Gitarrenamp abnehmen - Welche Lösung ist Luxus?

  • Habe mal ein wenig die Suche genutzt aber nichts wirklich genau passendes gefunden.
    Ich/Gitarrist will live einen Amp (in dem Fall Top mit Box) hochwertig abnehmen. Klar SM57 geht immer. E606 gefällt manchen besser. AT 4040 ist schon was feines.
    Klar ist auch: Nicht jedes Mikro klingt für jeden Amp/Sound gut.


    Die Frage ist eher in die Richtung zu sehen:
    Mit was habt ihr an Gitarrenamp auf der Bühne mal gute Erfahrungen gemacht, bzw. was lohnt es sich anzutesten. Gerne auch ausführliche Berichte :)


    Freue mich auf ein paar Anregungen
    Jan

  • Tach Gemeinde,


    dann will ich auch mal meinen Senf dazugeben:


    Die Äußerungen über SM 57 und Sennheiser "Brikett" kann ich 1:1 unterstützen. Ich finde daß das 906 noch ne spur ausgeglichener klingt als das 606. Das ist aber wie immer Geschmackssache.
    Ich habe mal ne Zeit lang Sound gemacht für eine Qeen-Cover Band. Da standen dann zwei BF521 vor dem Speaker. Das klang zur Musik passend sehr geil, von agressiv bis samtweich war da alles drin.
    Aus unseren Studiobeständen habe ich schon verschiedenste Großmembranen getestet, Ergebniss: Vom Sound her kommt ein AT4040 schon sehr differenziert rüber, hat aber gerade auf kleinen Bühnen enorme Probleme mit Übersprechungen. Mit einem U87 wurde das nicht besser, eher schlimmer.
    Durch Zufall ist uns mal ein "Stedman N90" zugelaufen. Das ist ein dynamisches Großmembran-Mic das aussieht wie ein U47. Das Mic ist zur Zeit mein absoluter Favorit im Rennen um das beste Mic für Git-Amps. Übersprechungsprobleme habe ich da kaum, und der Sound ist sehr sahnig.
    Noch was zum Sennheiser "Brikett": Das mit dem drüberhängen funktioniert bei diesen modernen Cabinets mit Metall-Gitter defenitiv nicht. Das rappelt wie blöd; es lebe der Tweed-Amp :D .
    Es ist aber mal wieder wie so oft im Leben: Das beste Mic nutzt dir nichts, wenn der Amp scheiße klingt oder der Gitarrist nicht spielen kann.
    Schönes Beispiel:
    Es gab mal so ne holländische Verrücken-Combo namens "Bob-Color". Deren Gitarrist kam mit ner Semi-Akkustik und nem Fender Bronco 1x10" Amp auf die Bühne. In dem Amp war ein Countryman-irgendwas Mic eingebaut, also XLR rein und los. Das klang dermaßen funkig und clean ohne jedweden EQ; hut ab...


    Soweit...


    Christoph

  • also die schönste Variante kommt aus der Studioecke, kann manauch Live machen wenn man den Aufwand treiben will. Braucht 2-3 Mikros, und zwar:


    1x Shure SM 57, etwas zu weit in die Mitte gerichtet das es schon eher zu kratzig klingt


    1x Sennheiser 606/906/421 etwas zu weit nach aussen gedreht das es schon fast zu weich klingt


    1x Großmembran (bevorzugt Neumann U 87) auf optimaler Position, also etwa auf der Hälfte des Speakers.


    Gut & sorgfältig ausrichten, und vor allem VORHER mal alle Speaker anhören, oft klingen die sehr unterschiedlich, und in jeder älteren 4x12 er Box steckt mindestens einer der schon etwas kränkelt ...


    Jetzt kannst du dir den Sound je nach Geschmack/Musikrichtung zusammenmischen, Shure für die Härte, Sennheiser für den eher runden Sound und das Großmembran macht den letzten Druck.


    abgeschaut bei Peter Weihe, Deutschlands meistbeschäftigtem Studiogittaristen, die abgespeckte Variante ohne Großmembran funktioniert Live auch noch sehr gut. Man kann den Gittarensound sehr schön variieren, je nachdem was man gerade braucht und muss viel weniger EQ-en.

  • Für eher vintage-betonte Sounds nehme ich gern mal ein C414. Für Metal klingt das allerdings fürchterlich. Da mag ich dann immer noch das SM 57.

    Ich mache keine Vorhersagen und werde das nie tun.

  • Live nehme ich ebenfalls bevorzugt das Sennheiser-Brikett (e609). Stativ eingespart, keiner kann es also aus Versehen wegtreten, klingt gut (meistens so etwa in die Mitte zwischen Kalotte und Rand, eher Richtung Rand).


