openair Bühne Fluchtweg

  • Was ich bei diesen ganzen Vorschriften und Unterweisungen vermisse, ist der gesunde Menschenverstand.
    Eigentlich sollte es doch nicht nötig sein einem Menschen zu erklären, dass er von der Bühne fallen wird, wenn er über die Absturzkante hinaus geht. Und dass er die Treppe benutzen soll.

  • Was ich bei diesen ganzen Vorschriften und Unterweisungen vermisse, ist der gesunde Menschenverstand.
    Eigentlich sollte es doch nicht nötig sein einem Menschen zu erklären, dass er von der Bühne fallen wird, wenn er über die Absturzkante hinaus geht. Und dass er die Treppe benutzen soll.

    ja, da stimme ich dir gerne zu.

    doch es nützt dir leider nichts, wenn du dich drüber aufregst. auch wenn es in diesem punkt durchaus verständlich wäre.
    aber die regelungswut in deutschland ist eben, wie sie ist. egal wo man hinschaut, überall wird es immer extremer. der jährliche service für unsere bühnen-hubpodien muss offenbar ab diesem jahr mit einem deutlich höheren personalaufwand gefahren werden, weil sich irgendwelche vorgaben geändert haben. wie konnten wir nur die letzten 30 jahre mit weniger prüfaufwand überleben...

    ja, ich verstehe, dass man die regeln an neuere vorkommnisse anpassen muss. aber manchmal wird da einfach übers ziel hinaus geschossen. und das ist ja nicht nur in unserem gewerbe so, das kann man überall beobachten. heute habe ich z.b. den Tüv für meinen anhänger erneuert. früher hat das ein prüfer gemacht, heute müssen das zwei mann sein...


    idioten, die regeln missachten oder umgehen, wird es immer geben. und die sind einfach immer erfindungsreicher als die, die die regeln aufstellen. irgendwann wird es möglicherweise so viele regeln geben, dass sie keiner mehr kennen kann. ob das dann wirklich sicherer ist, wage ich zu bezweifeln.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Kurze Ein-/Unterweisung und dann unterschreiben lassen

    Du machst nicht so oft kleinere Produktionen mit vielen wechselnden Beteiligten.

    Das ist halt manchmal extrem unrealistisch. Der DJ kommt erst später, die Tanzgruppe besteht aus 40 Kindern, die niemals alle gleichzeitig an einem Ort sind und die Begleitungen haben grad ganz andere Sorgen...

  • die Tanzgruppe besteht aus 40 Kindern,

    die ungesicherte Absturzkanten vom Spielplatz kennen. Warum man denen auf einmal sagen muss, dass man vorne von der Bühne fallen kann. :/

    Du machst nicht so oft kleinere Produktionen mit vielen wechselnden Beteiligten.

    Bei vielen Vereinsveranstaltungen ist das auch unpraktikabel und eher unüblich. Mir ist aber auch kein Fall bekannt bei dem ein Chorsänger von der Bühne gefallen wäre.

  • Ja, ich weiss, dass das mit der Kurzunterweisung schwierig ist.

    Schauen wir nochmal in die DGUV-Vorschrift 17/18: § 6, (2) Lassen sich im Einzelfall aus zwingenden szenischen Gründen Einrichtungen nach Absatz 1 nicht verwenden, müssen an deren Stelle Einrichtungen zum Auffangen abstürzender Personen vorhanden sein. Ist die Verwendung dieser Auffangeinrichtungen an Szenenflächen aus zwingenden szenischen Gründen nicht möglich, muss die Absturzkante gekennzeichnet und bei allen Beleuchtungsverhältnissen deutlich erkennbar sein.


    Die Pflicht zur Unterweisung in festgestellte Gefährdungen und deren Schutzmaßnahmen ergibt sich aus § 17, (2): Der Unternehmer hat alle beteiligten Personen vor Aufnahme der Proben zu einer Bühneninszenierung oder Produktion hinsichtlich der erforderlichen Unfallverhütungsmaßnahmen zu unterweisen.


