Digitalpult-Verwaltung im Festivalbetrieb

  • Zitat von "billbo"

    In meinem Heimatladen betreue ich, wenn nicht gerade auf Tour, so zwischen 50 und 100 Shows pro Jahr. Auf die begabten jungen (und auch älteren) Menschen treffe ich dort mitunter tatsächlich – so 2, 3, 4 mal jährlich. Der Rest macht Malen nach Zahlen.
    Und das Schlimmste: bei den IT – Profis klingt’s zwar gelegentlich, aber bei weitem nicht zwingend immer, wirklich besser...


    ... und da Du ja für diesen Laden ein anerkanntes und verbreitetes digitales "Allgebrauchswerkzeug" angeschafft hast, sind wir wieder genau da, wo ich eigentlich hin will, es ist eben nicht die Bedienoberfläche, sondern die Synapsen im Zentralrechner des Bedienaspiranten und da hilft ausser ein bisschen Talent nur üben, üben, üben ! :D :wink:

  • Also ich finde das Problem liegt schlicht einfach darin das sich heute jeder Depp für schmales Geld einen recht umfangreich ausgestatteten FOH hinstellen kann.
    Vor der Digitalwelt waren 32 Kanal Bands mit 5 Effekten und Monitorplatz was fuer Kollegen mit tiefen Taschen und reichlich Wissen. Die Probleme die hier oft beschrieben werden gab es schlicht deswegen nicht weil es nicht so viele Leute mit Mischpulten gab. Und schon gar nicht mit Mischpulten die 60 Inputs mit 10 Effekten und Monitor von vorne überhaupt konnten. Wer sich damals einen FOH gekauft hat musste schon wissen was er tut, denn es hat soviel wie eine Eigentumswohnung gekostet. Und wenn man damit Geld verdienen wollte musste man viele Jobs haben. Die gabs nur wenn man auch was konnte.
    Und das ist heute noch genauso. Digital oder analog spielt da keine Rolle.
    Die Stadtfeste die heute mit nem I Live System arbeiten hatten früher einfach mal keine Live Musik weil es zu teuer war. Oder als Alternative die unverstaerkte Blasmusik.
    Das immer alles zu billig ist und trotzdem gehen muss ist ein Trend der Zeit der auch andere Branchen betrifft.
    Ein vernünftiger Digitaler FOH ist machbar und auch gut aber eben nicht so billig wie sich das viele vorstellen oder Sich und dem Veranstalter in die Tasche lügen.
    Bei unseren Festivals stehen da 2 Pulte mit 2 Betreuern und ner Mixmatrix fuer Gästpulte und einem kleinen Mischer fuer Ansagen und Pausenmusik. Die hier besprochenen Probleme haben wir einfach nicht.
    Total scheiss Sound hab ich früher auch schon gehört. Mit XL4 und allem was das Herz begehrt.
    Geiz ist eben nicht geil!

    Practice, Practice, Practice

  • (hier mal wieder) ein paar sätze zu meinen deutschlandweiten erfahrungen mit digitalpultbetreuern der letzten jahre:
    richtig ausgebuffte babysitter, die mir in jeder situation sofort eine passende antwort bzw. lösung anbieten können gibt es zwar, aber die sind seeehr selten!
    seltsamerweise sind diese techniker in der regel auch noch sehr nett und entspannt! :wink:
    das sind dann die schönen jobs.


    so richtig schlechte jungs vom schlage der selbstüberschätzenden "das machen wir schon immer so"-sager, die eigentlich den beruf verfehlt haben, gibt es dagegen leider häufiger. und dort ist auch der prozentsatz der unangenehmen persönlichkeiten besonders hoch.
    das sind dann die jobs, die man gar nicht mag.


    und dazwischen gibt es dann gaaanz viele...


    ich wage zu behaupten (ohne wissenschaftliche erhebung), das hier in deutschland nicht mal die hälfte der digitalpultbenutzer auch nur annähernd weiss, was ihre kisten wirklich können.


