Hörgeräte und Hörschwäche

  • Moin,

    Respekt für den Mut des TS, dieses sensible Thema anzugehen. :!:

    Wir werden alle nicht jünger und dieses Thema kann jeden von uns treffen, denn es reicht Stress und ein Hörsturz aus, um in diesen Teufelskreis zu kommen.


    Ichhabe mich damit auch schon länger befasst und bin zu keiner Lösung echten gekommen.

    Zumal mein HNO ganz klar gesagt hat, die Frequenzen, die weg sind, bleiben weg! ;(


    Aus diesem Grunde hat sie mir kein Gerät aufgeschrieben, was ich echt fair finde.


    Ein Jahr lang habe ich es mit Tinnitracs https://www.tinnitracks.com/de versucht, was leider nicht den erwünschten Erfolg brachte. Vielleicht ist das eine Lösung für den Ein oder Anderen hier.



    Also gilt es, die Frequenzen, die weg sind nicht überbetonen und bis jetzt klappt es. :)


    Der Fairnes halber muss ich zugeben, dass ich von Beschallungen nicht leben muss, es aber nach wie vor gerne mache.


    Bin weiterhin gespannt, was hier dazu zusammenkommt.


    Gruß aus dem Norden

    Nicht weit von dort, wo WERDER spielt!!

  • Da fällt mir ein, wir hatten letztes Jahr einen Trupp älterer Herren zu Gast, die hatten alle IEM Hörer die speziell für Musiker*innen mit Hörverlust entwickelt wurden. Die haben eine Blase die auf die Knochen überträgt - kann mich leider nicht erinnern wie das Produkt hieß.

    wenn es so weit ist, dass nur noch die knochenleitung funktioniert, dann sollte man mit dem live-mischen aufhören. für musiker ist das natürlich ein kleineres problem, die müssen "nur" ihr instrument bedienen. den mix für das publikum sollte aber jemand machen, der noch über die trommelfelle hören kann.
    das ist jedenfalls meine meinung.


    Und der Ohrenarzt sagte außerdem zu ihm: wenn er laut genug mixt, könne er genau so hören wie besser hörende Besucher auch.

    genau das habe ich hier ja auch schon beschrieben. sobald der lautstärkepegel über etwa 70dB liegt, habe ich keine probleme mehr mit dem hören.

    was ich aber nicht mehr höre, sind feedbacks bei 16kHz - oder eben die leisen störgeräusche.
    für letzteres muss ich dann den kopfhörer zu rate ziehen - für ersteres den analyzer ;)





    es ist aber unbestreitbar, das ein geschädigtes gehör nicht besser sondern schlimmer wird.

    sowas wird hier auch sicher niemand behaupten. 8)



    „Du, da pfeift was, so bei 15kHz…“

    ist mir letztes jahr mal passiert: ein redepultmikro hat bei 16kHz gekoppelt - unsere FSJ dame hat sich refexartig die ohren zugehalten - und ich dachte: hä, warum greift denn der limiter?

    seither weiß ich ganz sicher, dass mir die obersten frequenzen für immer verborgen bleiben werden. da sie für musiksignale aber nicht so wirklich wichtig sind, halte ich es genau so wie rockline: ich schiebe nix dazu, was ich nicht mehr höre.


    vor, vielen vielen jahren war ich mal als gast bei Tower of Power. der mischer hatte ganz offensichtlich ein hörproblem um die 4kHz. den bereich hat er dann soweit angehoben, dass er es wieder hört... mir hat das aber eher weh getan (und nicht nur mir)... aufgrund dieses erlebnisses habe ich mir damals vorgenommen, niemals zu versuchen mein eigenes ohr auszugleichen. ich habe immer gesagt: meine Hifi boxen zuhause sind meine referenz. wenn mir irgendwann igrendwo was fehlen sollte, dann werde ich nicht versuchen das zu kompensieren. bisher ist mir das wohl ganz gut gelungen, wenn ich mir die freundlichen reaktionen des publikums über meine arbeit so anhöre.


