Mischen in schwerem alkoholrausch

  • hallo freunde,


    ich hatte am wochende eine erfahrung der neuen art. ich musste eine band total betrunken mixen. ich hatte den eindruck das ich weniger höhen gehört habe als wenn ich nüchtern bin. kann das sein?

  • Das hiesse dann aber auch im Gegenzug, dass man als nüchterner Mischer auf dem klassischen Top-40-Band-auf-Zeltfete-Job im Laufe des Abends mit steigendem durchschnittlichem Blutalkoholgehalt der Gäste entsprechend nach und nach mehr Höhen hineindrehen muss, um den Gästen perfekten Sound zu bieten. :D


    Wie viel genau? + 3dB pro 1 Promille oder doch noch mehr?

  • Egal ob angetrunkene / betrunkene FOH´ler oder Musiker:


    Die Fähigkeiten sinken, leider steigt proportional dazu die Meinung über die eigenen Fähigkeiten.

  • Zitat von "sunride"

    Egal ob angetrunkene / betrunkene FOH´ler oder Musiker:


    Die Fähigkeiten sinken, leider steigt proportional dazu die Meinung über die eigenen Fähigkeiten.


    Wir haben da mal vor Jahren einen Selbstversuch gestartet, weil ein Schlagzeuger behauptet hatte, nur mit ein paar Bierchen vernünftig und locker spielen zu können: Im Probenraum wurde ein rudimentäres Recording-Setup installiert und drei Nummern, die wir wirklich im Schlaf beherrschen, wurden erst in nüchternem, dann in beschwipstem, dann in angetrunkenem Zustand eingespielt. Jeder Musiker hat nach jeder Runde sofort seinen persönlichen Eindruck dokumentiert.


    Abgehört wurde das ganze dann erst eine Woche später, als sowohl der Rausch als auch der persönliche Eindruck vorbei waren. Das Ergebnis war, wir zu erwarten, erschreckend: Schon nach einem einzigen Bierchen (also einem Quantum, mit dem sich so mancher noch relativ bedenkenlos hinters Steuer setzen würde), war die Präzision im Zusammenspiel deutlich reduziert, Einsätze kamen nicht da, wo sie sollten, etc. ... Die Nummern, die laut Dokumentation "lockersten gegroovt" haben, waren auch die lockersten, aber eher im Sinne von "eine Schraube locker".


    Im angetrunkenen Zustand war's noch viel schlimmer.


    Fazit: Kein Sprit auf der Baustelle.


    --
    Jeremy


    PS: Das letzte, was ich von dem Schlagzeuger gehört habe, ist dass er in einer Punkband spielt.


    PPS: Auch wenn das Ergebnis erschreckend war: Der Selbstversuch war schon spassig.

    Harvard'sches Gesetz für Tierversuche: "Unter sorgfältigst kontrollierten, dokumentierten und jederzeit reproduzierbaren Laborbedingungen verhalten sich Versuchstiere immer so, wie es ihnen gerade passt."

  • Zitat

    ich musste eine band total betrunken mixen


    Was ist das denn für eine Aussage?
    Betrunken mischt man nicht, fertig.
    Als Musiker, naja, je nach Veranstaltungen sind das halt Livebedingungen. :wink:
    Im Allgemeinen gilt dort aber das selbe.

    Gruß
    Thomas

  • Zitat von "Schrecki7289"


    Was ist das denn für eine Aussage?
    Betrunken mischt man nicht, fertig.
    Als Musiker, naja, je nach Veranstaltungen sind das halt Livebedingungen. :wink:
    Im Allgemeinen gilt dort aber das selbe.



    aber manchmal ist es echt schwierig, eine Band nüchtern zu ertragen..
    Und jeder der bahauptet, auf einer VA noch nie ein bierchen gekippt zu haben lügt zu 99% meiner meinung nach.

    Viel Hilft Viel

  • HI,


    wenn man also weniger Höhen hört wenn man betrunken ist wird mir so einiges klar :


    Diese sch*** besoffenen Dorffest"DJS" hören das also auch nemmer und pusten jedem Anderem die Ohren weg. Nie wieder Dorffest ohne Hearsafe :) *pieeeeep*
    Nur weil die einmal ne anständige Anlage haben brauchen sie sie ja net ausreizen bis die Ohren bluten und der 2" Treiber verreckt!


    War nur ein kleiner Einwurf, der IMHO dazu passt :)


    ALEX

  • Stop, da gibt es doch unterschiede. also da wir hier im profi bereich sind, sollte es schon die regel sein das man seinen job (wie jeder andere auf der welt) nüchtern erledigt.


    aber es gibt auch gerade in unserem sektor eine erhebliche grauzone.


    beispiel: lokales jugendzentrum, eine befreundete band, man ist nur als mischer dort. gage gibts keine, dafür im backstageraum nur bier (wer will den da wasser hinstellen?) da gebe ich offen zu das ich nach positiv verlaufenem soundcheck auch mit der band zusammensitze nd ein oder zwei bier trinke.
    also alle moralapostel: ganz ruhig bleiben, aber immer dran denken wann man wirklich "auf der arbeit" ist.
    auch würde ich wenn ich als dj beim 30ten meines besten freundes auflege mir bestimmt nicht den alkohol von meinem gewissen verbieten lassen.


    diese grauzone gibt es, und daher kann ich bestätigen das schon nach wenigen bieren das hörvermögen leidet.
    meiner meinung nach aber nichtnur direkt, sondern auch indirekt indem z.b. die wahrnehmung getrübt ist, und man daher auch unvosichtiger wird in bezug auf lautstärke, position wo man steht etc.


    aber: am pult selber hat eigentlich kein getränk was verloren, daneben, eine verschließbare flasche schon eher.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

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  • Zitat von "solautwienenflugzeug"

    ich musste eine band total betrunken mixen.


