Gitarre live "doppeln"

  • Moin!


    Ein Thema, was mich schon lange beschäftigt...vielleicht hat ja jemand Ideen: Also, ich bin Bandtec und ich möchte bei meiner Band live ein wenig den Gitarrensound andicken....quasi soll es (in etwa) klingen wie gedoppelt....wir haben ein Gitarristen, der nen Mesa Rectifier mit ner Marshall 1960er spielt...ich hatte es probiert mit 2 Mics und einem leichten Chorus auf dem einem Mic...diese dann links / rechts gedreht...fand ich gar nicht so schlecht...2 Spur vom Band haben wir auch schon probiert, ist aber sehr aufwendig....aber vielleicht gibts noch was anderes in der Trickkiste....


    greets, Maik

  • Einfach geht es mit einem Delay (einfach im Kanalinsert einschleifen) - benutze ich oft, um den Sound etwas fetter zu machen (aber wenig Modulation und "langsam", sonst klingt es irgendwie "leierig").


    Auch gut: Pitch-Transposer (bzw. "Harmonizer" = gesch. Bezeichnung von Eventide) und das verschobene Signal dem Original zumischen.

  • Anderer Ansatz, geht aber in die gleich Richtung wie Sound- Klinik es beschrieben hat:


    2 Mikros an die Box. Ein Kondensator und ein Dynamisches. Das hat 2 Effekte:


    1.) Das dynamische spricht etwas "langsamer" an als das Kondensator ==> (kleines) Delay zwischen beiden Signalen.


    2.) Du wirst ein generell leicht unterschiedliches Klangbild bekommen (auch noch etwas mit den Positionen spielen...)


    Wenn Du das dann noch L - R drehst hast Du schöne Möglichkeiten. Auch während der Show kannst Du dann noch gut eingreifen und über das Verhältnis der beiden Kanäle bzw. den jeweiligen Kanal EQ die Gitarre im Mix platzieren...



    Groose



    Johannes

  • Hi, erinnere mich da an jimi page der das mittels kurzem (10-30ms) delay gemacht hat. Gut geht sicherlich auch ein stereo chorus aber schön langsam sonst "eierts" Mit einem digitalpult stehen einem ja da viele möglichkeiten offen aber so wie 2 gut aufeinander abgestimmte gitarristen als acdc wirds wohl nie werden. LG

  • Dies ist zwar etwas off topic, aber lustig:


    Da wollte der Gitarrist einer von mir betreuten Band den Gig mit DREI Amps (Clean, crunch und solo) fahren. Nachdem ich ihn überredet hatte das Ganze auf 2 Amps zu reduzieren ist dann bei Soundcheck sein Netzteil des Umschalters abgeraucht und wir haben´s ganz konventionell mit EINEM Amp und EINEM Micro auf EINEM Kanal gemacht. Hat gar keiner gemerkt... :P Außerdem gibt´s in der Band ja noch einen zweiten Gitarristen...


    Aber im Ernst: Ich hab´s mal mit dem simplen C300 Comp. von tc im Gitarrenkanal probiert. Durch die Parallelkompression (oder so) wird das schon etwas fetter. Versuchs mal damit. Ist allerdings nicht wirklich "doppeln".


    Gute Nacht
    stb

  • Zitat von "Jueof"

    Hi, erinnere mich da an jimi page der das mittels kurzem (10-30ms) delay gemacht hat. Gut geht sicherlich auch ein stereo chorus aber schön langsam sonst "eierts" Mit einem digitalpult stehen einem ja da viele möglichkeiten offen aber so wie 2 gut aufeinander abgestimmte gitarristen als acdc wirds wohl nie werden. LG


    Wird bei der von mir betreuten Led Zeppelin Tribute Band auch so gemacht. Hab gleich am ersten Gig die Anweisung bekommen, die zwei Mikrofonsignale der beiden Marshall Stacks nicht zu pannen.


