontrollierbar war). In der Nacht, wenn die Mehrzahl der E-Autos an der Ladesteckdose hängt, fehlt schon mal die Solarenergie. Wenn es dann noch relativ windstill ist, dann muss der Ladestrom schon von woanders her kommen. Man stelle sich vor, die 'smarte' Ladesteuerung würde das E-Mobil vom Netz nehmen um das Netz zu stabilisieren und am kalten, schneereichen Januarmorgen wäre die Batterie des Autos nur zu 47% geladen. Ich stell mir grad vor, wie die dezentralen kinetischen Energiespeicher in der Nacht geräuschvoll in Aktion treten ... :)
    Wir brauchen einen stabilen Grundlasterzeugungsanteil um das Stromnetz stabil zu halten. Atomkraft und Kohle wollen wir nicht, was bleibt da aktuell außer Gas noch sinnvolles? (Und Atomstrom vom Nachbarn kaufen ist vielleicht noch sinnvoll, aber auch verlogen).

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  • der einwand, dass die autos als energiespeicher vielleicht nicht die cleverste idee sind, muss man so akzeptieren. es kann ja nicht sein, dass man morgens ein auto mit halbleerem akku vor der nase hat. ich denke diese idee ist wirklich nur für das abfangen von stromspitzen geeignet. grundlastbetrieb geht damit höchstens, wenn es ein paar millionen e-autos sind, die daran beteiligt werden. das wird also noch lange dauern.


    hier müssen eben weitere ideen her. aber es ist ja nicht so, dass es an ideen mangeln würde. diese lösungen müssen halt entsprechend gefördert werden, dann kommt da auch schwung rein.

    aber auch das ist nur eine höchstens mittelfristige lösung unseres problems. jetzt, in der augenblicklichen lage, hilft nur sparen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang