I don't need that, 2.0

  • Jepp, diese mit der noch immer weit verbreiteten 'Freelancerkultur' in dieser Branche einhergehende Freiheit ist mir sehr wichtig (mit zunehmendem Alter sogar wichtiger denn je); sie steht bei mir bis zu einem gewissen Grad über dem rein an Zahlen orientierten Zeit-vs.-Geld- Aspekt. Erlebnisse lassen sich nur schwer mit Einkommensverhältnissen gegenrechnen. Deshalb reagiere ich oft ein bisschen allergisch auf die Geringschätzung eben dieser Freiheit, und natürlich erst recht auf Versuche, sie mittels Regulierung/ Institutionalisierung immer weiter einschränken zu wollen.
    Klar ist aber auch: sie muss stets die Möglichkeit des 'Nein' Sagens beinhalten – nicht nur, aber auch und gerade in den Fällen in denen absehbar ist, dass ein Deal oder ein Geschäftsmodell mittel- bis langfristig auf wirtschaftliche Sinnlosigkeit hinausläuft.


    So. Kommendes WE (eigentlich ab morgen) geht’s - streng beruflich, versteht sich – u. a. nach :lol: Mallorca. Örtliches Besteck dort: X32; Bezahlung: so là là. Ohgottohgott, wie passt das jetzt bloß wieder ins persönliche Karriereschema?


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "billbo"

    Schöne Antwort; Bewertungsdilemma (fast :D ) korrekt erfasst. Wo hört betreutes Wohnen auf, wo fängt bezahlte Arbeit an?


    Ich habe mich schon immer schwer damit getan, das Leben in bezahlte und unbezahlte Zeit zu unterteilen; stattdessen versuche ich's einfach zu leben und die (beruflichen) Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Mal formidabel vergütet, mal an der Grenze zur (Selbst)ausbeutung.
    Was wären die Alternativen? Festanstellung als Techniker (Beamter, Bankangestellter, Facharbeiter, … ); Tariflohn, geregelte Arbeitszeiten, Urlaubsgeld; die kargen Überschüsse des korrekt versteuerten Nettolohns aus Frust über's eintönige Berufsleben 2x die Woche in der Kneipe/ Disco und 2x im Jahr auf Mallorca verballern? Unternehmer aus Leidenschaft; Einkommensmillionär, 52x 100 Std.- Arbeitswoche, Terminkalender in Minuten unterteilt; erster Herzinfarkt mit Anfang 40? Totalverweigerer und Dauer- Hartz4ler mit viel Tagesfreizeit und ständigem Wohnsitz rund um den Hauptbahnhof?
    Ich bin froh in einer Gesellschaft zu leben, wo ich mir das (innerhalb bestimmter Grenzen, versteht sich) noch weitestgehend selbst aussuchen/ gestalten kann. Gelegentlich mal holprige Wegstrecke nehme ich dabei gerne inkauf.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    das ist mal ein wirklich schönes statement!
    vielen dank dafür!


    ich war übrigens auch schon mehrfach mit/für bands auf mallorca.
    mischpulte, über die ich mich wirklich gefreut hätte gab es dort nie, aber ansonsten ging es mir dort wirklich gut.
    bei einem der jobs dort hab ich sogar mal eine lebensabschnittsgefährtin kennen gelernt... :wink:
    in sofern hab ich dort doch eine durchaus positive erfahrungslinie - aber strikt ausserhalb der ballermann-zone!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"

    aber strikt ausserhalb der ballermann-zone!

    Na hoffentlich - mit 60dB(A) Schalldruckpegelbegrenzung darfst du ja nicht mal den Kopfhörer zu laut aufdrehen... :D


    Zitat von "billbo"

    Jepp, diese mit der noch immer weit verbreiteten 'Freelancerkultur' in dieser Branche einhergehende Freiheit ist mir sehr wichtig (mit zunehmendem Alter sogar wichtiger denn je); sie steht bei mir bis zu einem gewissen Grad über dem rein an Zahlen orientierten Zeit-vs.-Geld- Aspekt. Erlebnisse lassen sich nur schwer mit Einkommensverhältnissen gegenrechnen. Deshalb reagiere ich oft ein bisschen allergisch auf die Geringschätzung eben dieser Freiheit, und natürlich erst recht auf Versuche, sie mittels Regulierung/ Institutionalisierung immer weiter einschränken zu wollen.
    Klar ist aber auch: sie muss stets die Möglichkeit des 'Nein' Sagens beinhalten – nicht nur, aber auch und gerade in den Fällen in denen absehbar ist, dass ein Deal oder ein Geschäftsmodell mittel- bis langfristig auf wirtschaftliche Sinnlosigkeit hinausläuft.


