I don't need that, 2.0

  • IDN: „Gala können wir auch ...“


    Firmenjubiläum, internationale Geschäftsfreunde und Gäste; man gönnt sich was.
    Location: eine Art Ballsaal, ca. 15 x 20m. Parkett, Marmor, Granit, Glas. Etwa 20 Tische, festlich eingedeckt incl. fünfarmiger Kerzenleuchter und allem PiPaPo. Hinter der ‚Bühne‘ eine verspiegelte Wand, darüber eine massive 45° - Schräge Richtung Publikum. Einzig im Saal vorhandenes Weichmaterial: Tischdecken, Servietten und 40cm Molton vor der Bühnenvorderkante.
    Erster Gedanke beim Reinkommen: weia, das wird heute sicher noch heiter.
    Die Band (Flyertext: „Eine explosive Powershow durch 40 Jahre Rock – und Popgeschichte“) erscheint. Schlagzeug, Bass mit Fullstack, Gitarre mit Twin Reverb, Keyboardburg, Percussion, mehrere wechselnde Sängerinnen und Sänger. „Wo sind denn die Overheads?“ Lass mal, brauchen wir heute nicht. „Keine Sorge, wir können auch leise spielen. Wenigstens ein Ride – Mikro!“ Okay, ich bau mal eins hin.


    Der Abend nimmt seinen Lauf. Grußworte, Ehrungen, Dank an die treue Kundschaft in aller Welt. Lassen sie uns nun den Blick nach vorne richten und ein wenig feiern. Das Buffet ist eröffnet.
    Und das ist incl. Versorgung an Getränken aller Art wirklich exquisit und reichhaltig; freundlicherweise dürfen Techniker und Künstler auch. Letztere nehmen dankend an, insbesondere Flüssignahrung steht ganz hoch im Kurs. Die Festplatte dudelt leise Dinnermusik. Lecker Nachtisch; auch die Raucher kehren allmählich wieder zurück an ihre Ehrenplätze.


    Tusch, Intro. Showtime!
    Ein erfahrener, hochkarätiger, außerordentlich motivierter Galaact (soll heißen: 10 geborene Pop – und Rockstars, deren endgültiger Durchbruch nach ganz oben bisher unverständlicher Weise noch nicht vollständig geklappt hat, und die sich in Folge statt dessen - der Künstler als solcher ist ja flexibel, wenn er Hunger hat - notgedrungen als musikalische Stundendienstleister verdingen müssen) entert erheblich angeheitert die Bühne.
    Und gibt vom Start weg alles. Der erste Showpart heißt laut Setlist ‚Disco Inferno‘. Stimmt!
    Die Band ist ohne Beschallung mindestens zehn mal so laut wie sich die Veranstaltungsleitung die Sache mit Beschallung so vorgestellt hat. Der Basser verwüstet in Sekunden die Fönfrisuren der anwesenden Damen. Der Drummer hat versehentlich die Besen mit armdicken ‚2S‘ vertauscht. Der Gitarrist probiert ob es möglich ist, einen Twin Reverb ohne Effekt und Mastervolumen zum zerren zu bringen. Der Rest versucht tapfer mitzuhalten; jeder Musiker deutet mit seinem Finger bei jeder sich bietender Gelegenheit abwechselnd auf sich, seinen Monitor, und dann steil gen Himmel.
    Verantwortlich für das Desaster ist (wer sonst? Da sind sich der smart – dynamische Eventdeputy, seine Klemmbrettliesel, Hallenbetreiber, Veranstalter, Firmen – Orgateam, und alle sonstigen anwesenden Amtsträger augenblicklich und zum ersten Mal an diesem Abend völlig einig) ohne Zweifel allein der Sauhund von Tontechniker, der dort hinten in der Nische mit ausdruckslosem Gesicht hinter seinen komischen Bildschirmen und Reglern sitzt, alle 30 Sekunden einen flehentlichen Blick auf seine Armbanduhr wirft, und sich im Übrigen wünscht, in diesem Moment ganz, ganz weit weg zu sein.


    „SIE DA! DREHEN SIE DAS AU-GEN-BLICK-LICH LEISER! AUF! DER! STELLE!, SONST PASSIERT WAS!“


    Ach, ihr lieben Leut‘. Wollen tät‘ ich schon. Indes: seht ihr diesen roten Regler hier? Dort unten, wo der steht, dort ist der Schlitz im Blech leider schon zu Ende. Deshalb: seid fröhlich und feiert. Oder geht zur Band und diskutiert das dort. ICH jedenfalls hole mir jetzt auch erst mal mein erstes Bier.


