Der vernachlässigte Bass - interessanter Artikel

  • Ja, der entscheidende Unterschied wäre, dass ich hier genau nicht am EQ bzw. an der Tonquelle (der PA) rumregle (und damit verfälsche), sondern ausschließlich an der Löschpumpe.

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat

    ...Was nützt mir die Optimierung des Ein – und Ausschwingverhaltens meiner Holzschachtel im Millisekundenbereich, wenn die Betonschachtel in der ich sie betreibe über Sekunden nachschwingt?


    in einem akustisch schlechten raum ist es tatsächlich völlig egal, ob eine bassbox möglichst signaltreu ist oder nicht.
    aber zum glück gibt es ja auch noch andere veranstaltungen. :lol:

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Wenn Du mal ganz nüchtern überlegst: wie hoch ist der Prozentsatz an Indoorveranstaltungen, bei denen die Raumakustikprobleme im Bassbereich nicht um Größenordnungen schlimmer sind als selbst die allerschlimmste Bassbox?
    Noch gemeiner gefragt: angenommen Du müsstest entscheiden, ob Du den Differenzbetrag zwischen einer 08/15 - Durchschnittslautsprecheranlage und einem entsprechenden Höchstpreis - Szeneprodukt in eben dieses Höchstpreisprodukt oder in Maßnahmen zur Raumakustikverbesserung investieren sollst - womit glaubst Du am Ende das bessere Gesamtergebnis zu erreichen? Also, Klartext: 50 Mille Zusatzbudget für das hippere Label oder 50 Mille Zusatzbudget für die geeignet dimensionierten Absorber?


    Vorsicht! Auf dem Absorbermaterial haften die Blechdeckel mit den coolen Buchstaben drauf so schlecht :wink:.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • lege mir diese worte bitte nicht in den mund!
    ich habe nie behauptet, dass man beim erwerb hochwertiger lautsprecher automatisch keinen gedanken mehr an akustische maßnahmen verschwenden muss.
    ganz im gegenteil: ich behaupte schon seit vielen jahren immer wieder, das die investition in sinnvolle absorber oder diffusormaterialien wesentlich wichtiger ist, als jedes noch so teure elektronische equipment!
    leider hat sich das am markt (und vor allem in einigen liveclubs) immer noch nicht herumgesprochen, das eine gute raumakustik das A und O einer für alle teilnehmer angenehmen veranstaltung ist... vor allem auch fürs publikum, welches dafür ja sogar geld ausgibt!


    eine möglichst hochwertige wiedergabe in guter akustischer umgebung und mit gutem equipment sollte daher unser bestreben sein. leider ist ersteres oft ein problem!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "Blancblue"

    Diese E-Traps klingen interessant, ich probiere Zuhause gerade das hier:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Double_Bass_Array


    Ach... DBA Funktion gibts mittlerweile bei wiki.
    Was genau probierst du aus, Gitteranordnung, oder aktiv?
    Aktiv hab ich daheim schon vor 6-7 Jahren mal ausprobiert, als ich über diesen Prinzip bei Nubert gelesen hab. Das funktioniert gut wenn man Delay und Pegel beim hinteren umgepolten Sub richtig einstellt. Dadurch bekämpft man aber nur Moden in Längsrichtung. Ob das in großen Hallen gut geht, hab ich rissen Zweifel.

  • Ich probier die aktive Variante, mir fehlt allerdings noch der vierte Sub, der wartet auf Fertigstellung im Keller. Je mehr ich mich mit DBA beschäftige, umso mehr glaube ich aber, dass es in meinem Raum nicht gut funktioniert (3 Fensternischen mit einer Tiefe von 1,20m), habe jetzt erstmal 3 Packen 80er Mineralwolle gekauft, mal schauen was da passiert.

    ________________________________


    Signatur?

  • der grosse vorteil einer aktiven regelung ist es ja, das man hier viele freiheitsgrade hat, vor allem auf der zeitlichen ebene. so kann man z.b. jeweils die erste welle durchlassen und erst die darauffolgenden schallereignisse bedämpfen. dann bleibt mehr energie von eigentlichen nutzsignal erhalten. ausserdem kann man frequenzselektiv eingreifen und diese regelung bei bedarf verändern. ein fester absorber kann dies beides nicht gewährleisten.
    für mobile beschallungsanlagen kommen deshalb nur aktive absorber in frage, die den jeweiligen anforderungen angepasst werden können.


    ich bin sehr gespannt, ob sich diese aktiven absorber in der praxis bewähren.


    zur ehrenrettung passiver absorber sei gesagt: wenn sie gut auf den raum abgestimmt sind, können sie natürlich trotzdem gut funktionieren.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Flexiebel ist man hier leider nicht. Pegel und Delay sollen exakt passen. Provisorisch "verschwindet" durch diese Methode eine Wand, aber ein grosse Teil der Energie geht trotzdem zurück. Die "Versetzung um ein Zahn" bringt nur Verschlimmerungen im Hörbereich.
    Die Methode ist nicht neu, Nubert hat davon schon im 2005 erfolgreich berichtet. Trotz bis jetzt ist kein grosser Akzeptans im PA Bereich. Und wie schon geschrieben, ich zweifle ob das gut geht in grossen Räumen.

