Lautstärken in Orchestergräben versus Bühnen

  • Brüssel schickt Dezibel-Kontrolleure
    Es klingt wie ein Aprilscherz - doch offenbar ist es der EU ernst damit, Orchestermusiker künftig vor dem eigenen "Lärm" zu schützen. Was prominente Musikschaffende jetzt noch zu Spott veranlasst, soll ab 15. Februar Realität sein: Dezibel-Kontrolleure für Beethoven, Strawinsky & Co. Der zuständige Beamte im Wiener Arbeitsministerium will die Überwachung "unauffällig" durchführen - die Wiener Philharmoniker haben jedoch schon angekündigt, dass sie für ihre Fortissimos auch einen Konflikt mit dem Gesetz riskieren wollen.


    Ich wollt das mal einkopieren, da ja immer nur von den Bösen Rock Musikern gesprochen wird.
    In der Realität siehts anders aus.


    Speziell zB Tannhäuser gilt als völlig übertrieben laut


    http://www.orf.at/070908-16364/index.html

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  • Die Thematik der tauben Klassiker wird hierzulande (CH) schon länger diskutiert. Die 93db-LEQ sind in einem Orchestergraben kaum einzuhalten. Allerdings: Die 1. Geige mit Ohrstöpseln - ich weiss nicht...

  • in deutschland würde hier doch die bgv b3 greifen, oder?


    also würden wir mit 93db-Leq nicht hinkommen, das wird komplizierter: beurteilungspegel, länge des einsatzes, impulszuschlag...


    also gibt es bald musiker mit lärmdosimetern? einwechselmusiker, wenn bei jemandem die höchstdosis erreicht ist?

  • Bin ja gespannt, ob mit zweierlei Maß gemessen wird.


    Die Orchestermusiker haben ja zum Teil schon angekündigt, sich nicht daran halten zu wollen.


    Wird bei Überschreitung auch abgedreht ????


    Oder nur bei den "Rockmusikern"

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  • nun, ein orchestergraben ist ja, wie eine bühne, erstmal arbeitsplatz.


    ich weiß nicht so recht, wie ich die gefährlichkeit eines arbeitsplatzes (auf läem bezogen) bewerten soll, an dem ebendieser lärm überhaupt erzeugt wird.
    als die partituren geschrieben wurden, hat der komponist "fortissimo" geschrieben, welches eine relative größe ist, also lauter als "forte" z.b. das beinhaltet ja nicht, daß dieses einen bestimmten schallpegel erzeugen muß, es muß nur lauter sein als ein "forte".


    auch tannhäuser muß nicht zwingend zu laut sein.


    wenn die wiener phillies ihre ohren kaputt machen wollen - bitteschön... ich kenne viele rock-musiker, auch semi-profis und amateure, die mehr auf ihre ohren achten (ohren = arbeitsmittel)

  • der clevere tonman von heute wittet da ganz schlicht und einfach eine marktlücke, ausgehend von einem geringeren pegel im orchestergraben wir es also demnächst in größeren häusern nötig sein das orchester zu verstärken, damit auch die hinten sitzenden etwas hören (daruf das die akkustik gut genug ist gehen wir mal nicht aus :D ).


    also mehr arbeit für uns, da hat doch die brüsseler regulierungswut auch was gutes!!!! 8)


    aber ein leicht ironisches grinsen kann ich mir trotzdem nicht verkneifen....

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Eine interessante Untersuchung zu diesem Thema habe ich hier (Word-Dokument) gefunden.


    Schwerhörigkeit gilt ja meines Wissens unter Violinisten sogar als anerkannte Berufskrankheit ...


    --
    Jeremy

    Harvard'sches Gesetz für Tierversuche: "Unter sorgfältigst kontrollierten, dokumentierten und jederzeit reproduzierbaren Laborbedingungen verhalten sich Versuchstiere immer so, wie es ihnen gerade passt."