    Ich fürchte fast, diese so hoffnungsfroh begonnene Geschäftsbeziehung steht unter keinem besonders guten Stern. :?
    Aber den Caterer habe ich mir mal gemerkt.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Jo,


    wir haben mal vor etlichen Jahren mit Type-O-Negative in einer kompakten steinigen Clublocationen nach dem Soundcheck eine recht umfangreiche Mutgruppe ins Pult gebastelt, die dann den gesammten Abend auch durchgängig aktiv war.
    Achso, BD und Vocals waren aus verständlichen Gründen dann doch noch nach vorne offen.


    Da ist mir meine jetzige Volksmusik-, Schlager- und Comedyabteilung doch lieber.


    MfG
    Mirko

    Schon ewig in der Branche tätig, Meister für VT.

  • Moin!


    Manche kennen sich wohl mit den Rechnern nicht aus... EIn bischen Copy and Past udn dann scrollen oder mal die Schriftwart vergrößern, das Fenster verschieben.... Mann Mann Mann...
    ->Heulen :?


    IDN Parkplazsuche für ein Fahrzeug >1,95m Höhe (T5) in einer Innenstadt...
    Alles Anwohner hier oder Parkschein! Das ich nicht alle 2h unmengen Münzen in so ein Aluding versenken will ist doch klar! Parkplatzsuche gestern abend also 20min...
    Fußweg zwischen Hotel und Congresszentrum: 4min...


    Naja: Mal sehen wieviel mich das Parken da auf dem Parklatz kostet!


    Gruß
    Daniel

    Fachkraft in Hamburg...

  • IDN den ersten Lichtjob für 2010:


    Gala: die Oldieband mischt sich selbst :shock: ; wir stellen ein Backtruss mit PAR und LED Licht.


    Beim Soundcheck vermelden die Musiker ein Brummen das
    "DEFINITIV VOM LICHT KOMMT, UND NOCH NIE DA WAR!"


    Ok, die PA ist sauber, nur die aktiven Dynacord Monitore sirren aber gut;
    ich bin gerne Schuld und mache mich auf Fehlersuche:
    "... es liegt nicht an uns, DU BRAUCHST UNSERE VERKABELUNG NICHT ÜBERPRÜFEN!"


    Fehler gefunden: Zwischen MuCo und Monitor waren unsymmetrische XLR->Monoklinke Kabel.


    Nachdem wir aus unserem Toolcase 4 Übertrager dazwischen gekramt hatten war alles sauber.


    Ich habe mit engelsgleicher Geduld erklärt was es mit symmetrischer Signalführung auf sich hat, vermutlich erfolglos.
    "...ohne Lichtanlage haben wir keine Probleme!"


    beste Grüße,


    Ulf -> auch bei absoluter Beratungsresistenz immer freundlich und gut gelaunt 8)

    Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu machen... Aristoteles

  • Zitat von "billbo"

    Indes: seht ihr diesen roten Regler hier? Dort unten, wo der steht, dort ist der Schlitz im Blech leider schon zu Ende.


    LachtränenausdenAugenwisch - Billbo - you made my day.
    Sowas ist mir mal bei einem Jazz passiert. Was willste leiser machen, wenn der sichtlich betrunkene hochkarätige Gitarrist sich nur noch an englische Einstellung ergötzen kann. Das kann man keinem erklären, der sich erbost an den Mann am Pult wendet.

  • Ältere Herren, die mich am Pult mit den Worten "Sie sind ein Vollidiot" begrüßen. Dem Herren war es wohl zu laut - und wir sprechen von Barjazz mit Akustikgitarre und Gesang... Er hat nicht verstanden, dass ich nicht mit ihm reden wollte. Die Geräusche aus seinem Mund vernahm ich wohl - allein die Lust war mir vergangen ^^ (Weil Billbo auch so poetisch schreibt) ^^


    Ich vergaß zu erwähnen, dass der Herr slebstverständlich vom Fach war. 20 Jahre Orchester! Der versteht was von Tontechnik...


    SKY

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Zitat von "LC2412"

    Sowas ist mir mal bei einem Jazz passiert. Was willste leiser machen, wenn der sichtlich betrunkene hochkarätige Gitarrist sich nur noch an englische Einstellung ergötzen kann.