    die digitalpultwelle hat uns IMHO ein paar neue und schöne möglichkeiten an die hand gegeben hat. leider geht das aber auch einher mit vielen problemen durch die überforderung vieler techniker. das ist einfach so.
    man kann das natürlich nicht an einzelnen pulten festmachen, die fehler passieren in der regel VOR der konsole.
    aber immerhin hilft hier eine möglichst einfach zu beherrschende oberfläche oft ein gutes stück weiter.


    für festivalsituationen mit wenig zeit sehe ich persönlich aber immer noch gerne analoge pulte und getrennte monitorplätze.
    dazu stehe ich auch.


    gert:
    die von dir beschriebene vorgehensweise ist wirklich das beste was man machen kann. doch leider habe ich so etwas überhaupt noch nie angetroffen und hege den leisen verdacht, das es das in deutschland auch nicht mehr oft geben wird.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Kaum ist der Billbo von der Tour zurück lese ich wieder stündlich von ihm :)
    Ich möchte mich ein Stück weit der Meinung von Billbo anschließen - aber ebenso der
    von Guma.
    Mir geht es auch auf den Sack das ich in meiner knappen Freizeit pdf´s von unbekannten
    Pulten studieren darf weil in XY nur diese Konsole vor Ort ist.
    Wenn nur meine Kapelle an jenem Tag über dieses Pult spielt und der FOH-Betreuer kompetent und
    hilfsbereit ist habe ich da kein Problem mit. Aber wie Billbo schon anmerkte kann/wird diese
    Situation auf einem Festival recht spannend werden. Auf der analogen Ebene sind wir es gewohnt
    "von Null" zu starten, freuen uns über die vielen Knöpfe und den direkten Zugriff auf alle Parameter
    in Echtzeit. Dank der Gutmütigkeit der analogen Summierung inklusive des Outboardgears kommen alle
    schnell zum gewünschten Ergebnis, das kann ich von (mir) unbekannten Digitalpulten nicht behaupten.


    Es gibt da einen Film von Stallone (Demolition-Man), da hat in der Zukunft nur noch eine Restaurantkette
    überlebt...... in Anbetracht WER da gewonnen hatte würde das dann in der Audiobranche bedeuten das die
    Firma Behringer als einziger Pulthersteller in Frage käme :D :oops: :D


    Im Augenblick ist der Markt noch fast überschaubar, wir reden bis jetzt über knapp 20 brauchbare Digitalpulte,
    davon ca. 6 grundlegend verschiedene Bedienstrukturen. Bedeutet für die Zukunft:
    Die Verleihfirmen sollten öfter mal einen OpenDay für die Audiooperatoren zur Verfügung stellen, hier könnte die
    herstellende Industrie mit etwas monitärer Hilfe mehr Werbung bekommen als mit einer Anzeige in der VA-Bravo...


    Nur meine Meinung, nix für ungut!


    lg peter

    peter birkholz

    pb-showtechnik.de

  • Zitat

    gert:
    die von dir beschriebene vorgehensweise ist wirklich das beste was man machen kann. doch leider habe ich so etwas überhaupt noch nie angetroffen und hege den leisen verdacht, das es das in deutschland auch nicht mehr oft geben wird.


    Auf den ganz großen Festivals ist das hierzulande ganz genauso. Darunter wird die Luft dann bekanntermaßen dünner. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das nur bei uns in D so ist.




    Zitat

    Die Verleihfirmen sollten öfter mal einen OpenDay für die Audiooperatoren zur Verfügung stellen,


    Den gibt's tatsächlich öfter als man glauben mag. Und Vorbeikommen und im Lager ein fremdes Pult begutachten und auszuchecken, wenn es nicht gerade unterwegs ist, das hat mir bislang noch niemand verwehrt.


    Problem: Hier ist Eigeninitiative gefragt....



    es grüßt


    derautor

    Immer schön vorm Soundcheck herverkabeln.....

  • wie so oft im Leben: sprechenden Menschen kann geholfen werden!
    Ich prüfe am Telefon ob der Mensch einen groben Plan von der Materie hat und nicht bloß mal "an nem Männertisch" schrauben will. Meist kennt einer der Kollegen ihn sowieso, und dann soll er sich gerne mit dem Material beschäftigen. So kann ich dann auch besser einschätzen was er kann, für die nächste Buchung...

