Digitalpult-Verwaltung im Festivalbetrieb

  • @ Gert


    Das mit der "Doppelpult + extra Matrix + Analogzuspielpültchen" Anordnung ist natürlich wünschenswert, betriebssicher, bewährt, erlaubt das problemlose Andocken eines mitgebrachten Bandpultes u.s.w. Für große Festivals haben wir das auch immer so gemacht.
    Hier auf dem Festland ist es aber so, dass sich für eine mittlere open air Veranstaltung mit 5000 - 10.000 Besuchern 10 VT Firmen um den Auftrag kloppen und da wird bestimmt nicht die genommen, die die großzügigste Matrialdispo hat. Es geht dann so, dass der Tagesheadliner das Pult bestellt und der Rest darauf abgefespert wird. Ein "Zweitpult" wäre da eher ein Glücksfall. Die Firma, die den Auftrag kriegt, ist dann im Zweifelsfall auch die von mir so geliebte Sorte von "Komplettanbietern", die auch mal eben "vergisst", dass zu einer ordentlichen Open Air Bühne annähernd genau so viel Betriebsfläche wie Spielfläche gehört, was den Betrieb noch viel mehr behindert als die fehlende von Dir geforderte Pultanordnung.
    Da ist ein Mixer, der auf diesem Level arbeiten muß, froh, wenn er die Festival-Session gesehen hat, abschätzen kann, ob eine Nulpe oder ein Könner das Ding gestrickt hat und sein Zeug vorher einpflegen kann.


    @ Bernd


    Es ist doch so: Das Hoffen auf eine ordentliche "Default-Festival-Session" ist so ein bisschen wie das Hoffen darauf, dass jemand der zu doof für den Job ist, trotzdem gerade noch so schlau ist, dass er merkt, dass er zu doof ist. Das kommt seltener vor als man denkt :D:D
    Eigentlich wollen wir ja beide genau das Gleiche. Ich will allerdings das Ding vorher gesehen haben 1. um zu wissen woran ich bin und 2. um meinen Kram vorher einzupflegen. Ich dachte übrigens, Du meinst die "Klobeschallung" nicht wörtlich sondern verstehst sie als Synonym für alle "Dinge die auf dem Pult sind, aber nicht unmittelbar ersichtlich zur Bandmischerei gehören". Ein Mißverständnis meinerseits.

  • ich finde die von Gert geschilderte vorgehensweise sehr interessant.
    damit könnte man wirklich viele probleme beseitigen, vor allem bei ansagen wie "es gibt max. 10min umbaupause und nur linecheck"


    das dumme an diesen vorschlägen ist:
    ich hab das genau ein einziges mal erlebt! (das war bei der Anastacia produktion vor einigen jahren)
    hier in germoney ist diese vorgehensweise leider extrem selten, hier hört man eher so sprüche wie "es gibt nix anderes"...



    PS:
    die sache mit dem "Voice of God" mache ich übrigens auch sehr gerne wenn ich die PA stelle (schalter-mikro direkt in den matrix-controller - mit ducking funktion ;) ). leider muss ich den grossteil meiner gigs auf fremden anlagen bestreiten 8)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Moin,


    Zitat von "guma"

    Eigentlich wollen wir ja beide genau das Gleiche.

    Richtig, Wir erwarten, daß jemand seinen Job macht, und Wir verschaffen Uns gerne schon vorher einen Eindruck davon, was Uns erwartet. Kommunikation ist das Zauberwort. Deine Vorgehensweise Dir das Default Festival File zuschicken zu lassen nehme ich gerne als Tipp an, so bekomme auch ich Hinweise, ob ein sauberer Schnellstart überhaupt möglich ist.

    Zitat von "oton"

    Ich passe meine Files, was Outputpatching etc. angeht, inzwischen am liebsten direkt vor Ort an ... auf der Baustelle passieren einfach zu viele Dinge, die auch der Verleiher im Vorfeld nur schwer abschätzen kann

    Das enthält den wichtigen Tipp rechtzeitig aufzuschlagen, mit passend installiertem Editor auf dem Laptop. Das spiegelt meine Erfahrung wieder, daß vorher eben Vorher ist, und mit dem Jetzt nie übereinstimmt.


    Wobei mir der Gedanke nicht aus dem Kopf geht, daß WurstWerners rangehensweise sehr viele Konstanten anbietet, um den Preis eine kleine weitere Kiste mitzuschleppen.


    Grüße, Bernd

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    ich bezahle nicht fürs hinhören, ich baue Beschallungsanlagen


    Das SD12 Fliegetop ist bei gleicher Endstufe um durchgehend 3 dB lauter
    als "vorbekannte" 12"/1" Bauweisen.