    So. Und nun? Wenn der Richter Dich fragt, warum Du die Mitglieder der Seniorensinggruppe von denen einer vorne runtergefallen ist, nicht unterwiesen hast, was sagst Du? Du könntest natürlich diese Pflicht dort hingeben, wo sie hingehört, beim Chorleiter z.B., da es nicht Deine Beschäftigten sind.


    Wenn Du "Sänger fällt von Bühne" bei Google eingibst, wirst Du einiges finden. Zuerst Herrn Lindemann.

    -> Arbeitssicherheit, Koordination Arbeitssicherheit auf Großveranstaltungen

    -> Sicherheitskonzepte

    -> Schulungen

  • Du könntest natürlich diese Pflicht dort hingeben, wo sie hingehört, beim Chorleiter z.B., da es nicht Deine Beschäftigten sind.

    Der Chorleiter ist auch nur angestellt, wenn überhaupt. Rechtlich verantwortlich bei Vereinen ist der Vorstand. Verantwortlich für die Gemeindehalle ist ... im Zweifelsfall der Bürgermeister, wenn die Verantwortung an niemand anderes übertragen wurde.


    Ich bezweifle, dass sich die meisten dieser Verantwortung bewusst sind.


    Das ist die Realität bei vielen kleinen Veranstaltungen.

  • Ich fürchte, hier ist genau er gleiche Gap zwischen Realität und "so sollte es eigentlich sein / das sagt die Vorschrift" wie bei der Diskussion mit dem LKW-Anhänger / Trailer als Bühne.


    ... und solange es gut geht gibt's ja auch keinerlei Probleme. Spannend wird sowas immer dann, wenn es mal nicht gut gegangen ist...

  • Ich fürchte, hier ist genau er gleiche Gap zwischen Realität und "so sollte es eigentlich sein / das sagt die Vorschrift" wie bei der Diskussion mit dem LKW-Anhänger / Trailer als Bühne.


    ... und solange es gut geht gibt's ja auch keinerlei Probleme. Spannend wird sowas immer dann, wenn es mal nicht gut gegangen ist...

    Es geht hier gar nicht so sehr um Vorschriften. Das mag oberflächlich so aussehen, aber es gibt in diesen Fällen immer ein gravierenderes und tiefgreifenderes Problem: die Verantwortlichkeit ist nicht geklärt.


    Die unterweisende Person schnappt sich die gesamte Veratnwortung und verteilt Stücke davon an die unterwiesenen Personen. Wenn das niemand macht, ist die Verantwortung nur implizit verteilt; es wird sich auf den schon angesprochenen "gesunden Menschenverstand" verlassen und alle Akteur:innen müssen ihre Pflichten und Aufgaben selbst erkennen. Das kann insbesondere bei kleinen und wenig komplexen Veranstaltungen funktionieren; spätestens bei vielen Akteur:innen und komplexen Aufgaben sollte die Verantwortlichkeit aber explizit geregelt sein.


    Ich bin der Meinung, dass es auch beim Kinderballett nicht schadet, den Kindern und aufsichtsführenden Personen Gefahrenstellen zu erläutern und zu erklären, was bei Unfällen / Verletzungen zu tun ist.

  • Klar ist es sinnvoll - aber in der Realität teilweise einfach nicht so umsetzbar, wie man es idealerweise machen sollte.


    ... ich würde auch eine Wette eingehen, daß sowohl TL als auch viele andere prof. Musiker, deren Bühnenabgänge auf YT dokumentiert sind davor keine Gefahreneinweisung bekommen haben.


    ... oder wenn der Star des Abends halt mal wie üblich erst 2m vor Auftritt ankommt und parallel zum Betreten der Bühne noch eher Autogramme schreibt, Presseerklärungen abgibt oder Insta-Filmchen erstellt anstatt noch kurz die Gefahreneinweisung durchzuführen und zu unterzeichnen...

