kleine Tops mit grossen Subs - kann das gut gehen?

  • ich habe schon oft die erfahrung gemacht, dass kleine toptiele mit grossen bässen nur ungern zusammenspielen.
    das hatte ich aber nur auf kleine anlagen bezogen.


    gestern hatte ich nun ein vergnügen der besonderen art:
    zwei linearray-bananen eines nicht ganz billigen herstellers mit 10x doppel 8" topteilen, die pro seite an 3x doppel 18"er subs angekoppelt waren. also eigentlich membranmasse satt (etwa 2-3000 zuschauer).
    und auch das ging nicht richtig gut. es gab zwar lomids, aber nur in "homöopatischen dosen". sprich: die bassdrum wummerte ganz tief wie die hölle, aber es gab irgendwie null brustkorb-druck. und die stimme bekam ich nur bei leiseren passagen schön fett.
    insgesamt klang das system zwar sehr aufgeräumt, aber da fehlte definitiv der druck in den unteren mitten.


    nach dieser erfahrung bin ich noch mehr der ansicht, dass der sprung zwischen top und subs nicht so gross ausfallen sollte, um einen wirklich ausgewogenen sound hinzubekommen.


    wie sind denn eure erfahrungen hierzu?

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Klar, bei Kleinsystemen sollte der Sprung nicht so groß sein.


    Bei dem, was Du beschreibst klingt es aber eher danach, als ob da im System selbst irgendwo der Wurm drin gewesen wäre - Limiter, Controller oder Amps, was auch immer...
    Alternativ: das PA taugt nichts und kann es wirklich einfach nicht.


    (Vor allem da das, was gemeinhin unter LowMids verstanden wird eh nichts ist, womit Bässe auch nur im entferntesten was zu tun haben sollten...)

  • Zu folgenden Kombis kann ich ausführliche Erfahrungen berichten:


    Preisklasse oberes Mittelfeld
    Top: 1"/8"/2*15" auf Sub: 2*18" = super


    Preisklasse Mittelfeld
    Top: 1.4"/2*12" auf Sub: 3*15" = super


    Preisklasse oberes Mittelfeld
    Top: 1"/10" auf Sub: 12" = super


    Preisklasse Mittelfeld
    Top: 2"/12" auf Sub: 1/2 18" = super (jedoch reicht ein 18" für die zwei Tops nicht vom Druck her)


    Preisklasse Mittelfeld
    Top: 1"/8" auf Sub: 1/2 18" = unbefriedigend


    Preisklasse Lowbudget
    Top: 1"/10" auf Sub: 1/2 18" = grenzwertig



    Das sind alles Systeme, mit denen ich mehrfach gearbeitet habe und auch Zeit zur Optimierung hatte. Aber im Grundsatz habe ich auch bemerkt, dass zu grösse Sprünge sich negativ auf den Sound auswirken. Leider sind die genannten Systeme alle relativ klein und keines davon ist ein Vertikal/Linearray. Ich hätte von letzteren erwartet, dass sich die kleinen Pappen wie grössere Verhalten, wenn sie im Rudel vorkommen.


    Bin gespannt, was hier noch andere berichten.

    Der Ton macht die Musik.

  • 2x 8" klingt auch danach als ob es unterschiedliche Settings für das System gibt: Fullrange oder LoCut für RocknRoll. Bei letzterem liegt auch der Gedanke nahe dass das Array um Flugbässe erweitert werden sollte. Leider ein Punkt an dem der ein oder andere gerne mal spart, denn "man kann ja eh nirgendwo genug Last einbringen".


    In der Vergangenheit haben wir mal eine größere Nummer mit GAE-Waveline gemacht (Doppel-10"), ich glaube 12 pro Seite. Dazu kam pro Seite ein Gehänge mit 4x Director Doppel-18" und am Boden (die eigentlichen dem System zugehörigen) Etamax Hornbässe.