    Jo. Manchmal ist es echt mühsam, wenn man versucht dies Leuten begreiflich zu machen, die nie selbstständig waren. Da kommen dann die beliebten Argumente wie Einkommenssicherheit, geregelte Arbeitszeiten, Pensionsansprüche, etc. Umso interessanter, wenn man eben diesen Leuten dann bewusst machen kann, dass sie bereits die 4. oder 5. Woche in Folge jegliche gesetzliche Arbeitszeitenregelung missachten, sie aus Angst um ihre Stelle (denn die wirtschaftliche Lage ist ja so unglaublich unsicher) immer länger arbeiten (den Stress nicht zu vergessen) und die Rentendiskussion ebenfalls immer absurder wird.


    Die Abrechnungsphilosophie Zeit=Geld ist ja noch gar nicht so alt, m.E.n. aber schon wieder völlig überholt...

    ...zunehmend Gefallen an Ignorieren-Funktionen findend.

  • Zitat von "billbo"

    Schöne Antwort; Bewertungsdilemma (fast :D ) korrekt erfasst. Wo hört betreutes Wohnen auf, wo fängt bezahlte Arbeit an?


    Ich habe mich schon immer schwer damit getan, das Leben in bezahlte und unbezahlte Zeit zu unterteilen; stattdessen versuche ich's einfach zu leben und die (beruflichen) Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Mal formidabel vergütet, mal an der Grenze zur (Selbst)ausbeutung.
    Was wären die Alternativen? Festanstellung als Techniker (Beamter, Bankangestellter, Facharbeiter, … ); Tariflohn, geregelte Arbeitszeiten, Urlaubsgeld; die kargen Überschüsse des korrekt versteuerten Nettolohns aus Frust über's eintönige Berufsleben 2x die Woche in der Kneipe/ Disco und 2x im Jahr auf Mallorca verballern? Unternehmer aus Leidenschaft; Einkommensmillionär, 52x 100 Std.- Arbeitswoche, Terminkalender in Minuten unterteilt; erster Herzinfarkt mit Anfang 40? Totalverweigerer und Dauer- Hartz4ler mit viel Tagesfreizeit und ständigem Wohnsitz rund um den Hauptbahnhof?
    Ich bin froh in einer Gesellschaft zu leben, wo ich mir das (innerhalb bestimmter Grenzen, versteht sich) noch weitestgehend selbst aussuchen/ gestalten kann. Gelegentlich mal holprige Wegstrecke nehme ich dabei gerne inkauf.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo


    Vielen Dank! Perfekt erfasst und ausgedrückt.Gerade im Rocknroll Bereich ist eben diese Mischung aus Erleben,Leben,Zukunftsgedanken eben nicht immer nur mit Geld und Pensionsansprüchen zu erklären....


    Grüße aus dem Mittelklassehotel in Wien an einem bezahlten Offday ;)

  • IDN:
    unter eine 40cm hohe podestbühne kriechen zu müssen, um die beine der podeste nachträglich mit gaffa gegen auseinanderrutschen zu sichern.
    derjenige, der diese bühne gebaut hat wusste ganz genau, dass darauf ein künstler auf rollschuhen herumfährt. und er hatte die klare ansage, dass hier alle fusspunkte miteinander verschraubt werden müssen.
    er hat sich wohl gedacht das es niemand merkt wenn er sich die arbeit spart... das gibt jetzt aber wohl nen wirklich erstklassigen anschiss, weil sich der künstler zu recht beschwert hat.


    das ganz positive daran war:
    der künstler hat sich zusammen mit mir unter die bühne gelegt, um die fusspunkte zu fixieren.
    das kommt sicher nicht sehr häufig vor!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Einfach zu faul?
    Budget für die Plage zu klein?


    Oder "falsche" Podeste?
    Kurze Beine und Klammerverbinder passen halt nicht zusammen. Obwohl die bessere (festere) technische Lösung als die fummeligen Klötzchen, welche ins Profil geschoben werden.


    IDN: Kabel mittig unter einer Bühne mit 30er Beinen durchfädeln (wollen)...

    Never stop a running System

  • Zitat von "ThoSchu"

    Öhm, Verbinder vergessen?


    Eine Bühne sollte Verbunden sein, sonst ist es nur eine Ansammlung von Podesten, keine Bühne!

    jepp, die verbinder wurden "vergessen".


    am budget lag es definitiv nicht, weil eigene mannschaft und hauseigenes material.
    und das wird ihm auch sicher nicht wieder passieren!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • - "Ihr dürft maximal mit 2 Kfz anreisen. Transporter geht nicht." (9 Band RnR Band mit Drums, Bass, Git, Keys, Bläserei und eigenem IEM Setup).
    - "Ladezone für die Bühne ist 120 Meter von der Bühne entfernt."
    - Ab 19:30 dürft Ihr in die Ladezone fahren. Um 20:00 Uhr spielt die Band vor Euch (6-Mann-Band) den letzten Ton. Um 20:30 Uhr macht Ihr bitte weiter.