    Im Studio betreibe ich allerdings etwas mehr Aufwand:


    Ein SM57 an den Übergang Kalotte/Membran, ein Beyer M88 an den Rand, ein Audix D2 hinter den Amp, und noch 2 Raummikros (Behringer ECM 8000, Kugel, an die Decke zeigend). Die 5 Fader zusammen hochschieben und grinsen... 8)


    Hab noch ein paar Bilder gemacht bei einer Recording-Session meiner Band (der Marshall gehört dem Lead-, der Crate dem Rhythmusgitarristen):








    So richtig geil wurde es, als unser Rhythmusgitarrist seine 12-saitige Rickenbacker mit Stereo-Ausgang auspackte. Wir haben einen Pickup an den Marshall und den anderen Pickup an den Crate angeschlossen. 7 Spuren für eine Gitarre... :D

    We're on a mission from God. - Elwood Blues

  • Zum thema luxus und gitarre darf ich mal den artikel über die aufnahmen von "one way ticket to hell..." von The darkness in der "Sound & Recording" empfehlen, nicht viele details, aber (wie man evtl. auch gerade am c411 thread merkt) viel inspiration :D


    in der regel nehme ich ein MD409, und ein SM57 in kombination, ich postiere das 409 allerdings fast genau mittig, für einen sehr scharfen sound, das 57 auch gehängt, für die "runderen" töne.


    großmembran würde ich gerne häufiger nehmen, aber es ist teilweise wirklich zu problematisch wegen des übersprechens. Da dann auch das AT4040.


    und ansonsten einfach mal was trauen, "klingen" tut fast jedes mikro an der gitarre, bleibt nur die frage on "passend zum song" :roll:

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • ich bin inzwischen beim audix d3 gelandet für amp-abnahme. am sm57 mit seinen stumpfen höhen und dieser komischen kompression hab ich mich einfach sattgehört.

    The ships hung in the sky in much the same way that bricks don't.
    -- Douglas Adams

  • hatte bislang bei meiner Bluescombo ein AT2020 am Gitarrenamp, kam sehr Neutral vom Sound und der Bassabfall beim Mic war keineswegs von Nachteil. Übersprechen habe ich übrigends nie bemerkt, kann aber auch sein das die Band verhältnismässig leise auf der Bühne ist. Nun muss das AT2020 einem AKG C5600 weichen, hoffe ich hab da ähnlich wenig Problemchen :D

    dumm sterben kann jeder

  • ich benutze live wenn immer moeglich ein cad e100 kondensatormikro (die mk1 version, den nachfolger hab ich noch nie gehoert). das ding sieht aus, wie ne grossmembran, isses aber nicht, dafuer aber sackschwer: bei nem laengeren galgen auf´m stativ braucht man fuer das teil ein gegengewicht. ich richte es meist auf den kleberand der kalotte, leicht richtung konus aus. nen kanal-eq brauch ich dann nicht mehr :D bei brauchbarem gitarristen/ instrument/ amp klingt das richtig schoen gross, aber ohne dem gesang in die quere zu kommen (beim sm57 musste ich da immer gewaltig jonglieren, deswegen benutz ich das so gut wie nie).
    ich empfinde das aber nicht als luxus! es erleichtert mir die arbeit und foerdert auch beim jeweiligen gitarristen das breite grinsen....
    ich bin ja arbeitsscheu 8)
    kalaus

  • Wir haben in letzter Zeit sehr häufig das Großmembrankondensator SC450 von Thomann verwendet!
    Pad -10dB und Lowcut on - alles super. Klingt besser als SM57 und sieht wichtig aus - das ist aber auch schon alles. Das A&O ist der Gitarrero und sein Besteck!
    Stefan

  • Cool, die 450er hab ich auch. Muß ich auch mal probieren, dann hätt ich die nicht ganz umsonst gekauft. Übersprechen sie nicht zu stark?


    Grüßle
    Spirou :D

    Ich mache keine Vorhersagen und werde das nie tun.

  • sennheiser e903, md421, md441
    beyerdynamic m88 und m201
    shure beta58
    akg d112
    ev pl10 (ist allerdings schon lange her, dass ich das in den fingern hatte)


    und der xlr direktausgang am fender twin von meinem gitarristen :D

    "Klappe zu Gehirn! Sonst kriegst du eins mit dem Wattestäbchen."
    H. J. Simpson


    Thomas Albenberger
    Österreich

  • Schwierig zu beantworten.
    So wie die Frage, ob lieber Pils oder Dunkel :wink:


    Im Grunde kann es nur Empfehlungen geben und
    Du probierst die Kombination Git-Amp-Speaker-Mic aus.