    Ohne die Doppel-18er war´s ok (so wie man es halt oft hört), wenn man sie dazu nahm gab das gerade bei tiefen Stimmen auf einmal richtig Volumen ohne zu dröhnen. (Natürlich alles mit entsprechender Anpassung, es geht nicht um reines lauter/leiser aufgrund von Membranfläche.)
    Ich denke mal, wichtig ist hier auch die Übernahmefrequenz und die örtliche Trennung der Lautsprecher. Kleine Pappen, RocknRoll und Subs auf Boden führt da zwangsläufig zu Kompromissen.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • ... lieber Wora, also bitte: 10*Doppel8"-Topteile ist bei dir ein kleines Top, dass mit 3*Doppel18" an großen Subs spielt? Also neeee, oder? Aus meiner Sicht ist ein LineArray mit Doppel8"-Bestückung je Schnitte keinesfalls ein kleines Top - und schon gar nicht in einer 10er Banane.


    Ansonsten erinnert mich das Phänomen ein wenig an meine Soundvergleichsdiskussion 12"-Top an 18" Subs, mit der ich ja über Jahre nicht zufrieden war, und nun im Ziel 15er darunter habe. An der Diskussion hattest du dich ja auch beteiligt, kennst also das Thema :) Allerdings hätte ich vermutet, dass die 20*8" je Seite so gut koppeln, dass eine Anbindung an 6*18er funktionieren sollte. Wenn dem nicht so ist, kommt das, was die Kollegen auch schon gesagt haben: von falschen Einstellungen über Wurm im System bis hin zu falschem Aufbau. Mehr kann ich dazu mangels Erfahrungen aber nicht beitragen (habe ja auch eigentlich nur geantwortet wegen des Vergleichs 20*8" = kleines Top :roll: )

    Beste Grüße
    Wolfgang


    Im Verleih: K&F CA1215, K&F Line212, K&F SW115E/SW215E, Neumann KM18x.

  • Bin sehr oft mit Doppel8 + Doppel18 unterwegs und es gibt für mich 2 Möglichkeiten:
    -) Tops Fullrange und die Bässe nach einer Messung dort ankoppeln wos sinnvoll erscheint (meist zw 60 und 80Hz, je nach Umgebung)
    -) Tops im werkseitigen LoCut Modus und mit Flugbässen (Doppel12) als LoMid Extension auffüllen. Sollte es hierfür kein Preset geben erweist sich die Controllereinstellung der tiefen 8" (Fullrange) als guter Startpunkt. Natürlich funktioniert das auch nur wenn das System komplett aktiv getrennt ist.


    Aber grundsätzlich würd ich bei 10Stk/Seite die fehlenden LoMids zuerst im Setup suchen bevor ich sie als "Feature" erkläre.


    Gr.

    Einmal editiert, zuletzt von kob1 ()

  • (Wenn 15'' als großer Bass durchgeht :oops: )
    Hab mit meinen zwei 8'' Tops und einem (oder ggf. zwei) 15'' Subbässe bisher keinerlei negative Klangerfahrung gemacht. Die einzigen "großen" Veränderungen am Controller die ich gemacht habe sind Pegelanpassungen .


    Gruß
    sebastian

  • Das Problem ist bei dieser (ansich guten) Bananenlänge mit doppel8ern wohl eher bei den Bässen bzw. deren Setting zu suchen.
    Die Meisten sind herstellerübergreifend halt heutzutage auf viel Pegel im Tiefbass optimiert bzw. controllert. Ist eben heutzutage so Mode. Da springt dann der Kick über die Klinge ohne einen weiteren Weg für den Upperbass.
    Der käme sowieso nicht aus dem 8er-Array....

    Never stop a running System

  • gut beschrieben, genau so hat sich das angehört.
    es gab unter 40Hz erstaunlich viel pegel, aber um die 100Hz hat es eben gefehlt. dieses phänomen hatte ich auch schon öfter, aber noch nie so deutlich. und bei so viel gesamt-membranfläche hätte ich es in der deutlichkeit auch gar nicht erwartet.
    ich habe der PA dann einen filter bei etwa37 Hz mit -6dB gegönnt, dadurch wurde es etwas besser. aber gefallen hat mir das nicht, zumal es eine rockshow war, welche diese lomids gut hätte gebrauchen können...
    ob es lediglich an einem phasefehler lag glaube ich nicht, denn dieses phänomen war überall gleich.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"


    aber gefallen hat mir das nicht, zumal es eine rockshow war, welche diese lomids gut hätte gebrauchen können...