    - Keine Antwort auf 3 Mails im 2-Wochen-Takt seitens des technischen Dienstleisters
    - Keine Antwort auf 3 hinterlassene Mailbox-Nachricht seitens des technischen Dienstleisters im 2-Tage-Takt (und natürlich kein Rückruf)


    - Musiker zahlen 5 Euro Parkgebühren und parken (bis auf die 2 Kfz) 2,5 km von der Bühne entfernt. Wir sind dann einfach mal um 18:45 Uhr in die Ladezone gefahren. War nicht schlimm, denn der Bühnenmanager hat um 18:30 Uhr Feierabend gemacht.
    - "Nein Dein Preset werden wir nicht auf unser Pult spielen. Wir haben auf Basis Eurer Bühnenanweisung selbst eins gestrickt. Damit kannst Du ja arbeiten."


    - Da hätte ich besser bei 0 angefangen. Bis ich alle Bugs in dem Preset gefunden hatte, waren 40 Minuten Spielzeit um.
    - Abbau: Wo sind die Drumcases? Ja die hat die Band vor Euch aus dem Backstage mitgenommen. Aber sie wollen nicht wieder umdrehen. Sie senden
    die Cases dann per Post zu...


    Gebrauchter Tag.

  • Spätestens hier

    Zitat von "Seven"


    - "Nein Dein Preset werden wir nicht auf unser Pult spielen. Wir haben auf Basis Eurer Bühnenanweisung selbst eins gestrickt. Damit kannst Du ja arbeiten."


    wär ich dann wohl mal richtig grantig geworden... Das ist definitiv ein IDNT...

  • manchmal verstehe ich wirklich nicht, dass man bei solchen bedingungen nicht einfach absagt. ich meine die hinweise, dass es schief gehen MUSSTE waren ja eindeutig.


    wenn mehr künstler bereit wären bei unhaltbaren zuständen auch mal NEIN zu sagen, würde es solche eskapaden sicherlich nicht geben.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"

    also ich würde sagen für fünf stunden job ist das doch ganz angenehm bezahlt 8)


    :D


    ...der Smilie mit dem Krönchen fehlt hier :D



    sec

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )

  • Zitat von "wora"

    manchmal verstehe ich wirklich nicht, dass man bei solchen bedingungen nicht einfach absagt. ich meine die hinweise, dass es schief gehen MUSSTE waren ja eindeutig.


    wenn mehr künstler bereit wären bei unhaltbaren zuständen auch mal NEIN zu sagen, würde es solche eskapaden sicherlich nicht geben.


    Korrekt. Aber die möglichen Konsequenzen für die Kapelle sind möglicherweise deutlich schlimmer.
    Letzten Endes: Zufriedenes Publikum am Ende der Show.

  • Zitat von "Seven"


    Korrekt. Aber die möglichen Konsequenzen für die Kapelle sind möglicherweise deutlich schlimmer.


    Konkret? Einen Auftritt weniger? Bei dem die Gage die Unkosten nicht deckt? Nur, weil man gerne auftritt? Ich verstehe das nicht, obwohl ich das verstehe.

  • IDN: Gewitterbedingter Stromausfall in der ganzen Stadt. Der letzte Ton der letzten Nummer fällt, Licht weg, Ton aus, Notbeleuchtung geht an, Zuschauer geben Standing Ovations und rufen Zugabe.


    Nach 5 Sekunden war der Strom wieder da, allerdings waren in der Zeit Lichtpult und Tonsteuercomputer (zur Freigabe der Inputs) vom Haus schon aus und brauchten jeweils rund eine Minute zum hochfahren.
    Ich denke, außer unserem nervösen umherrennen hat keiner der Gäste etwas gemerkt. Bis die Zugabe losging, war alles wieder online. Ich war dafür binnen Sekunden durchgeschwitzt.

  • IDN: Gewitter
    Rock am Ring, Flugplatz. Wie aus dem Nichts gehts richtig los und ohne Vorwarnung ist ein Blitz in etwa 20m Entfernung eingeschlagen.
    Gab keine Möglichkeit das Gelände sicher zu verlassen.
    Nach dieser Aktion war ich innerhalb einer Sekunden durchgeschwitzt wie noch nie vorher in meinem Leben.

    Einmal editiert, zuletzt von java4ever ()

  • das ist natürlich mindestens 30 Nummern dramatischer. Da ich aber familiär bedingt meteorologisch stark interessiert bin (Onkel arbeitet beim DWD) bin ich der Meinung, das Festival hätte nie gestartet werden dürfen. Die Eifel ist für ihr Wetter bekannt, dann noch diese Großwetterlage...