    Der Bass CB18S ist der Beste

  • Kurze Zwischefrage:
    Was wird denn so aktuell als Festivalmatrix verwendet? Oder ist das auch einfach nur ein kleines Pult alla Venice etc.?

  • XL88
    EV Matrix ( weiß nicht, wie die heißt )
    DME
    Soundweb
    TC EQ Station

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons

  • Oder wenn es 'all in one' inklusve dem Ansagepültchen sein soll, man versteht, dass das Ganze nicht 10001 Wandlungen haben soll und sich vom Voodoo befreit, denn bei AES/EBU rein und raus ohne Bearbeitung ist die Matrix auch nix anderes als ne DME und hat überhaupt keinen Klang !


    LS9-16 mit MY16-AE Karte. :D

  • Zitat von "wora"

    ... das geht auch hervorragend mit iDR4 oder iDR8, incl. netzwerksteuerung vom FOH aus ;)


    Also Die Systemmatrix sollte schon am FOH stehen. :D
    Was an den Lake Kisten toll ist, ( falls das nicht zu sehr am Thema vorbei ist?) ist die Tatsache das man am FoH einfach mal jedes Pult anschliessen kann. Egal wie Analog oder Digital. Wordclockprobleme gibts nicht und die Ausgaenge kann man per Dante oder Rocknet auch Digital halten.
    Dann bietet er ein volles Analog Backup an. Wenn der zuviele Packets verliert schaltet er automatisch aufs Analoge Backup um. Sowohl auf der Input als auch Outputseite. Dazu kommt die geniale Steuerung bei der man Seiten verstecken kann. Also Grabeq fuer jeden Mischer speicherbar und Systemdaten fuer Bandmischer unsichtbar.
    Nachteil ist leider teuer. Aber der Galileo ist auch dufte! Find ich ganz gut. Wenn es denn bald mal Macros gibt.

    Practice, Practice, Practice

  • gert:
    es hindert dich ja niemand, den iDR8 an den FOH zu stellen. ;)


    die beschreibung des Lake controllers, vor allem die in- und outputverwaltung, hört sich aber wirklich sehr interessant an!
    gibts die teile eigentlich noch?


    wenn fremdmischer zu erwarten sind ist es IMHO wichtig, das lautsprecherprozessing nicht im pult sondern in externen controllern zu machen.
    in sofern sehe ich mit sorgen, das die mischpulte immer mehr controllerfunktionen übernehmen können.
    ich warte ja schon auf folgenden satz: "euer file könnt ihr nicht laden, denn dann ist das prozessing weg"... dazu sage ich dann: "wir sind die kunden und im rider steht: das Lautsprecherprozessing ist extern zu realisieren"


    auf grossen festivals sieht das natürlich wieder ganz anders aus!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Das mit dem Signalprocessing wird über kurz oder lang kommen.
    Und damit aber auch die Lösungen für die Praxis.


    Ich mutmaße mal, das man zukünftig nicht auf echte, sondern Virtuelle Outputs mischt, die digital in einer Art Controller Menü Processed und auf die Outs aufgeteilt werden.
    Im Prinzip wird die Strecke bis zum Conrtoller und dessen Setup als eigenständige (!) Einheit integriert werden.


    Somit ist der Rest nur eine Patch Frage, wie bei den Inputs auch.
    Wenn ich mich recht erinnere ist der SAC-Bob an sowas drann?

  • Deshalb schrieb ich ja:

    Zitat von "ERICH"

    ... Conrtoller und dessen Setup als eigenständige (!) Einheit ...


    Dafür muss es dann separate Konfigurations-Daten geben.


    Man hätte dann:


    - Mix Setup mit allen Effekten, EQs,... (eben Analogpult mit Outboard)
    - Inputpatch (evtl. integriert in Mix Setup)
    - Outputpatch (evtl. integriert in Mix Setup)
    - Controllersetup


    zu verwalten.

  • Gut ein Jahr ist rum seit Threaderöffnung. Wie es aussehen sollte ist, glaube ich, den meisten hier bewusst. Die Frühsommerfestivals 2011 sind im Großen und Ganzen abgefrühstückt. Was hat sich in der Praxis geändert; wie sieht es da draußen wirklich aus?


