Hallo!
Ich möchte aufgrund folgenden Artikels mal einen kleinen Abriss aus meiner Gegend (Mitteldeutschland) geben.
Ausgangspunkt sind regionale Veranstaltungen von 200-1000 Leute - also die Alltagsgröße, ohne den Bereich Konzerte, Messen oder Großveranstaltungen/Stadtfeste usw.
http://www.welt.de/wirtschaft/…ntergang-geweiht-ist.html
Wir hatten in der Region mehrere Großraumdiskotheken. Teilweise von 1000-3000er Läden konnte man sprechen. Seit 5 Jahren werden es regelmäßig immer weniger. Aktuell war 2014 ein Tiefpunkt erreicht. Jetzt öffnen zwar wieder kleine Clubs, aber die laufen auch eher schlecht als Recht. Es wird immer schwieriger, die Leute in einen Laden zu bekommen. Zudem ist es immer unberechenbarer, welches Event läuft und welches nicht. Es gibt Tage, da sind alle Bereiche voll, eine Woche später keine 100 Gäste. Dies ist mittlerweile auch fast unabhängig vom Motto der Party. Da sich nicht nachvollziehen lässt, warum manche Partys laufen und andere nicht, lässt sich der Effekt auch nicht übertragen und zu Nutze machen.
Für die Veranstalter und Besitzer heißt das, an allen Ecken und Enden sparen. Das geht bei der Technik los und endet irgendwann bei den DJs - da allerdings vorallem bei den Residents. Es werden 18 jähre Sprösslinge mit 0 Erfahrung und dicker Konsole gebucht, die Profis aus den ehemaligen Großraumdissen, gehen leer aus. Gagen unter 150€ sind mittlerweile Standard, nur das davon keine Leben/Arbeiten kann, ist den Youtube DJs Ü18 natürlich völlig egal - es gibt ja Frauen und kostenlose Getränke für den Job...
Den Vogel abschießen tun dann sogenannte Booking-Acts. Irgendwelche Vollidioten aus Big Brother, Berlin Tag und Nacht oder sonstigen Reality Harz 4 Sendungen, machen 2 Stunden "Musik" vom USB-Stick und kassieren dann Geld, dafür hätte man vor 15 Jahren 5x Heinz Felber von HR3 buchen können. Statt mal vernünftige Residents zu buchen und die angemessen zu zahlen, wird das Geld für niveaulose "Acts" ausgegeben, die nicht 1€ davon Wert sind.
Seht ihr das in euren Ecke auch immer schlimmer werden? - was kann man tun, wo seht ihr einen Ausweg bzw. Aufschwung? Wo geht der Weg nun hin - da auch die kleinen Läden nur unregelmäßig besucht sind, kann das auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein...von den aktuellen immer teurer werdenden Acts mal ganz abgesehen.
Der Nächste Punkt sind die Veranstaltungen im Allgemeinen - bei uns in der Region meist Kirmes genannt. Ist im Grunde analog zu den ganzen Schützenfesten in NRW. Ich behaupte aktuell einen Rückgang von gut 40%. Teilweise finden Kirmesevents aufgrund von Besuchermangel gar nicht mehr statt - viele beschränken sich auf einen 5 Jahres Rhythmus und die Durchführung. Die stattfindenden Partys buchen Toni Müller von Nebenan, der für 600€ das ganze Wochenende seine "Musikanlage mit buntem Licht" zur Verfügung stellt... Also auch in dem Gebiet, immer weniger Nachfrage bei weiterhin sinkenden Gästezahlen. Die Anbieter von Ton und Licht brauchen kein Material mehr anschaffen, weil es eh nur rum steht. Die Partys die noch stattfinden werden möglichst günstig bespielt und Leben kann davon schon lange niemand mehr...
Was kann man noch machen? Wo sind noch Ansatzpunkte? Was haben wir verpennt?
Sind wir einfach nicht ausreichend social marketing fähig? Erreichen wir die Kunden nicht mehr? Ist der Bereich Veranstaltungstechnik in bestimmten Regionen einfach völlig am Ende? Müssen Firmen schließen damit die sinkende Nachfrage für den Rest noch ausreicht? Sind die Qualitätsansprüche so niedrig, dass man für 200-800 Leute einfach nur noch Toni Müller braucht?
Läuft alles auf einen reinen Verdrängungswettbewerb in der SemiPro-Branche hinaus? War es jemals so schwer wie heutzutage?
Aus meiner Erfahrung habe ich als DJ festgestellt:
- 4 Discotheken verloren wegen Schließung
- ca. 1/3 weniger Termine in den anderen übrigen Läden, da es immer mehr DJs für immer weniger Läden gibt
- 60-70% Zunahme der Nix-Könner-DJs ala Youtube mit Automix-Konsole und Dumpingpreisen
- ca. 70% weniger öffentliche Events zwischen 200-800 Leute bespielt
- 40% weniger Besucher auf den noch stattfinden Partys
- seit 2 Jahren zwecks Besuchermangel/Kostendeckung nicht mehr selbst als Veranstalter aufgetreten