Ablehnung örtlicher Technik wg. Qualität?

  • Da wir im Kollegenkreis offline gerade darüber diskutieren - hätte ich gerne mal bei den Online-Kollegen rückgefragt: Ab wann würdet Ihr welche Technik für welches Projekt, Künstler, Band etc. "ablehnen", bzw. eine Show als undurchführbar bezeichnen und nach welchen Kriterien würde das entschieden.


    Es geht mir hierbei, wie man sich vielleicht denken kann, weniger um aktuelle A- und B-Ligen, die ggf. mit ständigem Tourbesteck unterwegs sind. Wo sind eure Grenzen für welches Projekt - und kann man das an Markern festmachen?


    Meine Erfahrung dazu, sowohl als Vermieter von PA-Zeuch, als auch als reisender Mischer für Bands:


    - Bis zu einer bestimmten Liga oberhalb des uns allen so geläufigen Brot-und-Butter-Betriebs ist es eigentlich völlig egal, was vor Ort steht. Hauptsache, es ist gut geserviced, vorbereitet, ausreichend dimensioniert und das Fell ist dick genug. Die ersten drei Dinge schützen immer vor einem "realen" Problem, das ist markenunabhängig. Letzteres wird dann interessant, wenn die Performance des Künstlers eher mau war. Dann wird das natürlich gern auf PA, Pult usw. geschoben - und wenn die eben nicht die großen Marken aus dem Rider sind - kann das zum schlechten Nachgeschmack beim Kunden/Veranstalter führen. Mehr bezahlen würde er für hochpreisigere und ggf. auch qualitativ bessere Technik natürlich nicht.


    - Als Mischer ist es mir in der Club- und Stadtfest-Liga eigentlich ebenfalls inzwischen völlig egal, was auf den Lautsprechern oder Pulten steht, solange ich das Gefühl habe, dass diejenigen, die das da hingewürfelt haben, wissen, was sie tun. Ich freu mich über L'Acoustics (weil ichs tonal gut finde) oder iLive (weil ichs in- und auswendig kenne) - komme aber ohne Murren mit fast allem anderen zurecht, solange die o.g. Bedingungen erfüllt sind.


    Wie seht ihr das so?

  • Früher :roll: war das ganz einfach: abgelehnt wurde grundsätzlich alles bei dem man wusste/ davon ausgehen konnte, dass die Konkurrenz das aus eigenen Beständen problemlos günstig anbieten konnte. Gefordert dagegen genau das, was man selbst im Lager stehen hatte; verbunden mit dem freundschaftlichen Hinweis "bei Schwierigkeiten macht Ihnen unsere Partnerfirma XYZ-Productions diesbezüglich gerne ein unverbindliches Angebot".
    Heute erklärt der VA - verbunden mit dem freundschaftlichen Hinweis auf den VVK - warum es mit der vorhandenen Technik auf jeden Fall funktioniert; und dass der Künstler natürlich trotzdem jederzeit auf eigene Kosten alles mitbringen darf, was er darüber hinaus zum Gelingen der Darbietung unbedingt zu benötigen meint.


    Alles bestens geregelt! Und nebenbei ganz Ligen- unabhängig. :D


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Grundsätzlich wirst Du nur dann etwas ablehnen können, wenn die Band und ihr Management die Eier haben, das auch durchzusetzen.
    Meine Erfahrung in verschiedensten "Ligen" über die letzten fast 30 Jahre zeigt aber, dass es sowas nicht gibt bzw. nicht mehr gibt.
    Unsere Aufgabe als mitreisender Techniker dabei ist es aber nicht irgendetwas abzulehnen, sondern für die Kapelle aka Kunde eine - wie auch immer gangbare - Lösung zu finden.
    Wenn in Clubs zuwenig Kanäle vorhanden sind, gibts Keys halt mono und ein Schlagzeug kann man auch mit 3 Mikrofonen abnehmen.
    Monitorwege können u.U. eingespart werden etc.
    Wir sind letztlich diejenigen, die der Band erklären müssen, welche Einschränkungen mit der vorhandenen Technik in Kauf genommen müssten. Die Entscheidung aber trifft der Kunde. Da heisst es öfter mal Zähne zusammen beissen...
    Wir sind dazu da TROTZ aller Widrigkeiten die Veranstaltung stattfinden zu lassen und ein akzeptables Ergebnis zu erzielen - nicht sie zu verhindern.
    Der ehemalige CEO einer großen Softwarefirma, für die ich gelegentlich arbeite hatte da einen schönen Wahlspruch:
    "Losers have explanations - winners have a plan"