    Hmmmm... der hochkarätige Gitarrist kam nicht zufälligerweise aus dem Mittelhessischen??!?...


    MfG TZw

  • Das gab's hier vor ein paar Tagen auch. Französisches Chansonquartett, sehr hohes Niveau und eine unfassbare Spielfreude bei atemberaubender Qualität. Location: ein Konzertsaal in einem Tagungs- und Kongresszentrum nahe Köln mit vierhundert schwer alternativen, weltrettenden Montessori-Lehrerinnen. Von pädagogisch wertvoller Gutmenschen-Lehreromi bis hin zu Monti-Lehramtsstudentinnen mit ekelhaften Dreadlocksfrisuren war wirklich alle Couleur vertreten. Der Saal war in Vorzeiten als Kirchenraum genutzt worden, entsprechend hoch war er gebaut. Und außer den Sitzpolstern gab es nicht wirklich Stoffliches vor Ort. Was soll ich sagen? Natürlich war es den feinen Damen permanent zu laut... und da können einem die friedensbewegten, gesellschaftsrevolutionierenden Alternativpädagogiklehrerinnen mit ihren harschen Vorwürfen wahrlich schwer auf die Nüsse gehen. Eigentlich war es so wie immer in diesen Situationen: Akkordeon und Schlagzeug waren im Mix gar nicht drin und füllten an sich schon das Zimmer - mein Job war es bloß, den Kontrabaß und die Chanson-Frontfrau mit ihrem Naturfranzösisch nach vorne zu bringen. Es klang gar nicht mal schlecht, im Gegenteil... aber diese garstigen Blicke von Linkspartei- und Violettenwählerinnen trüben einem dann die schöne französische Stimmung. Irgendwann (vor langer Zeit) habe ich aber gelernt, darüberzustehen. Ich bleibe konsequent höflich und gelassen, fahre aber trotzdem weiter mein Ding. Denen bringt man's sowieso nicht mehr bei, Rechtmachen kann man's ihnen ohnehin nicht - und wenn jemand wirklich weiß, wie's Nörgeln geht, dann sind es entweder die von der Zulaut-Fraktion oder von der Soundpolizei. Sollen sie meinetwegen hingehn, wo der Pfeffer wächst... mir ist's egal, ich gebe keinen Pfifferling mehr drauf.

  • Zitat von "Tobias Zw."

    Hmmmm... der hochkarätige Gitarrist kam nicht zufälligerweise aus dem Mittelhessischen??!?...


    MfG TZw


    nö, das waren schon wirkliche Größen. Von übern'n Teich. Aber der Veranstalter macht das Ganze für die Bands immer recht nett familiär mit Unterbringung in einem Winzerdorf, sodass die beim Soundcheck schon meist die ersten Umdrehungen im Hirn haben. Und bis zum Auftritt kommt das eine oder andere Viertele noch dazu. Ich könnte da Bücher aus meinen Erfahrungen mit "Profis" schreiben...

  • IDN:


    Feria Valencia und ihre Lebensphilosophie "Mañana, Mañana".


    Eineinhalb Tage sind wir mit dem Aufbau in Verzug geraten, weil wirklich NICHTS erledigt war. Nicht ein Strom-, oder Netzwerkkabel war vorbereitet. Das Trussing war bis zum letzten Tag nicht gelevelt, womit die Panoramaprojektion nicht eingerichtet werden konnte.


    Apropos Trussing...verbogene und gebrochene Streben scheinen hier niemanden zu stören, auch wenn von den Messebauern wirklich schwere Holzkonstruktionen drangehangen wurden.


    Das Hauptrig im Auditorium Prinzipal wurde löblicherweise mit Motoren geflogen...nur an zwei Auslegern, wo die Kabel nach außen geführt werden, waren mit Handketten gesichert. Beim Ablassen wurden diese natürlich nicht nachgezogen und was passiert? Als das Truss etwa 2m über dem Boden war, bricht mit einem lauten KNACK ein Ausleger ab und das gesamte Truss fällt 20cm nach unten.
    GOTT SEI DANK hatten wir zu diesem Zeitpunkt nicht ein Gerät dran und keiner wurde verletzt.


    Die Krönung war der 63A Anschluss vom Haus für das Licht.
    Die ganzen zwei Tage hatten wir einen sauberen Ton und ein sauberes Beamerbild.
    Sinnigerweise legen die "Lichtprofis" der Feria sämtliche Lastkabel hinter unsere Amp-City und verbinden diese mit großen Lüsterklemmen mit dem Dimmerrack. Leider haben wir das nicht mitbekommen... Sie schalten das Rack an und was passiert?
    Licht an "BZZZZZZZZZZZZZZZZZZ", Licht aus "silencio".


