Umfrage: die drei größten Gefahren

  • interessanter thread.


    gefahren für das publikum würde ich mal ausschliessen, dafür gibte es ja genug vorschriften. ob die eingehalten werden ist natürlich eine andere geschichte.


    was noch fehlt: be und entladen von schwerem equipment auf NASSEN laderampen. dabei sieht man doch regelmässig viele beinahe-katastrophen.


    michel hat etwas wichtiges angesprochen: die spätfolgen von der selbstüberschätzung meist jüngerer kollegen: das heben schwerer lasten.
    standardspruch hierbei: ach komm, die ampracks kriegen wir auch zu zweit auf die bühne.


    und zuletzt: die spätfolgen chronischem schlafmangels bzw. das fehlen eines halbwegs natürlichem biorhythmus.


    gruss
    holger

  • 1) Flüssigkeiten (die im schimmsten Fall noch Kleben)


    2) Randalepäpste die mit barer gewalt versuchen equipment zu schädigen (man sollte auch so vorsorgen das die sich nicht selbst verletzten bei manchen pavianen denk ich mir dennoch "jetzt brich dir doch endlich den arm" dankenswerter weise gibts bauzaun und ordner!)


    3) Zweifelhafte installationen aller art ob statisch elektrisch mechanisch.. egal es darf halt nicht gemurkst werden (ich murkse nur im äussersten not fall und nur dann wenn höchstens equipment schaden erleidet)


    sind eher nach häufigkeit geordnet als nach priorität :wink:

    mfg Matthias Schoster

  • Mal anders gefragt:


    Wer hat denn wirklich schon aus erster Hand einen Unfall miterlebt (den er selbst bezeugen kann), bei dem professionelle medizinische Soforthilfe in Anspruch genommen werden musste. Was war die Ursache?


    Das wäre doch mal eine Umfrage wert!


    Trotz langer Bühnenjahre habe ich nur einen Unfall erlebt, bei dem ich einen Krankenhausbesuch empfohlen hätte, der aber nicht (sofort) in Anspruch genommen wurde. Der Rest meiner Unfallerfahrung beschränkt sich auf Beinahe-Unfälle in dieser Gewichtung:


    1. Herunterfallendes Kleinzeug (Werkzeug oder auch mal ein Altmann-Haken)
    2. Umstürzende Leitern (bemannt und unbemannt)
    3. Elktrounfälle inTraversen (hier wäre PSA und oder bessere Scheinwerferwartung sinnvoll, dann fällt man nicht nach einem "kleinen Elektrobacks" gleich fünf Meter.


    Übermüdung kenne ich auch. Allerdings führte diese aus eigener Erfahrung nur zu kleineren Blessuren.


    Schwere Autounfälle sind mir sehr glaubhaft aus zweiter Hand bekannt, ging aber ohne Krankenhaus ab - ist ja schon sicherer als ein Moped so ein Truck.


    Grüße
    Opi


    edit: Hab was vergessen, ist aber eigentlich OT. Künstler fällt von der Bühne und muss mit kompliziertem Bruch einfahren! Hats mehrfach gegeben auch bei Bühnenhöhen deutlich unter 50cm !

    abgebrühter Alt-Aktivist im Vorruhestandsjob
    -danke Billbo-

  • zu den Unfällen "erste Reihe":


    bei Laster öffnen: ungesichertes Wind-Up (noch gerade so hinten dran gequetscht...) als Überraschungssgeschenk auf den Kollegen gefallen - Arm gebrochen


    Beim hantieren mit senkrecht gestapelten Bütecs im Laster (eben nur ein paar Stück für den Drumriser & Co) - Stapel gekippt, zu nähende Platzwunde am Hinterkopf


    Stapler: Lampendolly abgeschmiert, schwere Schulterverletzung, mehrwöchiger Ausfall
    Stapler: Bütec-Stapel umgeschmissen - Bein/Fuß schwer verletzt - mehrwöchiger Ausfall


    Hantieren mit Motoren - Controllermann bei durchfahren gepennt, Hand in den Kettenzug geraten, mehrwöchiger Ausfall


    Absperrgitter/Barriers - Helfer hat (trotz Einweisung) beim Zusammenklappen an die falsche Stelle gelangt - zwei Finger fast abgetrennt/böse Quetschverletzungen.


    im Sattelzug: dreistöckiger Casestapel umgekippt (unterste Kiste war falsch - zu flach) - Schürfwunden am Rücken, zum Glück nicht mehr passiert. Hätte aber genausogut ein paar Millisekunden früher umfallen können, dann wäre der Kopf des unglücklichen Helfers dran gewesen.