    Festival/ Ort/ Größenordnung Zuschauer/ Arbeitsplatz + Vorgehensweise; ohne Anspruch auf Vollständigkeit:


    "Sweden Rock Cruise"/ Fähre Stockholm – Helsinki – Stockholm/ ca. 2000
    FOH, M7; eingebaut in einem engen Glaskasten. Das Pult versorgt das ganze Schiff; kein Platz für Laptop und Gedöns; keine Zeit für Soundchecks oder irgendwas.
    Vorgehensweise: Festival Setup, Line Check von Einstellungen der Vorbands aus, und los.


    "PPM – Fest"/ Mons, Belgien/ ca. 5000
    Monitor, H4000 + Vollausstattung. 2 gegenüberliegende Bühnen im Wechsel.
    Vorgehensweise: schneller Monitor - (und Kopfhörer - FOH –) Check von Null, und los.


    "Metallsvenskan"/ Örebro, Schweden/ ca. 5000
    Monitor, Pro 06; anders als angekündigt. Kenn ich gar nicht, kennt der Betreuer auch nicht richtig, und hat gut gemeinten Unsinn vorbereitet.
    Vorgehensweise: zum Glück sind wir Headliner und haben mittags ein bisschen Zeit. Initial Data; ab da Jugend forscht/ malen nach Zahlen/ Versuch macht kluch. Irgendwie geht’s. Abends findet der Betreuer zunächst das abgespeicherte File nicht wieder... aarrrgh!


    "Sweden Rock", Rockstage/ Sölvesborg, Schweden/ 35.000
    FOH, XL4 + Vollausstattung. 2 große (und einige kleinere) Bühnen im Wechsel.
    Vorgehensweise: Linecheck von Null über Frontplatz – PA/ Abhöre (2x 15“/ 2“ MuFu), und los.


    "Sauna Open Air"/ Tampere, Finnland/ 25.000
    FOH, H3000 + Vollausstattung. 2 Bühnen im Wechsel.
    Vorgehensweise: Linecheck von Null über Frontplatz – PA, und los.


    "Rockova Pumpa"/ Tschechien/ ca. 2000. Tatsächlich ein Tankstellenfest :lol:.
    FOH, H3000 + Vollausstattung. Eine Bühne, 30 min. Changeover.
    Vorgehensweise: Tagsüber schüttet’s aus Kübeln, daher alle Checks gestrichen. Abends lauter Line Check von Null, und los.


    "Hellfest"/ Clisson, Frankreich/ 25.000
    FOH, H1000 + Vollausstattung. 2 Bühnen nebeneinander im Wechsel, dabei stets beide PAs in Betrieb. FOH unfassbar weit weg und (Seitenwind Marke 'steife Brise') absolut höhenfrei.
    Vorgehensweise: Linecheck von Null über Kopfhörer, und los. Klangregelung nach Gedächtnis, bloß nicht nach Gehör. Weiter vorne wird’s schon halbwegs passen.


    "Noc Plna Hvzed Open Air"/ Trinec, Tschechien/ 5000?
    Monitor, M7. 2 Bühnen im Wechsel. Wir sind Headliner, und ich habe sogar ein (beinahe) passendes File. Hurra!
    Vorgehensweise: das pflege ich während des Einlasses am Pult ein wenig und passe es an die örtliche Monitoranlage (und das geänderte Lineup der Band) an. Ausgänge werden nach meinen Wünschen gesteckt; abends Line Check und los.


    "Rock in Roma"/ Rom, Italien/ ca. 10.000
    Monitor, PM5D. Eine Bühne. Headliner hat eigenes Besteck dabei. Wir sind Vorletzter, 'Special Guest' (gleichbedeutend mit: Band kriegt halbwegs anständige Festgage, hat dafür auf der Baustelle aber nix zu melden).
    Vorgehensweise: habe für diese Band leider kein passendes PM5 - File. Dafür aber mittags etwas Zeit, mir aus dem Gedächtnis einen passenden Mix zu basteln, sodass abends das Gerüst mehr oder weniger steht und nur noch die Gains angepasst werden müssen. 30min. Changeover incl. Linecheck, und los. Na ja, mehr oder weniger... so ein, zwei eingebaute bzw. übersehene kleine Fallstricke machen sich dann während der Show doch bemerkbar.


    "Castello Rock"/ Villafranca di Verona, Italien/ 10.000?
    Monitor, M7. Eine Bühne, gleiches Spiel wie am Vortag in Rom. Strikter Curfew.
    Vorgehensweise: einpflegen des inzwischen passenden Files nachmittags auf die örtlichen Wedges. Zum deutlichen Missfallen der Headlinercrew; ist mir aber wurscht. Abends nur noch Recall und los – schön wär’s. Der Örtliche kriegt mangels Erfahrung und Material (zu wenig Kabel) das Patching nicht in den Griff, das müssen wir beim Changeover noch mal eben mit erledigen. Haut um Haaresbreite hin; ist aber kein schönes Gefühl, den Sänger/ Gitarristen ans Mikro treten zu sehen, ohne vorher auch nur ein einziges mal in seine (Fremd -) Wedgeburg rein gehört zu haben :roll: .