  • Ja so ist das ( leider ) und blöderweise ist es bei dem, was wirklich noch ablehnbar wäre, nämlich Schrotthäufen, also Anlagen mit multiplen Defekten, wenn Du es dann vor Ort merkst, zum Ablehnen meist zu spät. Dann hilft nur noch Schadensbegrenzung, wenn Du clever bist, ein wenig Geld daraus machen und/oder dem "Kollegen" ein wenig sein zukünftiges Leben schwer machen. :roll:

  • Das mit der Schadensbegrenzung stimmt, aber Das:

    Zitat von "guma"

    ...und/oder dem "Kollegen" ein wenig sein zukünftiges Leben schwer machen. :roll:


    hilft doch auch nix.
    Letztendlich is das nix fürs Karma.
    Der Kollege vor Ort ist vielleicht selbst weder schuld noch verantwortlich und selbst wenn, versaut sowas nur den Tag.
    Der einzige Weg einen Nutzen aus der Sache zu ziehen ist, dem eigenen Kunden zu empfehlen möglichst viel selbst mitzubringen also bei MIR zuzumieten.
    Das fängt bei Mikros an und geht übers Bandpult und inEar bis hin zur eigenen PA.
    Also mehr Umsatz :D

  • bei mir im Haus kommt die "Ablehnung" eigentlich nur dann, wenn den werten Herrschaften Tour-Managern der Preis für das bei uns vorhandene Material zu hoch ist, weil "Wir haben da was dabei, was auch geht".
    Qualitativ ist das von denen mitgebrachte Material (selbst von einer im süddeutschen Raum Rundfunk und Fernsehen ausstrahlender (halb-)öffentlichen Institution) weit unter unserem Material anzusetzten, wird aber bei oben genannten "Wissenden" als a.) zu teuer, oder b.) kennen wir nicht, abgelehnt.



    ich selber erkundige mich, wenn ich auswärts arbeite, welches Material vorhanden ist. Wenn dies zufriedenstellend ist, dann nehme ich das vorhanene Material.
    ...wenn nicht, dann bring' ich evtl. Mikros, oder PP, oder Licht mit, um meinen Standard zu halten....



    ...mischenum jeden Preis muß nicht sein, und irgendwann ist man qualitativ (und mit seinem eigenen Namen) so weit, daß man auch das Material vor Ort ablehnen kann.




    sec

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )

  • Ich sehe unseren Job auch eher als den des Problemlösers als den des problemverstärkers.


    Obwohl ich die Sichtweise des ablehnenden Kollegen in vielen Fällen durchaus nachvollziehen kann, da geht es wie mein vorschreiber erwähnt auch um den eigenen ruf, ist manchmal ein klares: "Jungs, heute wird es evtl. Etwas anders als sonst aber ich gebe mein bestes" die bessere Lösung.


    Wichtig ist dabei folgendes: im Vorfeld versuchen Probleme zu erkennen und zu lösen/umgehen, vor Ort schnell eine gangbare Lösung finden und dabei klar die Grenzen kommunizieren.


    Ich respektiere Kollegen die sagen Band XY kann ich nur mit Mischpult Z mischen weil die Band es gewohnt ist bestimmte Features zu haben oder es ein file gibt.
    Ich selbst arbeite etwas anders, und selbst bei kaputt und/oder völlig unzureichend bin ich erst mal dazu da zu retten was zu retten ist.
    Erstaunlicherweise hat mir in solchen Situationen wo nichts stimmte noch nie jemand den Vorwurf gemacht der Sound wäre nicht ok, eher das "Klasse was du heraus geholt hast" kam.
    Dieses Risiko bin ich bereit einzugehen, verstehe aber das es gute Gründe gibt dies nicht zu tun.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Zitat von "secluded"


    ...mischenum jeden Preis muß nicht sein, und irgendwann ist man qualitativ (und mit seinem eigenen Namen) so weit, daß man auch das Material vor Ort ablehnen kann.