    Das folgende Gespräch mit dem Haus war sehr ernüchternd:


    Feria: "Wir glauben euch nicht... spiel doch mal Musik ab, wir wollen hören wie es klingt"
    Ton: "Klar, kein Problem" -> Musik an, Licht an: "BZZZZ...", Licht aus: "nur Musik"
    Feria: "Hmm, was ist das denn für Musik?"
    Ton: "Eine Compilation."
    Feria: "Ist das MP3?"
    Ton: "Ja."
    Feria: "Ah, da haben wir das Problem! Das ist die Anlage. Die ist einfach nicht gut und mp3 geht ja mal gar nicht!"


    PA im Saal: 2x 5er Geo-D, 4x 5er Geo-S als Delay mit 4x RS-18 und 4x l'a 108er als Nearfill, alles so gut wie perfekt eingemessen.


    Nach dieser schon sehr kabarettistisch angehauchten Unterhaltung mit dem Haus, blieb mir nichts anderes übrig als lautstark zu lachen.
    Das Problem wurde übrigens auch nicht "gelöst"... es wurde von den Spaniern einfach ausgesessen. Wir haben unsere Kompletten Kabel zur Bühne noch einmal komplett neu gelegt und eigentlich alles umgepatched...


    ...und das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Ereignisse mit dieser "Messe". Es ist so viel passiert, dass ich die Hälfte schon wieder vergessen habe...


    Die sind hier einfach zu bescheuert...ich möchte nach Hause.


    Gruß,
    Moritz

  • Das kann ich bestätigen. Suedlich der Alpen taugt wirklich nur zum in Urlaub fahren. Italien und Spanien ist der absolute Schmerz im Allerwertesten. Das ist da immer so.
    Bei meiner letzten Italien Tour haben wir den einzigen Italiener gefunden der nicht kochen kann. Der hat bei uns das Catering gemacht. Das war so schlimm das ne ganze Produktion täglich ins Restaurant gegangen ist.

    Practice, Practice, Practice


  • Wer da runter fährt und auf was anderes als Bühne, Strom, Hängepunkte (in welcher Form auch immer :shock:), Essen, Trinken und 'n Dach überm Kopf angewiesen ist hat was falsch gemacht. Wir hatten letztens ne recht angenehme Woche in der Nähe von Barcelona bei der das alles funktionierte. Um die Haus-PA (uralte D.A.S-Nachbauten mit offenen Hörnern und Klemmanschlüssen) und die Lichtanlage haben wir allerdings einen großen Bogen gemacht 8)


    Zitat

    Die sind hier einfach zu bescheuert...


    Das wiederum halte ich für ein Gerücht. Wer ein bißchen Spanisch beherrscht und die Mentalität der Leute einschätzen kann (weil er vielleicht mal ne Weile da gelebt hat) merkt recht schnell daß da ein brutaler Konkurrenzkampf zwischen Messegesellschaften, lokalen externen Companies und Großdienstleistern aus der südfranzösischen Grenzregion herrscht.
    Die können durchaus auch was, wenn sie wollen. Bei uns haben sie für den Galaabend eine fette Groundsupportbühne mit kompletter Steglosplasmarückwand, d&b PA, 3 Kameras, Medienserver und Licht ohne Ende in einen viel zu kleinen Ballsaal gezimmert...
    Aber dann kommen halt die Gringos aus Alemania mit nem Großauftrag bei dem sie alle "Sahnejobs" für sich reserviert haben und meinen daß jetzt die blöden Eingeborenen die Drecksarbeit (Rigging, Strom, Licht) für sie erledigen können :twisted: Mehr als Dienst nach Vorschrift ist in der Situation leider nicht zu erwarten.


    Zitat von "gert"

    Suedlich der Alpen taugt wirklich nur zum in Urlaub fahren. Italien und Spanien ist der absolute Schmerz im Allerwertesten. Das ist da immer so.


    In ein paar Wochen gehts für ne Woche nach Neapel und Mailand. Don't be afraid; be *very* afraid :?:
    Andererseits: Gute Gelegenheit mal wieder auszuprobieren wieviel Material wirklich in so einen einzigen 40t-Jumboauflieger passt... :lol:

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."