Bassanteil bei Großveranstaltungen im Rock-/Metalbereich

  • Zitat von "billbo"


    Als Freund dieser Form "elektronischer Tanzmusik" bin ich schon auf diversen Festivals bei uns und vorallem bei unseren niederländischen Nachbarn gewesen. Von 8000 bis 50000 Besuchern war da alles dabei (Kenner werden die Festivals kennen, Stichwort Q-Dance).


    Obwohl zu diesem Musikgerne sicherlich eine gehörige Portion Druck im Bassbereich gehört, habe auch ich die Erfahrung gemacht, dass es oft einfach viel zu viel des guten ist. Diese Einschätzung teilen, wie billbo sagt, mittlerweile viele der Besucher, auch wenn es noch lange nicht die Mehrheit ist.


    Auch wenn ich im Bereich LA und Großbeschallung kaum Ahnung habe, sind mir jedoch in diesem Zusammenhang immer wieder Aspekte aufgefallen, die hier bereits als Ursache für die angesprochene Basslastigkeit erörtert wurden. Überall dort, wo mit zahlreichen Delay-Lines und geflogenen wie ground gestackten Bässen operiert wurde, war das Ergebnis relativ homogen und angenehm. Dort, wo es aus baulichen (oder irgendwelchen anderen) Gründen auf mehrere lange Bananen in der Front und entsprechende Groundstacks an Subs beschränkt bleiben muss, ist das Ergebnis bedeutend schlechter. Und das, obwohl das Material oft identisch ist (i.d.R. K1, V-Dosc, SB28). Besonders im Bassbereich ergeben sich im Zuhörerraum oft eklatante Differenzen, je nachdem an welcher Stelle man sich gerade aufhält. Mal ist es kaum zum Aushalten und vom Mittel-/Hochtonbereich quasi nichts zu hören, und mal fehlt der Druck. Glücklich ist, wer hier einmal eine angenehme Stelle zum zuhören gefunden hat. Das Phänomen scheint sich, wie vermutet, wohl nicht allein auf den schlechten Mix des Technikers zurück führen zu lassen...

  • schön, daß Zitat von BillBo!


    Ohne jetzt alles gelesen zu haben, das:

    Zitat

    habe auch ich die Erfahrung gemacht, dass es oft einfach viel zu viel des guten ist


    kann ich leider nur bestätigen. Ich war am Wochende auf dem Area 4 Festival und auch dort wummerte es nachmittags schon quer über den Platz. Selbst ziemlich weit hinten konnte man kaum entspannt ohne Ohrenstöpsel auf der Wiese sitzen.


    Muss man ein System, was locker 50.000 Leute verträgt, auch bei 20.000 (oder tagsüber 5.000 Leuten) wirklich voll ausfahren, nur weil man es kann?


    Zitat

    Glücklich ist, wer hier einmal eine angenehme Stelle zum zuhören gefunden hat


    Und auch das traf zu. Trotz Downfill, Sidefills und In- und Outfill, Zahnlücke, und und ... war der Sound zumindestens sehr durchwachsen und unterschiedlich. Seitlich vorne wurde man vom Bass fast erschlagen, dafür war in der Mitte kaum Mittelton, insgesamt aber meist zuviel Bass und etwas leiser hätte auch niemanden gestört.


    Selbst meine Mitreisenden, technisch unbelastet, dafür um so begeisterte Konzertgänger fanden es zu laut und zu basslastig.

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  • Ich frage mich schon , was der ein oder andere eigentlich erwartet . :shock:


    Wenn relativ kleinen Basstacks im zweistelligen kw Bereich direkt vor dem Publikum stehen ,
    dann sollte sich doch niemand über die Verhältnisse vor diesen Basstacks wundern . :roll:


    Wenn man dann zusätzlich aus wenigen Metern Entfernung direkt in das unterste Element der Banane schaut ,
    dürfte auch dies zu keinerlei Überaschungen führen . :roll:


    Auf den Konzerten , welche ich in den letzten Jahren besuchte , sah das praktisch immer so aus . :(
    Ob eine solche Anordnung im Sinne des Herstellers ist , weiß ich nicht ,
    da ich mich mit (heutigen) Großbeschallungskonzepten nicht auskenne .


    Ich weiß nur , daß das früher anders gemacht wurde , :D
    und da kenne ich die angesprochenen Probleme nicht .