  • natürlich ist die idee nicht neu. das wird z.b. schon seit jahrzehnten gemacht, um maschinenlärm zu dämpfen. ich weiss schon gar nicht mehr wie viele jahre das her ist, dass ich mal einen artikel darüber gelesen hatte, das war aber auf jeden fall mindestens in den 90ern.
    in studios wird das auch schon einige jahre eingesetzt.
    neu ist aber die idee, das eventuell auch im pa bereich zu nutzen. ich kann mangels erfahrungswerten aber nicht einschätzen, ob das auch praktikabel ist. deshalb bin ich auf die ersten erfahrungswerte sehr gespannt!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "Blancblue"

    @ David: Du meinst quasi ne umgekehrte Bassreflexkiste a la Helmholtz oder?


    sorry, die Frage hab ich erst jetzt bewußt gelesen:
    Ja, meine ich :wink: Das sollte aber mittlerweile durch meine Äußerungen klar sein.


    Ich hätte noch ein paar Argumente, die für die passive Variante sprechen. Wobei natürlich woras Argumente für die aktive Variante genauso richtig sind. Ich will nur zeigen, daß nicht nur die aktive Variante als Lösung in Frage kommt:

      -das aktive System erfordert deutlich mehr Aufwand: Kabel müssen gezogen werden, ein Messmikro muß her, das natürlich an einen repräsentativen Platz...das alles entfällt bei passiven Absorbern
      -wie von Jonnytrance erwähnt, könnte eine falsche Abstimmung des aktiven Systems katastrophale Folgen haben. Beim passiven, passiert einfach nichts. Ist der Resonator falsch abgestimmt, schwingt er bei der Mode nicht mit und fertig
      -ich könnte mir vorstellen, daß man den aktiven Absorber schon hört, wenn man sehr nah dran steht. So, wie man den umgedrehten Bass eines CSA ja auch hört, wenn man sich unmittelbar vor dessen Membran stellt. Dieses "Problem" gibt es bei der passiven Variante auch nicht


    Jetzt wäre halt "nur" noch zu klären, ob und wie man einen passiven Resonator praktikabel umtunen kann, um ihn in verschiedenen Räumen einzusetzen. Es muß ja auch sichergestellt werden, daß er sich während des Einsatzes nicht wieder verstellt.
    Spannendes Thema und, wenn ichs ansprechen darf, ein vorbildlicher Diskussionsverlauf (bis jetzt :wink: )
    Viele Grüße
    David Kammerer

  • (Verhältnismäßig) neu ist eben auch die Möglichkeit, in quasi Echtzeit (bezogen auf die relative Trägheit der Raumresonanzen) vergleichen und ausrechnen zu können, was das Korrekturelement genau tun muss, um das akustische Ergebnis dem (NF Signal-) Soll möglichst nahe zu bringen. Deshalb finde ich die Idee ebenfalls sehr verfolgenswert.
    Die Krux wird, wie bei jeder Messung :D, u. a. natürlich in der Position des Messmikros liegen. Wo genau finde ich bei dem Gedankenmodell das 'gültige' Hallenakustiksignal?


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "billbo"

    ...
    Die Krux wird, wie bei jeder Messung :D, u. a. natürlich in der Position des Messmikros liegen. Wo genau finde ich bei dem Gedankenmodell das 'gültige' Hallenakustiksignal?...


    möglicherweise ist das der selbe platz, den man auch für das ausmessen der phase zwischen top und sub benutzen würde? :D:D:D

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zur passiven Variante, ich schrieb es bestimmt schon einmal:
    Vor ca. 25 Jahren wurde ein Jugendstiltheater renoviert. Auf dem Rang standen zwei riesige Jugendstilvasen. Der Architekt hatte vermutlich für Jugendstil nicht allzuviel übrig und ließ die Dinger rauswerfen, woraufhin man mit akustischen Problemen zu kämpfen hatte. Die Vasen waren Helmholtzsche Resonatoren und mußten wieder rein.
    Der Vorteil einer passiven Lösung zeigt sich in dem Beispiel: sie braucht keinen Strom, kann schön aussehen und die Wartung beschränkt sich auf das Entstauben.