    Das ist ja genau das, was ich mit diesem Thread herausfinden will. Wo ist dieser Punkt und wer macht das ernsthaft? Also - wer würde einen Job im Vorfeld ablehnen, weil auf Veranstaltung XY statt L'Acoustics PL-Audio hängt oder weil das Pult statt ner PM5D ne LS9 ist (ausreichende Kanalzahl vorausgesetzt)?


    Viele Grüße,


    Thomas

  • Ich will das mal anders "beleuchten". Wenn die geforderte Technik zum Vertrag gehört, ist die rechtliche Situtation (ich blende mal aus, dass man Formulierungen a' la gleichwertiges Material o.ä. begegnen könnte) klar. Wem es das Wert ist kann sich ja hier rechtlich beraten lassen. Dann hat man das Recht auf seiner Seite und sollte sich nur im Vorfeld über die Kosequenzen Gedanken machen.

  • Ich sage ablehnen kann man nur wenn die Voraussetzungen so weit vom benötigten abweicht das es auf keine erdenkliche Weise möglich ist die Band zu machen ausser du hast nen großen Namen hinter dir der dir dein Wunschkonzert ohne Diskussion ermöglicht. Und ich meine hier auch benötigt und nicht was man gerne gehabt hätte und nun beleidigt ist. Die Qualität ist hier wohl im Faktor gleich zu setzen mit Klang, es ist eine nicht messbare Größe die jeder subjektiv anders sieht.
    Fakt ist, vor Ort, wenn alle angereist sind ist es zu spät. Da heißt es dann die bestmögliche Lösung suchen, Augen zu und durch. In dem Fall würde ich mir sogar anhören ob es mit dem ach so fälschlicherweise gestellten 4Acoustics Hornsystem irgendwie realisierbar ist und ich würde auch auf der Analogkonsole mit ausreichenden Kanälen arbeiten. Ich mache zwar dann ganz deutlich das ich damit nicht glücklich bin und das ich von niemandem gemecker hören mag, aber ich mach den Job so gut es geht.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Natürlich klärt man vorher alles ab und kann für gewöhnlich schon abschätzen ob das alles klappt oder nicht.
    Wirklich sicher bist Du aber nur, wenn Du alles selbst mitbringst.
    Denn: wenn man erst mal angekommen ist, heisst es normalerweise Augen zu und durch.
    So eine Aussage:

    Zitat von "secluded"

    ...mischenum jeden Preis muß nicht sein, und irgendwann ist man qualitativ (und mit seinem eigenen Namen) so weit, daß man auch das Material vor Ort ablehnen kann.


    zeugt allerdings meines Erachtens schon ein wenig von Realitätsverlust. :roll:


    Ich bin jetzt ja nicht so der Hardcore-Tourtechniker.
    Ich betreue aber regelmäßig ne Kapelle mit Welthit im Programm, die gerne mal im ehemaligen Ostblock gebucht wird.
    Da fliegst Du bis Moskau und dann mit nem Inlandsflug noch 2-3h weiter.
    4 Personen Kapelle, Tormanager und Toni.
    Die Instrumente holst Du am Sperrgutschalter ab, wirst vom Veranstalter mit nem Kleinbus zum Hotel geshuttled, von dort in die Venue zum spielen, zurück zum Hotel und dann zurück an den Flughafen.
    Deutsch oder Englisch sprechende Personen im Umkreis von 100km: 1,0 - nämlich Dein Ansprechpartner vom Veranstalter.
    Da willst Du mir allen Ernstes sagen, dass ein noch so toller Tontechniker den Gig cancellen kann, weil auf dem Elektrischen Spielzeug der falsche Name steht???
    Der

    Zitat von "sebastian"

    ...Vertrag..


    ist da dann noch nicht mal das Papier wert, auf dem er steht.
    Die

    Zitat von "sebastian"

    ...rechtliche Situtation...

    ist dann in der Tat klar: entweder Du spielst für die Vorkassenkohle (die Du hoffentlich schon kassiert hast) und fliegst morgen entspannt wieder nach Hause oder Du suchst Dir zuerst jemanden, der Dich versteht, dann ein Transportmittel und ggf ne Unterkunft und wenn Du's so nicht rechtzeitig zum Provinzflughafen schaffst noch nen günstigen Heimflug. :shock:


    Und glaub nicht, dass das bei den Metaltourkollegen, die wochenlang durch Südamerika touren wesentlich anders ist.