    mein fazit:

    es ist klar, dass das eigene hörvermögen über die zeit schlechter wird. wer das ignoriert lügt sich in die eigene tasche. man muss sich damit arrangieren und die richtigen schlüsse ziehen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich bin ja sogar noch ein Jahr älter als Rockline ;) und habe genau die selben "Beobachtungen mit und über meine Ohren" gemacht. Allerdings habe ich auch schon seit vielen Jahren ein "Schlagzeuger-Ohr", d.h. links habe ich einen heftigen Einbruch im oberen Mittenbereich (wegen laute Snare und HiHat). Das hat sich im Alter noch etwas deutlicher heraus gebildet. Ich dachte oft: "Hä?,Warum kommt denn da links nix aus der PA?" Vor allem, wenn der FOH nicht mittig sondern mehr rechts stand. Seit ich das kapiert habe halte ich immer mal die Hand hinter das linke Ohr und , oh Wunder, die PA spielt wieder "Stereo mit Mitte". Long story short: Ich kann/muss damit leben.


    Komischerweise ziehe ich auch häufig den Bereich um 4,5K in der Summe raus. Das mag aber auch an der Abstimmung der PAs liegen.


    Was den HiCut betrifft (anderes Thema) bevorzuge ich mittlerweile häufiger den HiShelf. Das finde ich "irgendwie geschmeidiger" und nicht so endgültig.(feuer frei für eine neue Diskussion...)


    Na ja, als wir noch gut hören konnten, spielte die PA gar nicht so hoch. Jetzt wo sie es kann, können wir es nicht mehr hören. Das ist gemein, so gemein, hundsgemeeiinn! ;)

  • vielen vielen jahren war ich mal als gast bei Tower of Power. der mischer hatte ganz offensichtlich ein hörproblem um die 4kHz. den bereich hat er dann soweit angehoben, dass er es wieder hört... mir hat das aber eher weh getan (und nicht nur mir)


    Ich kann bestätigen, dass das leider immer noch so ist.


    Zum Thema dass die Frequenzen die man einmal verloren hat unwiederbringlich verloren sind finde ich folgenden Link inreressant:


    Welcome to the REGAIN Project


    Allerdings scheint diese Seite auch schon eine Weile nicht mehr aktualisiert worden zu sein.


    Ich hab jedenfalls die Hoffnung, dass wenn ich in das Alter komme in dem mein Gehör so stark nachlässt, dass es ohne Behandlung nicht geht, mit solch einer Spritze meine Haarzellen im Innenohr wieder zur Zellteilung angeregt werden können.


    Edit:

    Der Artikel hierzu ist auch interessant:

    Future Pharmacotherapy for Sensorineural Hearing Loss by Protection and Regeneration of Auditory Hair Cells
    Sensorineural hearing loss has been a global burden of diseases for decades. However, according to recent progress in experimental studies on hair cell…
    www.ncbi.nlm.nih.gov

  • es gab mal einen interessanten Bericht in einer Keyboard Zeitung. Der ältere Herr aus der Schweiz spielt in einer Band.


    Der hat immer am EQ geschraubt. Die silbrigen Sounds der Gitarre hat er einfach nicht mehr gehört.


    Dann hat er jetzt ein Hörgerät bekommen. Das ist ja keine Schande & die Teile werden ja immer leistungsfähiger & kleiner.


    Interview auch mit einem Hörgerätehersteller

  • Komischerweise ziehe ich auch häufig den Bereich um 4,5K in der Summe raus. Das mag aber auch an der Abstimmung der PAs liegen.

    meine beobachtung seit über 20 jahren: den bereich um 4k musste ich häufiger bei d&b anlagen ziehen, bei anderen aber nicht. ich glaube daher, dass es kein problem der eigenen ohren ist, sondern mit dem system-design zusammenhängen könnte.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Dann oute ich mich mal. Seit 12 Jahren am Pult mit Hörgeräten. Ja, das geht. Allerdings bei mir nicht mit den "Kassengestellen". Meine Aktuellen erfordern ein Zuzahlung von 1600,00€. Dafür gibts dann auch 12-Bd EQ und sonstige Kleinigkeiten. Gerne werde ich für Sprachbeschallung gebucht (wenn du das verstehst, verstehen es alle anderen auch), spässle gmacht 😁. Natürlich werde ich gelegentlich darauf angesprochen, da sie gut sichtbar, links in blau, rechts in rot, hinter meinen Ohren klemmen. Bis jetzt noch nie eine negative Kritik über den abgelieferten Sound oder die Lautstärke. Wichtig ist ein guter Ohrenakustiker, der erkennt was dir wichtig ist und deine Hörschwäche langsam ausgleicht.