    Junge, Du bist der Held für mich!
    Das Du "total betrunken" gemischt hast.....das zeugt von absoluter Selbstüberwindung.
    Ich finde es immer toll, wenn jemand total betrunken ist, und dann auch noch was machen muß!!


    Und sich dann wundern wenn man mit den Ohren nix auf die Reihe kriegt.
    Oder soll das hier ernsthaft eine medizinische Untersuchung sein??

  • Also ich sehe das genau so wie Mediennutte.


    Bin ich vom Verleiher oder VA gebucht gibt es kein Bier oder so.
    Aber ganz klar, das von Mediennutte angesprochene Szenarium kennt wohl jeder und dann sind doch mal ein, zwei Bierchen total ok.
    Vorraussetzung: Ich muß nix mehr abbauen und kein Auto fahren etc.
    Also nur als Mischer für "meine" Jungs da.



    Ich habe im Übrigen auch schon mal "voll" hinterm Pult gestanden.
    Da gab es nach einem zwei Stunden Konzert zu den letzten Nummern zwei Flaschen Bier.
    Den ganzen Tag zu wenig gegessen und es war zu meinem Bedauern Starkbier. :shock:


    Ganz klar: Die Zugaben haben besser geklungen... :D
    Die TAP Delays haben zwar nicht mehr gepasst aber sonst alles gut.


    Muß ich aber auch nicht nochmal haben.

    Es grüßt der Stephan

  • Manchmal ist schon gefährlich, sich nur in die Nähe des Backstage-Raumes zu wagen - wenn da schon so "grün riechende" Wolken rauskommen :D . Das hab ich in meiner (vorgewerblichen) Anfangszeit mal erlebt, als ich zwei Bekannten soundtechnisch unter die Arme greifen sollte, und dann die ganze Zeit mit ihnen Backstage rumsaß (rumsass ??? ne, glaub nicht). Da waren zwar auch 1-2 Bierchen bei, dass erklärt aber nicht meinen verschwommenen Blick, als ich am Pult stand - naja, war eh "nur" HipHop :D


    P.S.: Die Erfahrung sollte man mal gemacht haben (am besten mit Aufnahme und natürlich bei komplett "unwichtigen" JustForFun-Jobs (z.B. int. Weihnachtsfeier damit die Kollegen ihren Spass haben)), um so weniger Lust hat man sowas öffentlich zu produzieren.


    Hörverlust tritt übrigens schon mit einem Bier ein. Nach 3 Bier ist man def. nicht mehr in der Lage das gedanklich auszugleichen.

    ...zunehmend Gefallen an Ignorieren-Funktionen findend.

  • Hallo beisammen,


    interresantes Thema.


    Ich zähle mich auch zu dem einem Prozent, die nie unter Alkoholeinfluss arbeiten!


    Ich habe schon Techniker erlebt, die in betrunkenem Zustand totale Katastrophen abgeleifert haben.


    Allerdings muss ich hier auch mal erwähnen, dass es diesen Sommer einen Gig gab, bei dem ich FOH Vermietung und Betreuung gemacht habe, bei dem ein Tontechniker, der dort eine namhafte Band mischte und auch schon mit vielen sehr namhaften Acts on Tour war, trotz Alkoholeinflusses und anderer sinnesbeeinflussender Mittelchen einen ziemlich guten Sound abgeliefert hat und auch auf "fremden" Equipment durchaus routiniert gearbeitet hat, was mich ziemlich wegundert hat.


    Beste Grüße


    Johannes

  • Wenn ich meine band kenne, und mir bewust bin in welchem zustand ich bin kann man mit sicherheit einiges durch erfahrung augleichen, aber stell dir mal vor wie gut der sound häte sein können wenn der typ nüchtern gewesen wäre????


    ich möchte es auch noch mal betonen: auf der arbeit und beim job, egal wie man es nennt KEINEN ALKOHOL!


    aber man arbeitet ja nicht immer, zeit für statistische selbstversuche. diese kann man auch mit den bekannten feedbacktrainern machen, erst nüchtern, dann nach einem, danch zweien etc. das sollte auch schon interessante ergebnisse liefern.
    am deutlichsten sind "höhenverlust" und falsche einschätzung der lautstärke, so als ob die ohren "zu" sind, wie bei einer erkältung (bin gerade betroffen :( ).
    interessant wäre zu wissen was noch geschieht? timing ist ja außer beim tap delay für uns mischer nicht ganz so wichtig wie für musiker, außer bei Cues (aber wenn es die gibt bin ich wohl eher auf der arbeit, also nüchtern...).
    wäre mal ein abschleißender test für ein forentreffen :D

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