    Stromunfälle: bisher nur 1x ein Kollege, der an eine fehlerhafte Plugbox gelangt hat (Kabel durchgescheuert + Schutzleiter abgerissen)
    sowie in einer alten, zur Veranstaltunglocation mutierten Halle eine abgetrennte, aber spanungsführende Leitung, die den Rigger fast in die Tiefe befördert hätte


    nur aus Berichten eines Bekannten, der in der betreffenden Firma selber lenkt: Nightliner komplett verschrottet, Fahrer + 2 Musiker tot. (State of the Art-Busfirma)




    kleinere Unfälle natürlich immer wieder, insbesondere Kisten an denen man sich die Hände aufreißt (z.B. alte Scharnierbänder mit gewandertem "Gelenk-Draht" oder scharfkantigen Beschädigungen der Aluprofile), gequetschte Finger und Füße oder schlichtweg mal verhoben. Beim Abbau Kabel die aus der Decke fallen/sich losreißen/durchschwingen und auch mal treffen können.


    Besonderes Haßobjekt: diese doppelt faltbaren Klappleitern, die auch als Brücke verwendbar sind - nicht richtig eingerastet weil irgendwie verdengelt, Zeug in der Hand, zusammengeklappt, zwei dunkelviolett geschlagene Knie - Dankeschön.



    Meine drei Gefahrenquellen:
    - Arbeitszeiten
    - überladene Autos (dann am besten noch übermüdet lenken...)
    - Selbstüberschätzung (mich natürlich nicht ausgenommen)

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    Nächste Messe: PLASA Leeds am 14. und 15. Mai, Stand R-C10

  • Lärm!


    Alle bisher genannten Gefahren sind potenzielle Gefahren - sie können zu einer akuten Schädigung führen, müssen aber nicht.
    Hohe Lautstärken wirken aber chronisch. Sobald wir ihnen ausgesetzt sind, "arbeiten" sie an einer Gehörschädigung - schleichend, Stück für Stück.


    Ich sehe da eine Generation "schwerhörig mit 50" auf uns zu kommen. Es gibt noch keine Erfahrungswerte, wie stark sich Lärm wirklich auf unser Leben auswirkt, da es eben noch keine 50-jährigen gibt, die mit 18 zwei Mal in der Woche fünf Stunden in einer Disco bei 110 dB(A) verbracht haben und in der Woche mehrere Stunden Walkman gehört haben ...


    Traurig, aber diese kleine Umfrage bezeugt auf erschrekende Weise, wie wenig diese Gefahr erkannt wird.

  • Lautstärke:
    Gefahr, die man häufig nicht ernst nimmt / nicht erkennt und der man sich mit fortschreitender Uhrzeit
    (bei den meisten Gästen auch mit fortschreitendem Suff...) immer mehr ausliefert (viele Gäste laufen/stehen zu dicht vor den Lautsprechern!).


    Müdigkeit/Arbeitsdauer:
    Zu lange Arbeitszeiten, viele spielen dieses Spiel mit. An die Gefahren wird man nur erinnert, wenn was passiert.
    Wenn das keine Gefahr ist, ist es zumindest ein hohes Risiko.


    unzureichende Sicherheitsmaßnahmen:
    Häufig fehlen Absperrungen zur Bühne (Zeltfeste), oft wird Technik fahrlässig aufgebaut (Stichwort: Rigging).


    Schwere Lasten:
    Generelles Problem unserer Branche. Mit gravierenden Folgen...
    Ich glaube sogar gravierender als die lärmbedingten Hörprobleme
    (ich denke, es gibt mehr geschundene Rücken als Ohrenpaare).



    Im Allgemeinen finde ich, daß die Sicherheit wenig kontrolliert wird. Oft
    haben wir die Verantwortung zum Schutz von Publikum oder Gästen
    (der VA vertraut uns, drückt uns allerdings auch durch den Preis), aber
    wer sichert uns ab (uns selbst mal ausgenommen), z.B. gegen Folgeschäden wie Kaputte Ohren, kaputter Rücken? Bedenkenswert, finde ich...


    mfg stefan

    Ey Digger, ich bin Plugger, nich Rigger!

  • Mal ganz ehrlich, der Lautstärke Aspekt ist aber auch einer derjenigen die wir, die um dieses Problem wissen am einfachsten bekämpft werden kann.
    Earsafe ist im Vergleich zu seinem Nutzen bei Gott nicht teuer.
    Sicherlich sind es Langzeitschäden genau wie die Geschichte mit dem Rücken, aber diese schwer heben Geschichte hat man doch nahezu in jedem Handwerklichen Betrieb. Mal mehr mal weniger.
    Im Endeffekt auch alles eine Frage des Wie.