    bisher fand ich immer, dass kleine Arrays nicht nach Rock klingen. Hab da erst zwei gehört, die mir wirklich gefallen haben. Das waren KS P-Line und L-Acoustics Kara, aber letzteres konnte ich nur in kleineren Rahmen hören.
    Sonst hat mir bei jedem System, das ich hören durfte, der Lowmid Bereich und das typische "Auf die Fresse" gefehlt. Beim P-Line wirds an der hohen Energie im Hochton vermutlich liegen (90x5° pro Element) und an den 10" Treibern, die auf das Format von 8" Treibern gebaut wurden (Diagonal eingebaut).
    Alle anderen übertragen vielleicht Sprache gut, haben vielleicht ein schön homogenes und gerichtetes Abstrahlverhalten, aber wenns an wirklich Rockmusik geht können davon 20 Stück hängen, das machts nicht besser

  • Ich möchte auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass es sich einfach auch nur um einen "Bedienfehler" gehandelt haben kann.
    Ich stelle in letzter Zeit öfter fest, dass bei Firmen, die in "amtliches" Material investieren, dann zur Installation und zum Tunig nur Personal unterwegs ist, das nur die Grundlagen des Handlings beherscht. (Berechnung grundlegend, Rigging, Verkabelung, Ampbedienung...).
    Echte Systemtechniker sind da nicht wirklich dabei.
    Einer der Gründe kann sein, dass man nur wegen zwei "Banänchen" und ein paar Subs keinen Systemtechniker buchen will.
    Oder es kann daran liegen, dass amtliche Systeme grundsätzlich immer erst einmal recht gut klingen - mehr aber nicht.


    Zu dem Soundproblem:
    Natürlich spielen die Systeme der verschiedenen Hersteller unterschiedlich aber bei einme solchen System mit je 10 Schnitzen, finde ich Deine Erwarungen an den Sound realistisch.
    Mögliche Fehler:
    -Falsches Preset für die geflogenen Einheiten (z.B. mit LowCut oder ein Preset, das eigentlich zur Verwendung mit geflogenen Bässen vorgesehen ist)
    -"unpassendes" Preset für die Subs: der Trend geht ja zu immer Tiefer (und immer höher). Wenn ich ein Sub preset (z.b. HC 60Hz), das z.B. für große Systeme als Subbass Ergänzung gedacht ist nehme, dann klingt das erst eimal aufgeräumter - und da liegt der Fehler, den viel machen.
    Nehme ich aber ein Bass Preset (z.B. HC 100Hz) dann wird das erst einmal etwas "unsauberer" klingen, läßt aber andere möglichkeiten für den Sound offen.
    -Kombination aus beiden Punkten

    ...Holz ist braun!

  • Zitat von "wora"

    zwei linearray-bananen eines nicht ganz billigen herstellers mit 10x doppel 8" topteilen, die pro seite an 3x doppel 18"er subs angekoppelt waren. also eigentlich membranmasse satt (etwa 2-3000 zuschauer).
    ... es gab zwar lomids, aber nur in "homöopatischen dosen". sprich: die bassdrum wummerte ganz tief wie die hölle, aber es gab irgendwie null brustkorb-druck.

    Sofern es an jeder Hörposition so war, dürfte das System nicht optimal eingestellt gewesen sein.


    Zitat von "wora"

    nach dieser erfahrung bin ich noch mehr der ansicht, dass der sprung zwischen top und subs nicht so gross ausfallen sollte, um einen wirklich ausgewogenen sound hinzubekommen.

    Chassisdurchmesser sollte hier nicht das Problem sein - vielmehr die Übertragungsbereiche der einzelnen Systeme. Und: Auch ein 18"er kann knochentrocken klingen - es hängt sehr viel von der Schallführung (wie wird das Chassis akustisch bedämpft ... wie gut kann die Schallenergie an den Raum angekoppelt werden ...) ab.
    Vielleicht waren die Settings ja auch "discokonform" eingestellt (überprüft ?). Es kann einfach sehr viele Ursachen haben.


    Und noch eine Frage: Der Raum (akustische Eigenung) und die Abstände der Systeme von der Rückwand / von den Seitenwände war i.O. ?