  • Meiner Meinung nach können Kinder, die es geschafft haben einen Tanz einzustudieren, es auch schaffen, 2 Minuten einer Bühnen Sicherheitseinweisung zuzuhören. Und da geht es ja nicht nur um Treppe und Absturzkante, sondern auch um andere Gefahrenbereiche und Regeln, die vielleicht nicht ganz offensichtlich sind.


    ZB.: nach dem Auftritt sofort Bühne verlassen und zurück in Eure Garderobe, weil danach der Bühnenumbau passiert und das gefährlich für Kinder ist (und alle anderen Fans, Eltern, Entourage, Künstler, Künstlerkumpels usw).

  • ...wobei ich persönlich die meissten Backstageräume/Umkleiden mit dem üblichen Chaos dadrin beinahe für gefährlicher halte, als eine Bühne auf der die Künstler sich benehmen Ihre (einstudierte) Show abziehen...



    Ohne den Sinn einer Gefahrenunterweisung in Frage zu stellen - in den meissten Fällen hilft einfach ein kühler Kopf und etwas Verstand.

    Und wenn man das Umfeld schaffen kann, daß Künstler nicht zu aufgedreht sind, sondern entspannt und dabei einigermaßen konzentriert - dann hat man am Meissten gewonnen.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Warum kann ich eigentlich nicht davon aus gehen, dass der Verantwortliche vorher schon seine Einweisung bekommen hat?
    Der geneigte Künstler/Musiker/Techniker/Backliner/Merchandiser macht das doch sehr häufig. Da sollte es doch schon mal eine Unterweisung gegeben haben, zumal in 90 % der Bühnenanweisungen drin steht, dass geltende Vorschriften zu beachten sind.

    Bei Leuten, wo ich mir über die Qualifikationen/Erfahrungen unschlüssig bin, schaue ich zweimal hin, und bereinige/verbessere die kritischen Situationen, die entstehen. Oder zumindest versuche ich das hartnäckig.

  • im kern geht es letztendlich drum, wer im falle eines falles bezahlt. es geht um nichts anderes

    das macht aber auch sinn, da ja keiner freiwillig für einen fehler, den ich mache, zahlt.

    wenn da ein 8 jährigeskind zum voll pflegefall wird, dann geht das da auch mal schnell um richtige summen.

  • Zuallererst geht es darum, Menschen zu schützen. In zweiter Linie dann um Verantwortung und zuletzt, wenn es in die Hose gegangen ist, um Strafe (die oft nicht so hoch ist) und Regress (der zum Ruin führen kann).

    Es sollte ja so sein, dass auf jeder Verantwortungsstufe die Führungskräfte ihrer Verantwortung nachkommen. Da wäre dann auch eine Unterweisung/Einweisung anzusiedeln. So sollten z.B. Leute, die die Bühne betreten entsprechend von ihrer Führungskraft unterwisen worden sein. FK ist überall, wo ein -leiter hintersteht.

    Das mit den BA finde ich auch irre. Da steht überall drin, was alles eingehalten werden muss, nur die Produktion selber scheint sich da auszunehmen. So funktioniert das nicht!

    -> Arbeitssicherheit, Koordination Arbeitssicherheit auf Großveranstaltungen

    -> Sicherheitskonzepte

    -> Schulungen

  • Ich dachte das ist unausgesprochener Konsens

    Sollte es sein. Zumindest ist das in meinem Kopf auch so. Vermute für Falco gilt das auch, er wollte nur nochmal sicher gehen. :D

    Es sollte ja so sein, dass auf jeder Verantwortungsstufe die Führungskräfte ihrer Verantwortung nachkommen.

    Das ist aber leider mehr Wunschdenken als Realität.
    Aber manchmal ist doch keine Führungskraft notwendig, um die entsprechende Produktion zu beginnen.

    Ich mache so viele kleine Geschichten, wo dann meist nur zwei bis vier Leute zusammen arbeiten, dass ich da nicht jedes Mal wieder alle belehren will ist doch klar.