    In Deutschland is alles einfach, aber selbst da dürfte die

    Zitat von "sebastian"

    ...rechtliche Situtation..

    eben NICHT klar sein.
    Welchen Maßstab legt wohl ein 60jähriger Richter zur Durchführbarkeit eines Rockkonzertes an?
    Sicher nicht die Farbe der Lautsprecher!
    Und mir is da echt keine Kapelle bekannt, die nur weil der Tontechniker meint, man könne mit dem Material nicht spielen, bereit wäre auf die Gage zu verzichten und je nach Vertragsausgestaltung (meistens zusammenkopierter, von Hobbyjuristen verfasster Stuss) auch noch für den wirtschaftlichen Schaden des Veranstalters aufzukommen.
    Das wird schon extrem schwierig einen aus Sicherheitsgründen abgesagten Gig vor Gericht ordentlich zu argumentieren, aber wegen einem Lautsprecher oder Mischpulttypenschild, einem defekten Lautsprecher oder einem fehlenden Snare Bottom Mikro???


    Hört auf zu träumen :!:

  • @ thieloliver


    Ich halte Deine Einschätzung bezüglich der Rechtsgültigkeit eines korrekten Vertrags für falsch und manche Zeilen (vielleicht aus magelndem Verständnis für die (EDIT: rechtliche) Thematik) für polemisch.


    Ob ich die Rechtdurchsetzung im überwiegenden Fall empfehlenswert ist, dazu habe ich mich nicht geäußert. Ich würd es pauschal vermutlich nicht empfehlen.

    Einmal editiert, zuletzt von sebastian ()

  • Zitat

    Da fliegst du bis Moskau ...

    Kommt mir alles irgendwie seeehr bekannt vor :D
    Außerdem interessiert dich im Zweifel (je nach dem, wer die Flüge gebucht hat :roll: ) dann eh mehr die Minutenzahl, die du im Hotelbett verbringen darfst, als die Farbe irgendwelcher Lautsprecher.
    Und egal, ob zusammenkopierter Stuss oder Rechtsabteilung von MLK: in kaum einer Branche ist der Satz "man sieht sich immer mindestens zweimal..." wichtiger als in unserer.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Eigentlich zeugt die Darstellung vom Oliver von einem ziemlich klaren Realitätsbezug....


    Das Nicht-Durchführen von Gigs habe ich wegen nicht den Markenwünschen der Band entsprechenden Materials noch nie erlebt. Wohl aber verzögerte Shows auf Grund von vööööllig undimensioniertem bzw. sogar defektem Material, was aber irgendwie dann doch immer noch von irgendwoher kurzfristig beschafft werden konnte.


    Ich selbst habe bislang nur ein einziges Mal meine Hofkapelle nicht auf die Bühne gelassen. Das war, als ein 8x6 Satteldach mit Bühnenpodestbeinchen statt Kettenzügen vorm Runterkommen bewahrt wurde. Das sind aber Sicherheitsaspekte, die wohl eine weitaus intensivere Betrachtung erfordern, als Equipmentangelegenheiten.


    Nach circa 700 Gigs mit jener Kapelle ist hauptsächlich die Erkenntnis gereift, dass wirklich erst in der Topliga so Fragestellungen wie Ablehung der örtlichen Technik im Ansatz in Betracht gezogen werden können. Und selbst dort scheint mir das eher eine untergeordnete Problematik darzustellen. Fakt ist: wer nicht bereit ist, Kompromisse einzugehen, der muss seinen Kram komplett mitbringen. Die Nichtdurchführung eines Gigs bedeutet am Ende des Tages einen ungeheuren Haufen Stress und Imageschaden. Weitaus mehr als ein Konzert mit nicht optimalem Ton verursacht hätte... Und das kann sich einfach keine normale Kapelle leisten.

    Wenn's nicht rockt isses für'n Arsch...