    Gruß
    Rainer

  • Jimi Hendrix hat seine Gitarre mit der Hinterband-Kontrolle eines Revox-Tonbandgeräts gemacht.
    Für die die das nicht kennen, der vereinfachte Ablauf ist:
    - der Aufnahmekopf sitzt an Stelle x des Bandlaufs
    - Signal von der Gitarre wird aufgenommen
    - Stelle x + ein paar cm weiter sitzt der Abspielkopf
    - das Signal des Abspielkopfes dient normalerweise zur Kontrolle des aufgenommenen Materials, Hendrix hat dieses Signal einfach parallel zum Ursprungssignal verstärkt.
    Durch den Laufzeitunterschied zwischen Aufnehmen und Abspielen kam die Verzögerung zustande, durch die Abspielgeschwindigkeit konnte sie verändert werden.


    Split der Gitarre auf 2 Kanäle - alternativ zwei Mikrofone- und Input-Delay im Digitalpult würde es tun, und dann in Absprache mit dem Gitarristen vielleicht noch einen Chorus o.ä. drauflegen.


    gruß
    gylo

    ... kann man da nich was löten ? ;)

  • Ich bin (momentan) Fan vom "mechanischen" delayen und komprimieren. Ein e906 direkt an der Box mit einem leichten panning auf die Seite des jeweiligen Gitarristen und dazu ein E-Voice N/D 408 mittels AmpClamp in ca. 20-25cm Entfernung vor der Box ohne Pan, dafür mit Kompressor. Macht zwar auch kein "richtiges" Doppeln, ist aber quick&dirty ohne viel Effektgeschleppe und Inserting in kleinen Klubs sehr wirkungsvoll.


    Aber um mal gumas Frage aufzugreifen: wieviel Aufwand willst/kannst du treiben? Was ist vorhanden, was darf es kosten und wie "einfach" muss es realisierbar sein?

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Alles sinnvolle Vorschläge bisher bis auf diese kleine Stilblüte:

    Zitat von "mistebass"

    ...... Das dynamische spricht etwas "langsamer" an als das Kondensator ==> (kleines) Delay zwischen beiden Signalen.


    Das unterschiedliche Einschwingverhalten von dynamischen gegenüber Kondensatormikros erzeugt zwar unter anderen Phänomenen auch gewisse Klangunterschiede, die es attraktiv machen, beide Wandlertypen einzusetzen und die unterschiedlichen Sounds zu mischen oder abzuwechseln. Allerdings entsteht dadurch keine relevante Zeitverzögerung, die einen "Dopplungs"- oder Stereoeffekt erzeugt. Allein der zwangsläufige "Ortsunterschied" zweier Mikros, auch wenn sie nah bei einander stehen, macht schon mehr Laufzeitunterschied, als die unterschiedliche Masse zweier Wandlersysteme. Aber selbst der denkbare Laufzeitunterschied von jeweils einem Mikro an den zwei 12"ern eines Gitarrencombos in der live erforderlichen Nahst-Mikrofonie ist logischerweise immer noch zu klein für ein hörbares "Doppeln", da ein Mikro immer nur den kleinen Abstandsfehler zu "seinem" speaker und deutlich leiser den Nachbarspeaker hört. Deshalb benutzte auch schon Herr Hendrix ein Delay in Form einer Bandmaschine um den Zeitversatz groß genug zu machen.


    Leider hat der Threadstarter immer noch keine Auskunft über seine technischen Möglichkeiten gegeben. :roll:

  • Vielleicht ist hier auch jemand gitarrist und kennt den roland jazzchorus. Dieser combo hat 2 12" speaker an einem stereoamp wobei der eine direkt clean und der andere über einen chorus läuft. Macht einen tierisch räumlichen eindruck. Könnte ja auch am pult nachgebaut werden

  • Zitat von "guma"

    Allein der zwangsläufige "Ortsunterschied" zweier Mikros, auch wenn sie nah bei einander stehen, macht schon mehr Laufzeitunterschied, als die unterschiedliche Masse zweier Wandlersysteme.

    Das ist korrekt.