    Zumal ich ja eigentlich darauf vertrauen könnte, dass sich die Kollegen und Künstler noch an Ihre letzte Unterweisung erinnern können.

  • Aber manchmal ist doch keine Führungskraft notwendig, um die entsprechende Produktion zu beginnen.

    Ich mache so viele kleine Geschichten, wo dann meist nur zwei bis vier Leute zusammen arbeiten, dass ich da nicht jedes Mal wieder alle belehren will ist doch klar.

    Zumal ich ja eigentlich darauf vertrauen könnte, dass sich die Kollegen und Künstler noch an Ihre letzte Unterweisung erinnern können.

    Vielleicht wäre es eine Option im Vorfeld eine kurze Mail mit der Unterweisung an den Ansprechpartner des/der Künstler zu schicken? Über den Vermerk

    "kannst Du mir bitte kurz rückbestätigen dass Du diese Infos an alle Beteiligten weiterleitest?"

    könnte man zumindest versuchen eine Bestätigung einzuheimsen dass man "nicht nix" gemacht hat. Eine persönliche Einweisung vor Ort ist das zwar noch nicht, wäre aber ein großer Beitrag um Verantwortlichkeiten zu streuen, und das Risiko zu reduzieren dass jemand auf einer Kleinbühne zu Schaden kommt.


    Kurze Skizze mit Zugängen und Absturzkanten, Hinweis auf Gerümpel welches üblicherweise so rumsteht, keine an der Aufführung unbeteiligten Personen auf der Bühne, Epilepsiegefahr bei Strobeeffekten, Getränke nur in Plastikflaschen, erhöhte Lautstärke etc.

    Das ist in einer halben Stunde zu PDF gebracht, und je Location eigentlich ein Dauerbrenner. Nachbessern kann man ja immer noch wenn einem was schlaues einfällt.

    CatCore - die vielseitigen Adapterlösungen von XLR auf Cat für Mobile Anwendungen, Rental und Installation: https://www.catcore.eu/


    Nächste Messe: PLASA Leeds am 14. und 15. Mai, Stand R-C10

  • Warum kann ich eigentlich nicht davon aus gehen, dass der Verantwortliche vorher schon seine Einweisung bekommen hat?

    Die Unterweisung ist produktions- und ortsspezifisch.

    Wenn es eine wiederkehrende Produktion am gleichen Ort ist, kann auf eine erneute Unterweisung verzichtet werden (außer bei gefährlichen szenischen Vorgängen - hier muss die Unterweisung regelmäßig wiederholt werden (DGUV)). Aber in diesem Fall gibt es ja die Aufzeichnungen zu vorangegangenen Unterweisungen.

    Das ist aber leider mehr Wunschdenken als Realität.
    Aber manchmal ist doch keine Führungskraft notwendig, um die entsprechende Produktion zu beginnen.

    Ich mache so viele kleine Geschichten, wo dann meist nur zwei bis vier Leute zusammen arbeiten, dass ich da nicht jedes Mal wieder alle belehren will ist doch klar.

    Zumal ich ja eigentlich darauf vertrauen könnte, dass sich die Kollegen und Künstler noch an Ihre letzte Unterweisung erinnern können.

    Verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Auch bei kleinen Teams macht man doch erst einmal ein Briefing und spricht die anfallenden Arbeiten durch. Im gleichen Atemzug kann man auch Gefahrenquellen, Verbandskasten und PSA ansprechen.


    "Wir bauen heute...

    Tragt bitte...

    Verbandskasten und Feuerlöscher sind...

    Achtet bitte auf...

    Bitte vermeidet...

    Du baust bitte zuerst... "


    Die Unterweisung muss keine 90 min Präsentation sein. Dann setzt noch jeder sein Autogramm auf den Zettel "Ich wurde über folgende Punkte unterwiesen:

    [...]

    Unterschrift:

    [...]"

    und dann ist das Ganze in 5 min abgehakt.