    Gruß HP

    Gleichschritt funktioniert mit mir nicht

  • jedes jahrzehnt hat eben so seine eigenen beschallungsprobleme ;)


    in den 60ern gabs gar keine richtige "grossbeschallungsanlage"
    in den 70ern gabs meistens abenteuerlich zusammengewürfelte hornansammlungen, die manchmal ebenso abenteuerlich klangen
    in den 80ern glaubte man an das wunder "prozessor-PA", vom sinnvollen stacking der kisten hatte man jedoch meist immer noch keine ahnung
    in den 90ern kamen die bandpass-woofer, die billig-PAs und die preisdumper auf
    im letzten jahrzehnt gabs extrem viele stümperhafte "linearrays"
    ...
    mal schauen, was uns dieses jahrzehnt so beschert, offenbar geht es ja richtung bassprobleme... vielleicht sogar in richtung "tolle lösung"?? ;)



    ich beobachte in den letzten jahren übrigens ebenfalls, das sich viele beschaller immer weiter vom publikumsgeschmack wegbewegen. vor allem das thema "pegel" finde ich hier interessant, ich habe schon sehr oft gehört das man sich bei mir für den vernünftigen lautstärkepegel bedankt.


    das die bässe vor der bühne teils unverschämt laut sind, bemerken die meisten beschaller übrigens gar nicht, denn sie gehen ja wirklich selten im konzert direkt vor die bühne :idea:

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich habe selbst jahrelang VAs im Metal Bereich gemacht , ich vertrage also schon einiges .
    Nur habe ich mitlerweile Events erlebt , da konnte ich vorne nicht stehen :evil:

    Zitat von "wora"

    das die bässe vor der bühne teils unverschämt laut sind, bemerken die meisten beschaller übrigens gar nicht, denn sie gehen ja
    wirklich selten im konzert direkt vor die bühne


    Und selbst wenn ein Beschaller "bemerkt" , daß die Bässe vorne viel zu laut sind ,
    was soll er dann eigentlich machen ?


    Und wenn ein LA bei ca. 60 Metern schon zu leise ist , aber im Nahbereich viel zu laut ist ,
    handelt es sich dann um den berühmten "Anwenderfehler" oder ist das heute eben so ?


    Gruß HP

    Gleichschritt funktioniert mit mir nicht

  • Zitat von "hp"

    ...
    Und selbst wenn ein Beschaller "bemerkt" , daß die Bässe vorne viel zu laut sind ,
    was soll er dann eigentlich machen ?
    ...


    ... sich beim nächsten mal überlegen, wie er das problem beseitigen könnte? :wink:



    Zitat von "hp"

    ...
    Und wenn ein LA bei ca. 60 Metern schon zu leise ist , aber im Nahbereich viel zu laut ist ,
    handelt es sich dann um den berühmten "Anwenderfehler" oder ist das heute eben so ?
    ...


    das kann man pauschal nicht beantworten, weil bei dieser problematik einfach viel zu viele fragen aufgeworfen werden.
    z.b.:
    - war die vorgabe seitens des veranstalters falsch?
    - war es überhaupt das passende lautsprechersystem?
    - war die ausrichtung (curving und/oder horizontale ausrichtung) fehlerhaft?
    - waren die controller-settings korrekt?
    - war es vielleicht sogar absicht??

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"

    - war es vielleicht sogar absicht??


    Hallo,


    diesen Punkt finde ich besonders spannend. Ich glaube inzwischen wirklich, dass wir Tontechniker (also genau die hier Forum, die das regelmäßig machen) tatsächlich eine massive Basshörgewohnheit entwickeln. Es passiert mir schon auch immer wieder, dass zu mir das typische Zielpublikum kommt und sich über zuviel Bass beschwert. Am gleichen Gig besuchen mich aber zufällig 5 Tontechnikerkollegen und sagen mir einhellig: Der hat doch keine Ahnung, ist doch alles bestens. Kann es sein, dass wir uns, weil es heute möglich ist, ein Idealklangbild antrainieren, dass am Markt vorbei ist? Vielleicht ist auch der typische Carhifituner ein guter Vergleich. Der findet es in seinem Auto super, wenn die Bassüberhöhung ca. 40 dB beträgt. Jeder andere sagt: Der hat einen Knall. Wenn man dem aber den Bass auf ein vermeintlich gesundes Maß senkt, sagt er nicht freudestrahlend: "Danke, Du hast meinen Sound gerettet", sondern dreht Ihn wieder rein, WEIL ER ES SO GUT FINDET.
    Das soll zeigen: Ist das eigene Maß das sachgerecht richtige?
    Finde ich ein ganz schwieriges Thema. An was könnte man sich orientieren? Sollte man absichltich "linear" arbeiten um eine möglichst breite Zielgruppe zu erreichen. Zielgruppenstudien wären sicher sinnvoll, aber wer will das finanzieren?


    Viele Grüße
    Tobias Kammerer

  • Es ist so, wie Du's vermutest. Dazu braucht es allerdings keine Feldstudien, sondern lediglich das Eingehen auf die Wünsche der Kundschaft und das Ignorieren des eigenen 'Boah ey ' - Gefühls (sowie erst recht das der 'Fachkollegen' :D).
    Der Kundschaft ist Technik egal. Sie interessiert sich nicht dafür, was mit dieser neuen Bassbox 'geht'. Sie weiß nichts von meinem wohligen Machtgefühl, wenn der FOH Riser vibriert. Sie kann nichts dafür, dass Kickdrum auf Kanal 1 liegt. Sie hat mich nicht gebeten, die Grenzen des Prinzips Enfirearray in ihrem Beisein auszuprobieren.
    Die Kundschaft möchte Texte verstehen und Melodien mitsingen. Sie ist wegen der Person(en) da, deren Gesicht und Name oben auf dem Plakat steht. Dort sind Bassisten und Bassdrumtreter auffällig unterrepräsentiert. Das sollte zu denken geben.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "billbo"

    Eingehen auf die Wünsche der Kundschaft


    Eine sehr wichtige Formulierung!