  • Gitarrenkosmetik in der Live - Praxis:


    Man nehme 1x Yamaha SPX, egal welches. Beim 990er Programm ‚Good Old Pitchchange‘, bei den älteren ‚Pitch Change B‘ oder ‚C‘; allesamt ‚Dual Pitch‘ Programme.
    Nur den ‚Fine Pitch‘ benutzen, z. B. links +9, rechts –11. L + R unterschiedlich delayen, z. B. 8ms und 14ms. Mit Pitch und Delayzeiten nach Belieben experimentieren, bis das Ergebnis zusagt.
    Das Original mitttels Pan ein wenig der optischen Position der Musiker anpassen. Die Effekt Returns hart L/R gepant dazu, dort bei Bedarf beherzt Low Cut (zwecks Entmulmung) und Hi Cut (zwecks Erhaltung der Ortbarkeit) benutzen.
    Am Anfang nur so viel Effekt Return hinzufügen dass der senderbestückte Gitarrist, der - wie auch immer - beim Soundcheck den Weg von der Bühne in den Publikumsbereich gefunden hat, gerade noch NICHT sagt „meine Gitarre klingt irgendwie so komisch... ?“ (ich liebe Gigs mit soliden Bühnenabsperrungen und nur Line Check :)).


    Die Sache funktioniert auch mit jedem Eventide (H3000 o. ä.), sogar die Werte lassen sich 1:1 übernehmen. Und selbstverständlich mit jedem Yamaha Digitalpult (auch ‚Dual Pitch‘); dort muss der ‚Mode‘ Regler (was immer der so genau auch macht) zurück auf 1.


    Das Ganze ist quasi Pflicht bei drögen, schrämmeligen Einzel – E-Gitarren und guter Akustik, in der das allzu sehr auffällt. Und zwei gut zusammen spielende Bratrock – Gitarreros können auf diese Weise zur sprichwörtlichen ‚Wall of Sound‘ verschmelzen; mit Gänsehautfaktor, wenn denn tatsächlich mal alles passt.


    Mit Verwendung unterschiedlicher Mikros erreicht man (erreiche ich :roll:) nicht annähernd Ähnliches, zudem ist mir das Ergebnis immer zu sehr zufallsabhängig. Trotzdem lasse ich immer 2 (verschiedene) pro Gitarre aufbauen:
    1) Die Wahrscheinlichkeit, dass später wenigstens eins davon ordentlich positioniert ist, verdoppelt sich :lol: .
    2) Beim Sound/ Line Check habe ich die Möglichkeit, von zwei unterschiedlichen Angeboten das zu nehmen, was mir spontan besser gefällt. Und bastle mir
    3) anschließend mit dem 2. Kanal einen trockenen, durchdringenden ‚Reservesound‘, mit dem ich in jedem Fall später das eine oder andere Solo vernünftig drüber kriege, ohne am einmal gefundenen Fundament unnötig herumschrauben zu müssen.


    Viel Spaß beim Kurbeln!


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Ja, dem ist ja nichts hinzuzufügen. Ich mache es genau so. Sowohl mit dem 'good old pitch shift' im SPX oder eventide als auch mit den zwei Mikros. Eigentlich wollte ich allerdings darauf hinaus, dass man das auch an anderen Geräten machen kann, sofern man 'fine pitch' seitengetrennt +,- einstellen kann und die delayzeit ebenfalls ( guten morgen Firma Digico :D ).

  • Ist ja eigentlich nichts anderes als das, was der Klavierstimmer mit den Saiten – Triplets eines Flügels macht. Eine stimmt genau, die beiden anderen fast genau; erst dadurch erwacht das Teil wirklich zum Leben. Gut, Delay hat er nicht, und das Panning ist vorgegeben. Dafür aber für jeden Halbton ein eigenes SPX :cool:.


    Klar sein sollte aber auch, dass unterschiedliche Musikrichtungen da unterschiedliches Vorgehen erfordern. Bei der filigran gezupften Akustikgitarre ist Vorsicht geboten; lieber erst mal mit kleinen Zahlen und ganz wenig Beimischung anfangen, sonst klingt’s sehr schnell unnatürlich/ übertrieben. Robuste Rammstein – Riffs dagegen vertragen erstaunlich viel Detuning, bevor es wirklich nach ‚verstimmt‘ klingt.
    Spätestens wenn der Gitarrero sich hilfesuchend nach seinem Backliner und dessen Stimmgerät umschaut ist es aber auch dort an der Zeit sich zu fragen, was man da eigentlich gerade macht :D.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."