    Aber gerade die Lautstärke fällt doch mit in die Selbstüberschätzung, genau wie die Sache mit dem Heben.
    Genau darüber nachgedacht ein sehr vermeidbares Risiko....

  • Naja so einfach ist das mit der Lautstärke auch nicht. Denn man hat ja auch eine Verantwortung für das Publikum. Sich selbst davor zu schützen ist natürlich recht einfach, aber die Sicherheit von anderen ist eben so wichtig. Und beim Thema Lautstärke zB kann man das wiederum nur, wenn man selbst ein wenig verantwortungsbewusst ist und zufällig hinter dem Frontmixer steht, um die Show dort mit einem angemessenen Pegel fahren zu können.


    Das heisst man liefert seine eigene Gesundheit (ob man nun Besucher oder Techniker ist) anderen aus.


    Der Faktor Mensch ist somit im Grunde die größte und einzige Gefahrenquelle. Ob nun Fehler in der Elektrik durch einen "Hobby"-Installateur, Schlamperei beim Rigging durch einen demotivierten Rigger, Fabrikationsfehler im Truss, bei Haken oder Safeties durch schlechte Qualitätssicherung beim Hersteller oder vom Hiwi viele zur Stolperfalle gelegte Kabel....usw. - alles Menschenwerk.


    Fazit: Blindes Vertrauen schadet irgendwann erheblich der eigenen Gesundheit (ob nun Stressbedingt oder wirklich durch Unfälle). Ergo, Vertrauen ist gut aber Kontrolle ist besser. Nicht nur um seiner selbst.

    Wer laut ist hat noch lange nicht recht ...
    ... aber die größere PA

  • Wenn von tödlichen Gefahre die Rede ist, würde ich sagen:


    1. Übermüdung (beim Abbau des Rigs, beim Fahren der Fahrzeuge)


    2. Falsches Fliegen (Fluguntaugliche Boxen/Geräte geflogen, falsche Halterungen, etc.)


    3. Fluchtwege mit Technik zu gebaut




    Das mit der Übermüdung kenne ich aus meiner eigenen Praxis, ist zum Glück noch nie etwas passiert. Punkte 2 und 3 kenne ich von Bildern oder auch Besuchen an andere VA's, wird leider noch oft ein Risiko eingegangen. Konkrete Unfälle sind mir nicht bekannt.

    Der Ton macht die Musik.

  • Die oben genannten Gefahren sind grundsätzlich alle richtig und sicherlich die wichtigsten, jedoch gibt es noch eine weitere:


    Mal ganz provokant: die Meister.


    Warum? Bisher haben alle Tecs und Produktionsleiter zwar zum Teil nach Vorschriften gearbeitet, im wesentlichen aber nach Erfahrungswerten (gut in den Beschreibungen oben zu lesen) und einem gesunden Maß an Intuition was passieren könnte.


    Zur Zeit wandelt sich das ganze, nachdem es ja nun auf vielen Baustellen Meister gibt (geben soll). Der einzelne Tec verläßt sich darauf, daß es ja den Meister gibt der über alles wacht und die Sicherheit für Personal und Publikum garantiert. Und baut in der Folge nur sein Gewerk nach bestem Wissen zusammen. Punkt.
    Alle anderen Gewerke, ein Gesamtblick und der gesunde Menschenverstand für Gefahren werden ausgeblendet, bzw. abgeschaltet weil man ".. ist ja nicht mehr zuständig/verantwortlich".


    Das ganze kann trotzdem klappen, muß aber nicht. Erstens kann ein Meister nicht überall gleichzeitig auf einer Baustelle sein (manche Meister sind schwerpunktmäßig eh immer im Catering zu finden) und zweitens haben so einige die derzeit ihre Meisterscheine machen mit Verlaub gesagt keine Ahnung vom wirklichen Leben! Da wird durch Kenntniss sämtlicher Vorschriften zwar über jeden Kleinkram diskutiert, jedoch echte Gefahren übersehen bzw. also solche nicht erkannt.
    Zitat, Frage an den Meister: "Haben sie schon Erfahrung oder müssen wir nach Vorschrift arbeiten?"

  • Noch ein Punkt, der erst kaum angesprochen wurde:


    Fehlerhaftes Material. Im konkreten Fall: neue, TÜV-geprüfte und nicht-überlastete Lifte die sich (Gott sei Dank bei Aufbau) nach unten verabschieden. Ist neulich so passiert, zum Glück ist niemand verletzt worden. Das ist in meinen Augen ein Risiko, das niemand vorher sehen kann und auch nicht ändern. (Die Möglichkeit, zusätzliche Lifte zur Sicherheit mit hin zu stellen ergibt sich in den meisten Fällen alleine aus Platzgründen nicht)
    Also allgemein Fälle, in denen Material trotz Wartung und betriebsgerechter Anwendung aussteigt. Im Bereich Rigging ist das natürlich besonders eklatant...