    Dass diejenigen, die Zwischen Bühne und FOH oder sonstwo stehen, sitzen...., meine/Deine/unsere Gage bezahlen, haben sehr viele Beteiligte noch nicht realisiert oder vergessen.
    Es geht nicht um das eigene Vergnügen. Dass man bei einem guten Sound viel Spaß bei einer bezahlten Tätigkeit haben kann, sollte man als eine positive Eigenschaft dieses Jobs ansehen.
    Ziel muß es aber immer sein, dass die Kundschaft am Ende zufrieden nach hause geht um nächstes mal wieder zu kommen.
    Und dazu trägt nicht nur das was auf der Bühne passiert bei.

    ...Holz ist braun!

  • Zitat von "billbo"

    Es ist so, wie Du's vermutest. Dazu braucht es allerdings keine Feldstudien, sondern lediglich das Eingehen auf die Wünsche der Kundschaft und das Ignorieren des eigenen 'Boah ey ' - Gefühls (sowie erst recht das der 'Fachkollegen' :D).
    Der Kundschaft ist Technik egal. Sie interessiert sich nicht dafür, was mit dieser neuen Bassbox 'geht'. Sie weiß nichts von meinem wohligen Machtgefühl, wenn der FOH Riser vibriert. Sie kann nichts dafür, dass Kickdrum auf Kanal 1 liegt. Sie hat mich nicht gebeten, die Grenzen des Prinzips Enfirearray in ihrem Beisein auszuprobieren.
    Die Kundschaft möchte Texte verstehen und Melodien mitsingen. Sie ist wegen der Person(en) da, deren Gesicht und Name oben auf dem Plakat steht. Dort sind Bassisten und Bassdrumtreter auffällig unterrepräsentiert. Das sollte zu denken geben.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo


    1+

    Beste Grüße aus dem Weserbergland,

    Stefan Waltemathe

    dante_certified_seal_level3.png

    "Hier geht nix mehr, ich muß weg..."

  • Zitat von "billbo"

    ...
    Die Kundschaft möchte Texte verstehen und Melodien mitsingen. Sie ist wegen der Person(en) da, deren Gesicht und Name oben auf dem Plakat steht. Dort sind Bassisten und Bassdrumtreter auffällig unterrepräsentiert. Das sollte zu denken geben...


    eine wirklich vortreffliche beobachtung!


    ich persönlich mag sehr gerne livesounds, wo man möglichst alle instrumente ausgewogen heraushören kann. dazu gehören z.b. auch die bassisten, die darf man zwischen den bassdrumschlägen ruhig auch mal raushören. :D

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Das sehe ich auch so. Trotzdem tendieren die Techniker dazu, nicht auf die Kritikier zu hören, sondern auf die paar Leute, die es "arschgeil" fanden, mal so richtig durchgerüttelt zu werden.

  • Hallo Leute,


    der Meinung bin ich auch. Folgt man aber dem Threadstarter, so waren offenbar die Techniker am "unbekannten" Festival auf breiter Front anderer Ansicht. Warum sind sich her alle einig, in der Praxis so aber dann nicht anzutreffen? Ist das, was wir als ausgewogen empfinden bereits zu basslastig? Ich glaube nicht, dass dort nur Leute am Pult standen, die ein anderes Ergebnis ablieferten, als sie eigentlich wollten, weil sie den richtigen Regler nicht gefunden haben?


    Viele Grüße
    Tobias Kammerer

  • Das stellt nun die Frage, wie objektiv das vom Treadstarter beschriebene Erlebnis beschrieben wurde :D

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons

  • Zitat von "klauston"

    Das stellt nun die Frage, wie objektiv das vom Treadstarter beschriebene Erlebnis beschrieben wurde :D


    Das ist schon klar, da hat man sich ja bereits über seine blumige Beschreibung ausgelassen. Der Grundgedanke bleibt aber übrig.
    Findet der "Nichttontechniker", das, was der Tontechniker als ausgewogen bezeichnet, bereits als zu bassig, weil er das regelmäßige hören auf großen Anlagen nicht gewohnt ist?
    Wenn das so ist, woran kann man sich als Tontechniker als Maßstab orientieren?
    Ist linear schon zu krass oder stellt sich das erst ab der doch so oft geforderten Bassüberhöhung ein?
    Immerhin sollte es bei linear die geringsten Maskierungseffekte geben, was schon einmal dafür spräche.


    Viele Grüße
    Tobias Kammerer