    MfG
    DirkB

  • wie gesagt: meiner meinung nach sind passive absorber in festen räumlichkeiten sicherlich geeignete lösungsmöglichkeiten.
    für eine mobile beschallungsanlage, die ständig an anderen orten aufgebaut wird, ist die aktive variante wegen ihrer deutlich höheren flexibilität die sinnvollere variante.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat

    Der Vorteil einer passiven Lösung zeigt sich in dem Beispiel: sie braucht keinen Strom, kann schön aussehen und die Wartung beschränkt sich auf das Entstauben

    . ... sowie die sorgfältige Archivierung und Pflege der Bauunterlagen. Q. e. d. :D
    Klar macht so eine stationäre Lösung Sinn; noch viel besser wäre es fraglos, wenn die Raumgeometrie von vorn herein (auch) nach akustischen Gesichtspunkten gestaltet würde.


    Trotzdem: der Gedanke "hier Jungs, schiebt mal die Entdröhner da hinten in die Ecken und schaltet auf Auto" hat schon was. (Nein, ich glaube nicht, dass es ganz so einfach wird).


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "billbo"


    Klar macht so eine stationäre Lösung Sinn; noch viel besser wäre es fraglos, wenn die Raumgeometrie von vorn herein (auch) nach akustischen Gesichtspunkten gestaltet würde.


    Man hat schon vor 100 Jahren Konzertsääle gebaut, die unter dem Blickwinkel akustisch belasteter Kunstwerke gute bis hervorragende Darstellungen ermöglichten, bzw. auch noch ermöglichen.


    Dann kam der Architekt.


    Ich erinnere gerne an Leonard Bernstein, der anlässlich des Eröffungskonzertes im Münchner Gasteig in's Gästebuch schrob: "burn him down"

  • Das Paradebeispiel für Realsatire auf diesem Gebiet dürfte der damals neue Plenarsaal des Bundestages in Bonn gewesen sein: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13682080.html
    Da wurde ein millionenteurer Stararchitektenentwurf für DAS Vorzeigegebäude ausgeschrieben, dessen Sinn und Zweck es sein sollte, darin mit möglichst hoher Sprachverständlichkeit debattieren zu können. Und die Crème de la Crème der deutschen Ela – Akustiker durfte sich anschließend jahrelang (im Prinzip bis zum Umzug nach Berlin) damit beschäftigen, die hoch dotierte katastrophale Fehlleistung des Stararchitekten wenigstens notdürftig auszubügeln.


    Dass es auch anders geht zeigt ganz unspektakulär so manch eine der oben schon mal erwähnten Waldorfschulaulen.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • btw, wenn das alles so einfach wäre !!


    die Waldorfschulvereine haben mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen, ich habe solche Possenstücke wegen der Entscheidungsfeudigkeit ihrer Selbstverwaltung schon miterleben dürfen. Keinesfalls automatisch sind deren Bauten akustisch besser, auch nicht die von Hundertwasser der bekannterweise nur Künstler war.


    Ich kann für meinen FH Studiengang Ende der 80er sagen, daß Raumakustik nur als Randthema angeschnitten wurde, so sehen denn auch die meisten Bauten in den einschlägigen Architektur- und Hochglanzmagazinen auch aus. Ich sage nur "Zaha Hadid mit ihrem Dekonstruktivismus"
    In zeitgleich laufenden TH Studiengängen war das nach meinem Kentnissstand schon gar kein Thema. Die wenigsten Architekten können mit dem Thema etwas anfangen, die brauchen sogar einen Ingenieur um die Schalldämmung eines Doppelhauses zu planen und nachzuweisen, ich persönlich finde das arm!


    Das zwei Vasen mit vielleicht je 1m² Öffnungsfläche einen merkbaren Nutzeffekt haben könnten, bezweifle ich anhand der Formeln zur Berechnung des Nachhalls!


    Zumindest hat man inzwischen für Schulen und Kindertagesstätten erkannt, daß auch dort Menschen arbeiten, denen übliche Lärmdosis zugemutet werden kann. Daß hat zwar nichts mit Bass zu tun aber doch etwas mit Akustik und deren Vorausberechnung, die inzwischen zumindest geplant werden, anders als bei vielen Stadthallen aus den 70ern und 80ern.
    Auch die Industrie bietet inzwischen mehr und mehr optisch verträgliche Systeme an, die entsprechend von Fachleuten zusammengestellt eine Nachhalloptimierung zulassen. Und das auch in den Brandklassen A1,A2 und B1.


    Die "alten Baumeister" Vorläufer der Architekten, waren sicherlich auch auf gewisse Bauwerke spezialisiert, das ist heute nicht anders.
    Stararchitekten machen sich an diesen "Nebensächlichkeiten" nicht die Hände schmutzig, sie entwerfen im Sinne des Gesamtkunstwerkes :roll:

    Gruß UweS.