  • @ Sebastian
    Fatalistisch - ja, aber polemisch? :wink:
    Sei's drum.
    Was ich ausdrücken wollte, ist, dass die meisten Verträge eben NICHT juristisch korrekt sind.
    Was ist denn an dem tausendfach kopierten Satz:
    "... ein für die Location ausreichendes Beschallungssystem - gerne d&b, L Acoustic oder Meyer(kein Selbstbau, Bose oder Zeck)..." vor Gericht durchsetzbar ?
    Oder wörtlich unter dem Punkt in dem die Gagenhöhe festgesetzt wird: "... die Gage beträgt XXX€, bei Erreichen des Breakeven mehr..." - ohne Berechnungsmodalitäten zum Breakeven oder Definition von "mehr"
    Selbst wenn Du Deinen Rider verbindlich zum Vertragsbestandteil machst und ihn dann auch noch eindeutig formuliert hast - spätestens nach dem nicht protokollierten Telefonat des Managements mit dem örtlichen Techniksteller ist das doch alles wieder hinfällig.
    An dem abgesagten Abend fährt die Band jedenfalls definitiv ohne Gage nach Hause.
    Im Besten Fall lässt sich der Veranstalter dann nach abgelehntem Mahnbescheid auf irgendeinen Vergleich ein, bei dem jeder seine Kosten trägt...
    Gott sei Dank sind diese technischen Vollkatastrophen ja auch wirklich die Ausnahme, aber ich als Techniker würde mir NIE den Schuh anziehen und wegen falschem Pult oder PA den Gig absagen.
    Die, die das hier ernsthaft abwägen wollen, sollen das bitte mal versuchen und im Anschluss hier berichten.
    Ich bin gespannt!

  • Man kann sich mit einer Ablehnung vermeintlich unzureichender Technik auch böse in die Nesseln setzen ...
    Daher würde ich nie den äußeren Zustand z.B. einer Selbstbauanlage als Kriterium ansetzen .


    Ich war selbst dabei , als ein Bandmischer sich lautstark geweigert hat mit solchem Material zu arbeiten .
    Die Band wollte aber spielen und so hat der Eigentümer der Anlage gemischt .
    Und das Ergebnis war einwandfrei ...

    Gleichschritt funktioniert mit mir nicht

  • Vor allem steht ja man der Tonmensch in überhaupt gar keinem Vertragsverhältnis mit dem Veranstalter, oder hat er irgendwelche Verträge unterschrieben?


    Insofern kann der Tonmensch der Band vielleicht abraten, weil er mit dem Material x (vom Veranstalter als Vertragspartner A der Band als Vertragspartner B gestellt) nicht dem entspricht, was man für den "Bandsound" braucht und somit auch nicht für ein optimales Ergebnis garantieren kann.


    Dann obliegt es ausschließlich der Band, darauf zu reagieren, denn Tonmensch hat nur einen Vertrag mit der Band, für entsprechende Ergebnisse zu sorgen.


    Mal ganz davon abgesehen, dass er es jahrzehntelang ganz hervorragende Ergebnisse mit analogem Equipment gab und gibt.


    Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, liegts an der Badehose heißt es nicht umsonst...

    Machen Sie das hauptberuflich oder verdient die Frau dazu?

  • Zitat von "schallereignissortierer"

    Vor allem steht ja man der Tonmensch in überhaupt gar keinem Vertragsverhältnis mit dem Veranstalter, oder hat er irgendwelche Verträge unterschrieben?


    Insofern kann der Tonmensch der Band vielleicht abraten, weil er mit dem Material x (vom Veranstalter als Vertragspartner A der Band als Vertragspartner B gestellt) nicht dem entspricht, was man für den "Bandsound" braucht und somit auch nicht für ein optimales Ergebnis garantieren kann.
    ...


    Genau so sieht es aus, wir als DIENSTLEISTER sind für die Bedienung von Technik da und wir sind im ganzen Produktionsumfang nur ein austauschbarer Posten auf der teuren Ausgabenliste und der Posten ist individuell ersetzbar. Fast jeder Veranstalter wird ehr einen nörgelnden Techniker heim schicken als dass ein Konzert abgesagt wird nur weil es dem "Regelnörgler" irgendwas nicht passt. Die Technik war eh zu teuer und da soll der Typ einfach seinen Job machen und nicht für noch mehr Stress in der "überteuerten und unrentablen Verlustproduktion" sorgen.


    Natürlich gibt es irgendwann ein Punkt wo es technisch undurchführbar wird aber dies sollte dann im Vorfeld erkennbar sein (übertrieben z. B. das Orchester und die Band werden mit einem Kabelmikro an einem DJ-Mixer von McCrypt abgenommen oder die 1.000er Halle soll mit 2 Raveland-Boxen beschallt werden).