    Es kommt ja auch immer darauf an welchen Sound Du möchtest.


    Oft setzt sich ja ein dünner, aber prägnanter Sound im Mix besser durch.


    Ich würde an Deiner Stelle die Kombi SM57 und SPL Nugget (Audiotechnica-Kapsel) versuchen.


    Gruss, Thomas

  • :?: Welche Lösung ist Luxus? alles was sich ÜBER neumännern/brauner ansiedelt ;)
    mal ehrlich:

    Zitat von "rockline"

    ... Das A&O ist der Gitarrero und sein Besteck!
    Stefan

    was stefan schreib sagt ja schon alles.


    neben dem üblichen verdächtigen SM57 verwenden WIR sennheiser MD421, beyer M69, AT 4050, AKG C414 und auch U87 (wenn's wirklich sein muss!) - und auch schon das SC450 vom t. kommt immer auf die prduktion UND den wünschen des/der gitarristen an... :roll:
    hab' auch schon mal mit PZM30Ds (grenzflächen!!! auf angewinkelter, gestellter plexiwand VOR amps) gemacht... verrückt, was???


    cu klaus ( info@nojunk.de )

    No, it's not too loud. You're just too old!
    winners have parties - and loosers have meetings
    Technik haben viele - WIR können sie auch bedienen :)


    vu.gif

  • Es ging mir ja in erster Linie darum, Input zu bekommen was man in Zukunft mal antesten könnte. Grade bei Gitarren wird doch immer gerne mal live "was neues angetestet, was total geil ist".
    Und der nächste Gig dann wieder mit dem 57er...

  • Hallo Namensvetter!


    Auch wenn ich hier gleich der Ketzerei bezichtigt werde: Probier mal nen Palmer ADIG-LB (PGA-04) aus!


    Das ist ein Speakersimulator mit DI-out und Durchschleifmöglichkeit vom Amp zur Box (man könnte den aber auch lautlos als Loadbox verwenden, macht live aber m.E. keinen Seinn...) Den zwischen Amp und Box gehängt und per XLR ins Multicore. Keine Stromversorgung notwendig...


    Sicherlich: wenn Du viel Zeit hast, um mit Mikropositionen zu experimentieren, kannst Du mit einem GUTEN Mikro und einer GUTEN Box bessere Ergebnisse bekommen. Im Livealltag (verranztes 57er uffen Ständer, irgendwie vor die Box gestellt) biste aber mit dem Teil praktisch immer besser dran als mikrofoniert, und es kann keiner übers Kabel stolpern und der Sound is ruiniert...


    Aber: nicht ohne ein Delay mit nem Mikro mischen, das haut wegen der Laufzeitunterschiede nicht hin. Im Studio dann bitte Palmer + 421 close + Brauner Valvet ein bisschen weiter weg und das alles timealigned für den BIG Sound :)


    Ich hab jedenfalls mit meiner festen Band seit 4 Jahren immer die Palmer dabei und seitdem noch _nie_ freiwillig auf die Mikrofonkanäle zurückgegriffen. Ausserdem ist man unabhängig von geshareten Schrottboxen bei Mehrband-Events.


    Gruss,
    Jan

  • Hallo zusammen!
    Ich kann dem Kollegen nur zustimmen. Der Sound kommt aus den Fingern und nicht aus dem Equipment. Guter Gitarrist ist die halbe Miete. Und ein guter Gitarrist achtet im Normalfall (Ausnahmen oder Endorser bestätigen die Regel) auch auf Top-Instrumente, Amps oder bei Bedarf auch auf Effektgeräte.
    Ich zumindest hänge vor den Amp meines Gitarristen immer zwei Audio-Technica AT-4050 (der Kollege spielt zwei Fender Combo-Amps) und war bisher immer seeeehr zufrieden. Das ist bei dem Preis der Baby´s auch schon Luxus.
    Bei Jazz hab ich auch schonmal die Kombination aus Neumann TLM-103 (Übrigens für sich auch schön für Gitarren-Amps) und Royer Labs. R-121 Bänchenmikrofon ausprobiert. Feine Sache das!
    Das Shure SM-57 hab ich ehrlich gesagt für den Zweck des Gitarren-Amps eingemottet. Sollte eine dynamische Alternative gefragt sein, biete ich eigentlich immer entweder ein Sennheiser E-609 oder ein MD-441U an.


    Gruß, Stefan :D

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    Selbstmord ist auch kein Aux-Weg!