  • Zitat von "tomstull"

    @ ADMIN
    gibt es einen bestimmten/konkreten grund für diese umfrage?


    Ich habe mich in den letzten Monaten sehr intensiv mit den einschlägigen Vorschriften und Normen befasst (ja, wieder ein Buchprojekt....)


    Und ich habe auch eine Meinung dazu, was davon wirklich wichtig ist, und was eher weniger. Und da wollte ich mal abgleichen, wie sich das so mit den Erfahrungen der Kollegen hier deckt.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • vielleicht mal nen bissel auf den Schulbereich zu beziehen:


    1. Hausmeister, die gerne sich bereiterklären nen Verteiler von 32A CEE auf Schuko zu baun, aber leider keine Ahnung von nichts haben ("Was wir haben Drehstrom")


    2. Lehrer, die meinen, sie wüßten alles und hätten das die letzten 20 Jahre eben auch schon so gemacht, dass man aber nun mal ne Box nicht an 3 kleinen Drähten fliegt, wollten sie nicht einsehen, bis ich die Schulleitung geschickt habe


    3. Die Schulleitung, die kein Geld hat um ordentliche Technik zu kaufen und somit mit irgendwelchen fraglichen Alu "Stativen" die sich mehr biegen als sonst was einfach durchführen lassen. Bis es einmal knickt




    Johannes

  • Schon, aber wir wären die ersten, deren Köpfe rollen würden! Und jemand der lauter macht, findet sich allemal, auch wenn derjenige eben zur "Generation frühertaubt" gehört.
    Da hilft auch warnen nicht.


    Im Endeffekt läuft es doch anscheinend immer wieder entweder auf Unfälle durch Materialschäden/böse Zufälle oder Fahrlässigkeit/Gedankenlosigkeit zurück.


    Bei dem Gedanken Übermüdung fällt mir auch ein Schlingerkurs ein, der mit einem netten Ruck knapp an einem Baum vorbeiging und meinen übergeordneten Kollegen zu einer Ruhepause überredete.
    Und das allein nach knapp einem halben Jahr als Praktikus in dieser Branche - eigentlich dürfte so etwas gar nicht vorkommen, aber ich verstehe in jedem Fall den Druck, der dahinter steht.


    Und leider muss ich sagen:
    Ich würde dem Druck meinem Job zu Liebe auch nachgeben.
    Man denkt sich dann halt: "Ich schaff das schon", was in 90% der Fälle ja auch hinkommt.

    It's not a bug, it's a feature!

  • - Leichtsinn/Übermut/Coolness
    - mangelnde Erfahrung
    - Druck von aussen
    - Materialfehler


    Vermutlich die gleichen dinge, die auch in jedem anderen umfeld zu unfällen führen.


    Ich finde auch den für mich "typisch deutschen" versuch gefährlich, den gesunden menschenverstand durch vorschriften und gesetze ersetzen zu wollen!


    Mission first! ;)

    "keep the level high"
    . Ruppert Neve

  • Mangelnde Nüchternheit. Damit meine ich nicht die Abwesenheit von Rauschmitteln, sondern den Zustand, der im Schadensfall unter der Bezeichnung "Ernüchterung" gewaltsam und schmerzhaft herbeigeführt wird.


    Damit eng verwandt ist der in dieser Branche weit verbreitete Sprachfehler, nicht "NEIN" sagen zu können, wenn Unsinn von einem verlangt wird.


    --
    Jeremy

    Harvard'sches Gesetz für Tierversuche: "Unter sorgfältigst kontrollierten, dokumentierten und jederzeit reproduzierbaren Laborbedingungen verhalten sich Versuchstiere immer so, wie es ihnen gerade passt."

  • Die drei größten Gefahren (weniger als Techni sondern auch als Gast):


    a) Konstruktionen und Aufbauten, bei denen sich mir die Nackenhaare stellen (6er Bar mit Spanngurten aufgehängt,...), da die, die sie Aufbauen, keine Ahnung von gar nix haben.


    b) Preisdruck in der Branche und geiz-Verhalten von Veranstaltern, der dazu führt, das immer mehr Amateure oben genannte Dinge realisieren


    c) Wie schon oft gesagt: Das Heimfahren nach dem 20 Stunden Job und auf Dauer gesehen der fehlende Biorhythmus.



    Noch ne Sache zum Lärm: Man selbst kann sich schützen: Gerade als LJ in ner Disco trag ich immer Ohrstöpsel. Auch wenn mein Chef und die DJs dumm schauen, 100 Dezibel und Hip Hop tu ich meinen Ohren nicht an.