  • dann müssen die eben alle mit IEM geigen daß 20dB dämpft... :roll: Und dem Publikum am besten gleich Handschellen anlegen, die werden sonst auch unzumutbar laut wenn ihnen was gefällt ..

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • manuela, du sprichst ein großes wort gelassen aus:


    die zuschauer! das größte übel für leq-messungen, wie kriegt man die ruhig?


    bei den beatles dürfte es trotz wenig beschallungsleistung doch immer über 100db gehabt haben, auch während der songs... so schlimm, daß z.b. "nowhere man" nur selten live gespielt werden konnte, weil niemand auf der bühne den satzgesang hören konnte und somit nicht gerade singen. das sind probleme, denen man auch heute nur mit psychopharmaka und gewalt gegen die körperliche unversehrtheit beikommen kann ;)

  • Zitat von "simonstpauli"

    ...
    die zuschauer! das größte übel für leq-messungen, wie kriegt man die ruhig?
    ...


    gar nicht.
    höchstens man droht glaubhaft mit erschiessungen... eine solche vorgehensweise ist aber wiederum mit den künstlern abzuklären ;)
    ich denke, man sollte nicht weiter drüber nachdenken und andere lösungen in betracht ziehen, denn wenn das publikum am ende ausgestorben ist, wer bezahlt dann unsere löhne? :D


    die beste vorgehensweise ist die, das entsprechende messmikrofon möglichst nah an die speaker zu bringen. somit wird der schallanteil des publikums bei einer messung auf ein minimum reduziert.


    vorraussetzung ist natürlich, das das messgerät eine relative vergleichsbewertung des messpegels machen kann, sonst bekommt man ja viel zu hohe werte.
    das ist aber eigentlich ein anderes thema...



    ich bin jedenfalls ebenso gespannt, wie sich die rechtsprechung hier mit den orchestermusikern arranggiert.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Das mit Meßmicros nah an Speaker wird schwierig bei klassik.


    Meines Wissens ist auch die 15905-5 so gedacht, das sie für das Puplikumals Schutz ist und auch vorrangig auf die Elektroakustische Verstärkung abzielt- Admin, korrigiere bitte, fallsich da was mißverstanden hab.


    In dem Fall gehts ja um den Arbeitsschutz,da ist unerheblich, ob der
    ! Lärm ! :D elektroakustisch oder sonstwie produziert wird.


    PS:
    Heute in einer österr. Zeitung:
    Empört reagiert der Chef der Wiener Philharmoniker, " das käme der Beschneidung eines sehr bedeutenden Kunstzweiges gleich " :shock:


    Jetzt stellt sich mir die Frage, wer maßt sich an, Klassik als bedeutenden Kunstzweig darzustellen und Pop/Rock ev. nicht ??????????? :?


    Zitat

    ich bin jedenfalls ebenso gespannt, wie sich die rechtsprechung hier mit den orchestermusikern arranggiert.


    Könnte interessant werden, ev kann man dann auch andere Beschränkungen im Sinner der " Gleichheitsgesetze" ( oder wie die auch genau heißen ) auch kippen ??

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  • Zitat von "Manuela"

    Und dem Publikum am besten gleich Handschellen anlegen, die werden sonst auch unzumutbar laut wenn ihnen was gefällt ..


    Bei klassisches Musik wird Publikum üblicherweise nur sehr vorübergehend laut, das ist völlig vernachlässigbar.



    Zitat von "simonstpauli"

    die zuschauer! das größte übel für leq-messungen, wie kriegt man die ruhig?


    Muss man die ruhig kriegen? Abgesehen von so Teeny-Bands wie "Peking Absteige" ist das eigentlich nie das Problem, es sei denn, es messen solche Diletanten, die das Messmikrofon am FOH aufstellen. Für die gilt folgender Hinweis:


    http://www.media-academy.de/index.php?id=99&id_kurs=12

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Hi,


    und die 15905-5 gilt NUR für elektroakustische Beschallungsanlagen, und greift daher (wenn sie denn mal veröffentlich wird, beim (Aus-)Beuth Verlag steht was von 2008) nicht für klassische Musiker.
    Und das mit den Beatles versteh ich nicht ganz, wozu muss der Satzgesang passen, wenn man eh nix davon hört :)


    Tomy


    @PultQuäler: Ich hoffe mal das nich Du den Papst in Österreich 'ruhig gestellt' hast.