    Jetzt nähert sich die Sommerpause. Fazit: Digitalpultverwaltung im Festivalbetrieb 2011 findet nicht statt. Jedenfalls nicht dort, wo es mich hin verschlägt. Zumindest FOH ist nach wie vor fast überall analog. Dort, wo’s digital ist, kommt unweigerlich richtig schön Spannung auf – es sei denn, ich treffe zufällig auf eins von den wenigen Teilen, die ich inzwischen tatsächlich auch unter Stress ziemlich sicher beherrsche.
    Digitalpultverwaltung für (echte) Festival - Headliner heißt: wir trauen der Sache sowieso nicht und bringen deshalb unser Zeugs eh selbst mit. Legt halt schon mal ein passendes Multicore. Und ein zweites als Spare.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Bei dem Bericht von Billbo stellt sich mir die Frage, ob du deine M7-Datei nicht in eine für das PM5 hättest konvertieren können - sei es mit dem offiziellen, oder auch meinem Programm - oder war dir das zu heikel?

  • Multipulti gab's hie und da natürlich ebenfalls zu bewundern. Insbesondere in der Monitorworld hält einem das immerhin manchmal (sorry Leute, kein Platz) die sonst unvermeidliche Seitenbühnen - Gafferschar vom Leibe. Aber ich wollte nicht langweilen :D.
    Ist natürlich immer auch eine mögliche Form der Digitalpult – Festivalbetrieb – Verwaltung: :idea: - ich beauftrage einfach eine Spedition damit.


    Tatsächlich fällt es aber mittlerweile auch gut verdienenden Acts bisweilen auf, dass sie die Transportkosten selbst tragen müssen. Da lässt sich so mancher Tausender sparen, wenn man für ein einzelnes Festival in Mittelfinnland den oder die Tourtrailer in England, Italien, Schweden oder wo auch immer stehen lässt, locker mit Backdrop, Gitarren und Fußmaschinen per Flugzeug anreist, und dem Veranstalter sagt: "Du stellst uns die Backline, und Deine lila Festivalkisten nutzen wir ebenfalls gleich mit; das hat noch immer funktioniert."


    Files konvertieren :shock: ? Guessi, ich bin einer der grauhaarigen Zausel von gestern, der auf seinen Wochenend – Festivaltrips auch im Jahre 2011 gern noch mit dem Sharpie als alleinigem externem Arbeitsmittel unterwegs ist. Na gut, als Tribut an moderne Zeiten auch mal noch USB – Stick und 'ne PCMCIA – Karte; damit fühle ich mich dann aber IT – mäßig vollstens ausgelastet (um das Stichwort 'Überproduktion' zu vermeiden). Und auch in meiner Freizeit mag ich nur sehr selten mittels Maus und Tastatur mikroskopische bunte Pixelklötzchen über spiegelnde Laptopdisplays schieben.
    Aber für den Sommer habe ich mir das mal wieder ganz fest vorgenommen.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • billibo, danke für den Hinweis, wo die ganzen H3000 hingekommen sind ... auf die schwarze Seite des öffentlichen Musikgenusses, ich habe mich schon gewundert wo die hin sind ... :D


    ich hatte dieses Frühjahr einige Soundcraft VI´s, wenige PM5D und SD8, und ganz ganz ganz viele M7. Kein einziges analoges dabei. Für alle die Pulte habe ich inzwischen entweder ein fertiges File für meine festen Bands, oder ein "Standard Pop/Rock" File, das so ziemlich 98% davon abdeckt was einem so normalerweise vors Mischpult springt, incl. FX/Monitorrouting, Mutegruppen, Vca´s, User Keys etc. pp.


    Das ganze lässt sich dann meistens in 5 Minuten an die örtlichen Gegebenheiten bei mir auf dem Laptop anpassen und dann ins Pult laden, das ging eigentlich meistens ganz stresslos. Und man muss nicht bei null anfangen, kann aber zügig seinen Soundcheck machen. Wenn ein wenig Zeit ist mache ich auch oft gerne trotz "fertigem" File gerne einen Check mit resetteten EQ´s & Dynamics, macht gerade in schwierigeren Locations imho mehr Sinn als zu versuchen, das File aus einer völlig anderen Halle/Location anzupassen.