    Am Ende ist es unser Job als Dienstleister (auch für evtl. Folgeaufträge) das Konzert zu mischen mit dem was da ist und daraus das beste raus holen, auch wenn es mal hektisch und unschön wird. Ich behaupte mal jeder hier kennt diese Baustellen und hat die doch hin bekommen aber auch ruhig und sachlich argumentiert, warum es so nicht geht und die Durchführung eine Ausnahme sein sollte. Bei mir persönlich (nur als FOH-Techniker zum abmischen gebucht) letzte der solchen Baustellen war eine Band (1x Klavier, Schlagzeug, Bass, 2x Keyboard, Gitarre, 3x Vocal) und DJ auf einem Yamaha MG20XU ohne Siderack und ohne Stereokanäle (Mangels Umstecker auf Klinke also gab es nur 12 XLR Eingang) neben der Bühne weil der örtliche das 24-Kanal Pult nicht da hatte. Aber dennoch waren alle zufrieden am Ende und nur darauf kommt es an (auch der Quotennörgler, der über Analogmischpulte lästern musste bei mir).


    Auch auf der anderen Seite kann sich der Markt entsprechend regulieren, wir sind alle hier um uns auszutauschen und dabei werden die schwarzen Schafe von "Murksveranstaltern" erkennbar. Wenn der kein Personal mehr bekommt weil keiner mit diesen Umständen arbeiten kann/will, wird es für ihn kritisch, noch seine Lebensgrundlage, Konzerte durchführen, aus Personalmangel überhaupt machen zu können. Das Problem wird ja nicht nur bei der Technik bleiben sondern sich durch die meisten anderen Gewerke mit durchziehen. Es steht jeden Tag ein Dummer auf aber das ist ein anderes Thema.

  • Da ja die Frage war, ob tatsächlich schon mal wegen widriger (Ton-)technikumstände abgesagt wurde: jawoll. Hier! :D Ist allerdings schon eine Weile her...


    Szenario: Europatour einer gerade schwer angesagten deutschen Szenekapelle der etwas härteren Gangart, Mitte/ Ende der 80er. Damals fuhr man mit so was auch nach England rüber noch mit Sattelschlepper und Vollproduktion. Gig in London, 'Electric Ballroom', ausverkauft. 'DB- Limit' – nicht wg. Arbeitsschutz o. ä. (hat damals niemanden interessiert), sondern weil sich im selben Häuserblock auch Büros, Läden und Wohnungen befinden. Tour- PA: EV MT-4 :lol:.
    Die Hausregeln sind simpel, aber strikt: Diskussionen sinnlos; der Schütz an dem die Tonanlage hängt schaltet bei mehrmaligem Überschreiten einer bestimmten Lautstärke einfach ab. Nachmittags Soundcheck: der Drummer schafft das mit seiner Snare übers Drumfill auch ohne PA, wenn er will. Und er will! Fortan erst recht.
    Kurze Beratung zwischen Band, Management und (damals noch reichlich unerfahrenem :oops: ) Tonler. Ergebnis: Selbstüberschätzung? Was ist das? Wir werden eh alle Rockstars. Canceln!


    Der Veranstalter begreift irgendwann, dass wir das ernst meinen, ist wenig amused, und beginnt die (bereits sauber und diszipliniert in Zweierreihe um den Block Schlange stehenden) Fans nach Hause zu schicken. Was deren Diszipliniertheit erkennbar deutlich beeinträchtigt. Auch sonst hat die Sache Folgen, und es wird schlagartig ungemütlich. Als erstes für die Crew: die 8 breitschultrigen englischen Profihands sind in Nullkommanix verschwunden, mit ihnen sämtliche örtlichen Ladehilfsmittel (wer schon mal mit MT4, 80er Jahre Ampracks, Genieliften usw. in englischen Clubs über Stiegen und Treppen unterwegs war ahnt, was das bedeutet). Ebenso natürlich Catering (gab's damals in England zumindest bei 'ausverkauft' tatsächlich noch!), Dressingroomschlüssel, Secus, Absperrungen, usw. usw.
    Und ob sich wenigstens die Band damit einen Gefallen getan hat, den wichtigsten Gig der ganzen Europatour (England! London! Internationale Musikpresse! Plattenfirmenchefs nebst Promotross!) mal eben aus 'produktionstechnischen Gründen' (sprich: Eitelkeit und Übermut) abzusagen? Man wird es wohl nie erfahren.


    Seither geht es jedenfalls immer irgendwie.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."