  • Ich wollte eigentlich nur sagen das ich das Problem nicht in der Technologie sehen sondern in der viel zu einfach zu erwerbenden ( Billig) Preisstruktur die uns durch digital ermöglicht wurde.
    Es kann eben jeder Depp ein grosse Pult haben. Von gutem Service und kompetenter Bedienung stand nix im Angebot.
    Wenn die Kollegen welche die Schecks unterschreiben das Budget größer machen würden wird es auch einfacher!
    Ich kann ja auch mit Fiat 500 von Hamburg nach München fahren. Geht;
    Ist aber mit Mercedes S600 deutlich einfacher und nervt weniger.
    Irgendwo in der Mitte ist die Wahrheit.


    WENN DER BAUER NICHT SCHWIMMEN KANN. LIEGT ES AN DER BADEHOSE :D:D:D

    Practice, Practice, Practice

  • das ist natürlich auch ein aspekt.
    dadurch, das heute jeder einen auf "va-dienstleister" machen kann, gibt es mehr unzufriedenheit als früher...
    aber: ist das wirklich so?
    früher waren es eben nur die söhne reicher eltern, die sich mit entsprechender technik eindecken konnten. aber auch früher gab es darunter schon viele, die diesen job mehr schlecht als recht gemacht haben!
    ich kenne heute grosse firmen, die sich externe techniker zumieten müssen, damit diese ihnen die anlagen korrekt einstellen - weil die chefs das eben noch nie beherrscht haben. die hatten halt andere qualitäten oder bessere beziehungen...


    der günstige preis der digipulte kann aber auch von vorteil sein: so kann ich jetzt meinen (nicht so viel verdienenden) künstlern ein günstiges pult anbieten und auch auf kleineren jobs einen super service bieten, weil ich endlich mal die möglichkeiten dazu habe. so steigt die beschallungsquaität bei kleineren veranstaltungen, was ich gar nicht schlimm finde

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"

    aber: ist das wirklich so?


    Naja LOBUDGET war und ist auch in Analog Mist. Nur da war man tatsächlich was die Ausstattung betrifft sehr eingeschränkt und es gab bei Veranstaltungen entsprechend weniger Bands mit weniger Inputs und längere Umbaupausen.
    Heute will man am liebsten 10 40 Kanal Bands in Folge mit 15 Minuten Umbau abfeiern.

    Zitat

    Ihr könnt ja alles abspeichern

    Sogar kleine Festivals versuchen sich oft durch Quantität von den anderen Veranstaltungen zu unterscheiden. Das zusammen mit der Erschwinglichkeit des Materials gepaart und mit gesundem Halbwissen führt dann zu Jobs wo nix richtig dudelt und der Babysitter nicht mal selber merkt wie scheisse das ist! Wenn man dann was sagt ist man noch der arrogante Schnösel der mit der Band kommt. Das war schon immer Mist und bleibt auch so! Und zwar total unabhängig vom Material.
    Man kann beides richtig machen, es kostet nur etwas mehr als man heute üblicherweise bereit ist zu bezahlen.
    Wir haben hier in England im Sommer fuer 14 Wochen jedes Wochenende mindestens 2 Bühnen und 12 Mann Crew unterwegs. Und das sind nur die grossen Festivals. Auch diese Blase muss irgendwann platzen. Wer soll denn da noch alles hingehen.

    Practice, Practice, Practice

  • Was die Pulte angeht, ich versuche, die gut zu kennen.
    bei Einigen gelingt mir das ausgezeichnet, die kenn ich wirklich, doch bei Anderen fällt mir das deutlich schwerer.
    Die haben ein Bedienkonzept, wo ich mich einfach mit meiner Arbeitsweise nicht daran gewöhnen kann.


    Wenn es zB um Festivalmonitoring geht ( nicht mit Band fix unterwegs sein Monitoring ) dann sind für mich von der Arbeitsweise und dem Zugriff die PM5DRH oder eine Vi6/4/1 immer noch unschlagbar.