    Viel Glück 🍀

    Staatl. gepr. Legotechniker

  • Dann oute ich mich mal. Seit 12 Jahren am Pult mit Hörgeräten. Ja, das geht. Allerdings bei mir nicht mit den "Kassengestellen". Meine Aktuellen erfordern ein Zuzahlung von 1600,00€. Dafür gibts dann auch 12-Bd EQ und sonstige Kleinigkeiten. Gerne werde ich für Sprachbeschallung gebucht (wenn du das verstehst, verstehen es alle anderen auch), spässle gmacht 😁. Natürlich werde ich gelegentlich darauf angesprochen, da sie gut sichtbar, links in blau, rechts in rot, hinter meinen Ohren klemmen. Bis jetzt noch nie eine negative Kritik über den abgelieferten Sound oder die Lautstärke. Wichtig ist ein guter Ohrenakustiker, der erkennt was dir wichtig ist und deine Hörschwäche langsam ausgleicht.

    Viel Glück 🍀

    Vielen lieben Dank für deinen Beitrag!

    Das lässt mich hoffen!

    Danke auch an alle anderen die hier ihre Meinung und Einschätzungen abgegeben haben!

  • so, dann möchte ich mal einen kleinen zwischenbericht schreiben.


    ich habe in den letzten wochen drei verschiedene hörgeräte ausprobiert.

    gelandet bin ich nun bei einem premium-gerät von Signia. die ersten beiden geräte eines anderen herstellers waren mir klanglich einfach zu scharf, damit kam ich nicht gut zurecht, die haben mich mehr genervt als genutzt.

    als ich dann die dritten geräte im ohr hatte, dachte ich erst: oh, funktionieren die überhaupt? aber ja, sie arbeiten einfach viel unauffälliger, vor allem bei den hohen tönen.


    im normalen alltag ist das definitiv eine deutlich verbesserung! die verständigung mit anderen personen ist deutlich besser, die frage: "bitte?" kommt mir kaum noch über die lippen. es ist schon erstaunlich, wie ausgefuchst die elektronik arbeitet und wie sehr mir die teile helfen!


    was mich allerdings noch nicht zufriedengestellt hat, ist der einsatz beim livemix. ich habe da zwar ein eigenes preset, mit dem sich instrumente nochmal deutlich besser anhören als mit dem normalmodus (der auf maximale sprachverständlichkeit optimiert ist). doch ohne die teile im ohr kann ich die wahre lautstärke einfach besser einschätzen, außerdem ist das klangliche ergebnis für mich mit den hörgeräten immernoch irgendwie künstlich.

    mein hörgerätetechniker hat mir jetzt angeboten, mal bei einem konzert dabei zu sein und dann die elektronik direkt online nach meinen bedürfnissen zu bearbeiten. darauf bin ich sehr gespannt.


    insgesamt gesehen möchte ich diese dinger aber jetzt schon nicht mehr missen. mein gehirn gewöhnt sich jeden tag ein bisschen besser daran - und der tinnitus ist damit auch leiser :)


    was ich jetzt schon als tipp abgeben kann:

    wenn man damit anfängt, sollte man nicht zu hohe erwartungen haben. man muss sich langsam dran gewöhnen und man muss auch verschiedene geräte ausprobieren. und dann kommt es natürlich noch drauf an, wie gut der hörgerätetechniker die teile an eure bedürfnisse anpassen kann.

    man darf die flinte also nicht zu schnell ins korn werfen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • …genau das habe ich hier ja auch schon beschrieben. sobald der lautstärkepegel über etwa 70dB liegt, habe ich keine probleme mehr mit dem hören.

