Ich stelle das Thema mal allgemein auf, vielleicht möchte der eine oder andere was dazu sagen und zitiere mich zum Einstieg ohne Anspruch auf Vollständigkeit nochmal selbst:
Warum sind "Audiointeressierte" im Allgemeinen und Mixer im Besonderen so häufig als Konzertbesucher von "Oberligakonzerten" enttäuscht ?
Ich gehe zunächst mal in mich:
1. Wenn ich als "Nurzuhörer" zu einem Konzert gehe, was ich nur bei besonderen Lieblingskünstlern tue, sind natürlicherweise meine Erwartungen besonders hoch. ( Vielleicht zu hoch ? ) Irgendwie will mein Unterbewußtsein, daß sich genau das Kribbeln im Nacken einstellt, was sich rational betrachtet höchstens alle 100 Jobs mal bei eigenen Konzerten einstellt.
2. Ich habe die Band schon mal vor Jahren gehört, als ich selbst noch beeindruckbarer war und höre jetzt kritischer.
3. Ich habe ein Problem damit untätig rumzusitzen und nicht den gewohnten Einfluß nehmen zu können. Das "Ich könnte es ja viel besser" Phänomen.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch typische, "konstellationsbedingte" Gründe, warum gerade große Produktionen besonders Scheiße klingen.
Nur zwei Beispiele:
1. Ein früher häufiger Grund, der zu Zeiten von Inearmonitoring eigentlich aussterben sollte: Die Bühne ist zu laut. Gleichgültig ob zu laute Backline oder zu lauter Monitor, die "Richtcharakteristik und das Laufzeit,- Phasen- und Interferenzverhalten des Gesamtstrahlers Bühne" ist bekanntlich unter aller Sau und die "Laufzeitwillkür des Übersprechens auf alle Microphone" tut ihr Übriges. Leider ist es nun nicht so, daß professionelle Musiker immer besonders vernünftig und umsichtig sind, was diese Dinge angeht. Im Gegenteil ist die Situation eher so, daß beispielsweise Monitorleute auf dem Karrieremäßig dünnen Eis der Oberliga zur Arbeitsplatzsicherung gelernt haben, jeden Lautstärkewunsch des Künstlers zu erfüllen.
2. Nur wenige Stars haben das Glück, einen wirklich fähigen LIFE-Mixer zu beschäftigen, d.h. ein Allroundgenie, das sowohl Künstler und Mixer als auch Techniker und Systemoperator in Personalunion ist. Heute findet man statt dessen leider oft die Konstellation, daß der "Mann des Vertrauens" für die Band ein "Zweitligastudiomixer" ist, der aber gute Kontakte zu den A&Rs hat oder sich sonst durch besondere "Nettigkeit" hervor getan hat und maximal ein Mischpult mit Peripheriegeräten bedienen kann und seinen Arsch vom Mixerplatz nicht wegbewegt. Diesem wird nun vom "Systemoperator", der in der Regel von der Hirecompany kommt, Puderzucker in den Arsch geblasen, da die Firma ja von dessen goodwill abhängig ist und gern weiter Jobs für den Künstler machen möchte. Selbsverständlich stellen sich diese beiden immer gegenseitig ein gutes Zeugnis aus leben aber in der stetigen Angst vom jeweilig anderen bei der Band oder beim Tourmanager oder bei sonst einem Wichtigen angepisst zu weden. So kann unmöglich eine kritische, fruchtbare und ständig auf Verbesserung und maximale Leistung bedachte Zusammenarbeit funktionieren.
Diese Liste kann man beliebig fortsetzten, was man aber unschwer erkennen kann: es sind nicht technische sondern in der Regel menschliche Gründe, die für schlechten Sound sorgen.