    Schwer zurecht komme ich mit SD8 und SD9
    Die ich prinzipiell gute Pulte finde, mir aber für meine Arbeitsweise nicht die gewünschte Schnelligkeit im Monitoring geben.
    Da muß noch viel nachgearbeitet werden.


    Als FOH sieht es anders aus, da ist ein SD8/9 deutlichst besser, aber ich bin da immer noch am herumhumpeln auf dem Pult.
    Ich arbeite zwar viel darauf, und versuche es zu können, aber es liegt mir einfach nicht so gut.


    Als babysitter auf Yamaha oder Soundcraft bin ich sattelfest, auf DigiCo wäre ich vermutlich kein guter Babysitter, zumindest nicht so, wie ich mir die Qualifikation als Sitter vorstelle.
    Arbeiten auf dem Pult kann ich trotzdem (fast) problemlos :D


    Und genau da denke ich, das es scheitert, denn so wie ich werden viele Ihre Vorliebe für Bedienkonzepte haben
    Andere haben die DigiCo intus und dafür die restlichen Pulte schwerer.
    Alle perfekt zu beherrschen wird schwierig.
    Denn das geht nur, wenn man auch dauernd damit arbeiten kann.
    Länger mal nicht gearbeitet und schon ist man langsamer.


    Wobei ich schon finde, das man als Bandtechniker heute Pulte wie PM1D, PM5D, M7cL, Vi6/4/1, Digidesign Profile, Digico SD8/9 bedienen können muß.
    Die kommen einem immer wieder vor den Latz und sind quasi Standart.
    Alle Anderen sind eher Exoten oder selten und von daher nicht so wichtig.


    Aber man muß in der Qualifikation vom Wissen her unterscheiden zwischen Bandtechniker und Babysitter.
    babysitter muß sattelfest sein, Bandtechniker muß schrauben können am Pult.
    Und ein Bandtechniker sollte nie mehr können als der Babysitter, sonst läuft was falsch. :D:D:D:D

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  • Zitat von "klauston"


    Und ein Bandtechniker sollte nie mehr können als der Babysitter, sonst läuft was falsch. :D:D:D:D


    und genau diese erfahrung habe ich leider schon sehr oft machen müssen
    deshalb behaupte ich ja, das die hälfte nicht weiss wie ihre pulte wirklich funktionieren.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Mag sein, aber es gibt das auch andersrum.
    Nur über einen Topf scheren kann man das nicht

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  • bisweilen habe ich mich auch schon selbst betreut, der Betreuer ist dann halt Kreise gerannt, Catering-FoH oder Monitorplatz, Kaffee und Schrippen ranschaffen... :D

    ...suck my Kick & kiss my Bass !!!

  • Hab es auch gerade gelesen. Für jeden, der auch nur ab und zu mit der Materie zu tun hat sind aus dem Artikel keine Erkentnisse zu ziehen. Im Gegenteil, er beschreibt sogar, wie man es besser nicht macht (Anbindung von Monitorpult an Festivalpatch).


    Eine für mich viel schlimmere Erkentniss, auf die ich vor ein paar Tagen gestoßen bin, ist dass das abgebildete Pult, welches für mich immer noch das "Standartbesteck" als Festivalpult ist, von der Produktseite des Herstellers verschwunden ist.

    ...Holz ist braun!

  • Wenn es um Yamaha Pulte geht, dann ist das PM5D definitiv auf der Produkt Seite.
    Allerdings ist das PM1D nicht mehr dort zu finden.


    Wozu ich sagen muß, das PM1 ist ein geniales Pult aber es war nie ein Festival Standard, im Gegenteil, das Pult war einfach zu wenig verfügbar
    Festival Standard ist PM5D RH

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  • Achso :roll:


    Ich wär nicht auf die Idee gekommen, das wir beiStandard heute noch von analog reden .
    Zumindest nicht im Digitalpult - Festival Trend ( wobei das H3000 definitiv ein Standard ist/war )

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