  • Das Problem kenn ich vom Meyer M'elodie (und noch krasser: d&b T10 und Q) nur allzu gut. Die Teile haben einfach zuwenig Schallwandbreite um unter etwa 200 Hz noch eine anständige Richtwirkung zusammenzubringen. Das äussert sich zum einen in undefiniertem Gemumpfe auf der Bühne trotz aufwendigen gerichteten Bass-Setups (d&b Q ist berüchtigt dafür) und zum anderen eben im mangelndem Druck. Um das bei gegebener Schallwandbreite und Trennfrequenz zu den Subs auszugleichen brauche ich einen zusätzlichen Weg der diesen Frequenzbereich schmalbandig mit viel Leistung wiedergibt. Möglichkeit 1 sind Flugbässe. Die sind natürlich unbeliebt weil sie vor allem auf kleineren (Mobil-)Bühnen viel wertvolle Flughöhe kosten und erhebliches Zusatzgewicht mit ins Dach einbringen. Möglichkeit 2 sind zusätzliche Treiber in den Tops wie beim 33er RCF. Geht halt nur mit Aktivboxen sinnvoll.
    In der Praxis wird oft weder das eine noch das andere gemacht sondern versucht über Positionierung und Controllersettings in diesem Frequenzbereich möglichst wenig Energie zu verlieren. Das klappt mal besser, mal schlechter weil da zum einem die Raumakustik mitspielt und zum anderen die Anlage eigentlich deutlich überdimensioniert sein muss.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Ich finde am sinnvollsten wäre es wenn Wora uns mal mitteilt um welches System es sich gehandelt hat.
    Waren es Top und Subs die vom Hersteller in dieser Kombi so vorgeschlagen werden?

  • Zitat von "Sound-Klinik"

    ...Und noch eine Frage: Der Raum (akustische Eigenung) und die Abstände der Systeme von der Rückwand / von den Seitenwände war i.O. ?

    ähem... ja. hatte ich vergessen zu schreiben: es war ein open-air (bei 4-6° aussentemperatur)
    raumeinflüsse kann ich also absolut ausschliessen ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "4711"

    Ich finde am sinnvollsten wäre es wenn Wora uns mal mitteilt um welches System es sich gehandelt hat.
    Waren es Top und Subs die vom Hersteller in dieser Kombi so vorgeschlagen werden?


    ok, kann ich machen.
    es handelte sich bei dem system um Meyersound M'elodie mit HP700 Bässen


    folgender beitrag ist dazu sehr interessant:

    Zitat von "niggles"

    Das Problem kenn ich vom Meyer M'elodie (und noch krasser: d&b T10 und Q) nur allzu gut. Die Teile haben einfach zuwenig Schallwandbreite um unter etwa 200 Hz noch eine anständige Richtwirkung zusammenzubringen. Das äussert sich zum einen in undefiniertem Gemumpfe auf der Bühne trotz aufwendigen gerichteten Bass-Setups (d&b Q ist berüchtigt dafür) und zum anderen eben im mangelndem Druck. Um das bei gegebener Schallwandbreite und Trennfrequenz zu den Subs auszugleichen brauche ich einen zusätzlichen Weg der diesen Frequenzbereich schmalbandig mit viel Leistung wiedergibt. Möglichkeit 1 sind Flugbässe. Die sind natürlich unbeliebt weil sie vor allem auf kleineren (Mobil-)Bühnen viel wertvolle Flughöhe kosten und erhebliches Zusatzgewicht mit ins Dach einbringen. Möglichkeit 2 sind zusätzliche Treiber in den Tops wie beim 33er RCF. Geht halt nur mit Aktivboxen sinnvoll.
    In der Praxis wird oft weder das eine noch das andere gemacht sondern versucht über Positionierung und Controllersettings in diesem Frequenzbereich möglichst wenig Energie zu verlieren. Das klappt mal besser, mal schlechter weil da zum einem die Raumakustik mitspielt und zum anderen die Anlage eigentlich deutlich überdimensioniert sein muss.


    das war also ein volltreffer. :D

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • 3000p RnR?



    Man könnte also frech behaupten: Das System ist nicht schuld. Sondern der, der das dafür nicht gedachte System da hingestellt hat.