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
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  • Hallo Tomy


    Nö, war 2 x die ausführende E Company.
    denen sind die Stromverteiler abgeraucht.


    Ber eine Sache ist ja die mit dem Publikumsschutz eben 15905-5


    Die andere,nicht zu unterschätzende das Arbeitnehmerschutzgesetz ( heißt das so ? )
    Bei dem auch wir Techniker eigentlich nicht über 85dB belastet werden dürften

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  • An einer der letzten Ausgaben von Production Partner sagt der El-Barbari
    ueber den Laerm dass die Tenies Produzieren an einen Konzert:
    Wenn du versuchst den Geschrei zu ueberholen dann werden die einfach Lauter!Also haelt er sich an die Grenze und wenn die wirklich was hoeren wollen dann muessen die einfach leiser werden,aber meistens kann er mit diesen 99db garnicht arbeiten unter diesen Laerm.


    Als idee schon ganz ok,aber werden die leiser???

    ALLES IST MACHBAR

  • Zitat von "klauston"

    Das mit Meßmicros nah an Speaker wird schwierig bei klassik.
    ...


    ich hatte ja erwähnt, das dies eigentlich ein anderes thema ist.


    wie auch admin bereits schrieb, kann man den pegelanteil des publikums leiser bekommen, in dem man das mikro sinnvoll positioniert.
    wir sollten jetzt aber nicht von der ausnahme ausgehen, das wir immer ein kreischendes publikum vor der nase haben.
    das verwässert das thema, da dies ja im normalen beschaller-alltag eher selten vorkommt.



    also, die norm ist eigentlich für elektroakustische anlagen gedacht.
    aber im orchestergraben (und auf rock/pop bühnen z.b. die drummer) spielen ja rein akustische, elektronisch unverstärkte instrumente.
    und jetzt kommen die behörden und sagen, das ist zu laut.


    im prinzip handelt es sich ja in beiden fällen (orchester + PA) um von menschlicher hand produzierten schall. somit kann man da eigentlich keinen unterschied machen wie ich finde, denn dem ohr ist es egal wer den lärm macht.
    und wenn jetzt die orchester durchsetzen können, das sie nicht leiser spielen müssen, dann haben wir doch im gegenzug ein schönes argument.


    ich meine, man muss ja nicht an die grenze des erträglichen gehen, aber wie wir alle wissen gibt es musikstile, die mit den erlaubten grenzwerten keinen richtigen spass machen.
    und das ist ja wohl auch ein stück kultur, oder?

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat

    im prinzip handelt es sich ja in beiden fällen (orchester + PA) um von menschlicher hand produzierten schall. somit kann man da eigentlich keinen unterschied machen wie ich finde.
    und wenn jetzt die orchester durchsetzen können, das sie nicht leiser spielen müssen, dann haben wir doch im gegenzug ein schönes argument.


    ich meine, man muss ja nicht an die grenze des erträglichen gehen, aber wie wir alle wissen gibt es musikstile, die mit den erlaubten grenzwerten keinen richtigen spass machen.
    und das ist ja wohl auch ein stück kultur, oder?


    Ich seh das eben auch so.
    Bin gespannt, wo sich das hinentwickelt.


    Ich bin mittlerweile nicht mehr unbedingt pro EU, wenn ich sehe, welche Auswüchse dieser geldfressende Verein manchmal mit sich bringt, aber das ist OT. da waren die Schweizer schon vernünftiger





    War mir klar, ich wollts nur definieren,um Verwechslungen zu vermeiden

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