    Für uns Tontechniker ist es eigentlich besonders einfach zu verstehen, was da passiert:

    Die Sinneszellen in der Schnecke funktionieren nicht nur in der Frequenz sondern auch im Pegel nach einem topischen Zuordnungsmodell. Weiter aussen liegen die Zellen für niedrigere Pegel, weiter innen die für höhere Pegel. Das bedeutet, dass die in einem Schnitt durch die Schnecke weiter aussen liegenden, dem Lumen zugewandteren Zellen mehr beansprucht werden und früher kaputt gehen. Dadurch entsteht eine Art noise gate. Ist der Pegel niedrig, werden nur die äusseren, viel beanspruchten, „abgenutzten“ Zellen angeregt und der Altersschwerhörige hört schlecht. Steigt der Pegel so, dass die weiter innen liegenden Sinneszellen (der threshold) erreicht werden, wird nicht „im Verhältnis schlecht“ sondern plötzlich normal gehört. Deshalb spinnt die Oma nicht, wenn sie: „Sprich lauter, ich verstehe Dich nicht“ und wenn's dann über der Schwelle liegt „Warum schreist Du denn so?" sagt.

    Daher ist es auch kein Widerspruch, die Gattin zuhause nicht zu verstehen aber trotzdem einen perfekten Rocksound abliefern zu können.

    Bei mir zuhause gestaltet sich das so, dass meine Frau mit mir in der Küche wie schon die letzten 35 Jahre schimpft, wenn ich zu laut spreche aber im Gegensatz zu mir die Türklingel dort (weil für sie unter dem threshold) nicht mehr hört.

  • Vielen Dank für dein Feedback und deinen Erfahrungsbericht, lieber Wolfgang!


    Welches der Signia Teile hast du denn?

    Meine Gehörschutz Spezialistin, die sich auf Hörgeräte für Musiker spezialisiert hat, hat mir auch diese Teile empfohlen. Aber da gibt es ja auch von bis preislich (5000.- bis 9500.- wenn ich das noch richtig im Kopf hab).


    Und wie schätzt du es ein, dass die Gewöhnung an das Hörgerät deine Einschätzung an den Sound beim mischen ohne Hörhilfe beeinflusst?


    Vielen Dank und liebe Grüße!

    Philipp

  • Welches der Signia Teile hast du denn?

    ich habe wohl die gleichen modelle wie der Wather Röhrl ;)

    Pure C&G AX


    ich weiß es allerdings nicht 100%ig, es könnte auch das modell Pure C&G IX sein... nach aussagen meines akustikers ist es das neueste modell.


    zuvor hatte ich zwei geräte von Oticon, die mir aber nicht gefallen haben. er mag die Oticon dagegen lieber, er sagt die Signia ist ihm nicht präsent genug. deshalb sage ich: du musst unbedingt selbst ausprobieren, was für dich am besten ist.


    Und wie schätzt du es ein, dass die Gewöhnung an das Hörgerät deine Einschätzung an den Sound beim mischen ohne Hörhilfe beeinflusst?

    dazu kann ich noch keine wirklichen erfahrungswerte abliefern. ich hatte jetzt drei gigs, wo ich die hörgeräte ausprobieren konnte. und nur bei einem hatte ich noch die Signia dabei. da war aber mal wieder der FOH an einem ungünstigen platz (firmenveranstaltung), so dass ich dann doch auf die hörer verzichtete...

    ob es auswirkungen auf das hören ohne geräte haben wird, kann ich also noch nicht sagen. eines weiß ich aber schon: wenn man die teile aus dem ohr nimmt, klingt erstmal alles ziemlich dumpf. es dauert aber nur ein paar minuten, bis man sich darauf eingestellt hat.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

    Einmal editiert, zuletzt von wora ()

  • das ist aber ne menge geld für ein hörgerät. das sind ja so etwa 36 jobs, wenn man ekst mit einrechnet.

    In Österreich bekommt man zum Glück ziemlich unkompliziert gut 3500.- an Förderung für ein Hörgerät.


    Und Lebensqualität ist ziemlich unbezahlbar :)

  • Danke dir!


    Wär ur super, wenn du in ein paar Wochen ein weiteres Update geben könntest.