Das Angebots-Karussel und warum Bandrider darin keine Rolle spielen.

  • in meiner aktiven reisezeit mit künstlern quer durch die republik habe ich viel licht - und viel schatten gesehen.

    mal war es gar kein problem, die angeforderten gerätschaften zu stellen - und manchmal dachte man, es ist der reine weltuntergang. einmal wurde mir sogar (brüllend!) vorgeworfen: "ja, seid ihr die rolling stones??"... unfassbar.

    am meisten spaß gemacht haben dabei - übrigens für alle gleichermaßen - die jobs, wo es eine nette und freundliche mannschaft vor ort gab, die mit gepflegtem material und guter sachkennnis arbeiteten.

    denn wie sagt man so treffend: wie man in den wald reinruft, so schallt es zurück


    nun bin ich auf der anderen seite und kann die kollegen betreuen, die mit ihren künstlern auf tour sind.
    und weil ich aus eigener erfarhung weiß, dass ein gutes arbeitsklima letztendlich viel stress von allen beteiligten nehmen kann, versuche ich stets freundlich zu sein und den jungs und mädels ein gutes arbeitsumfeld zu gewährleisten.

    das ist ein entscheidender (und leider oft unterschätzter) teil für ein gelungenes konzert.


    das thema "was wird gefordert und warum" und die verschiedenen sichtweisen von veranstalter, künstler, bandtechniker und beschaller ist eine never ending story!

    entscheidend dabei sind aber eigentlich nur zwei akteure: der veranstalter und der/die künstler.

    nur sie haben zu entscheiden, welche lösung es am ende werden soll. und so bitter es klingen mag: vor allem der beschaller hat darauf am wenigsten einfluss. denn er ist reiner dienstleister.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

    2 Mal editiert, zuletzt von wora ()

  • Hmmm.....
    Reiner Dienstleister ok, dann sollte man aber auch wie einer behandelt werden:
    Entweder alle nötigen Infos vor der Erstellung des Angebotes / Auftrages oder die Möglichkeit der Nachberechnung von Extrawünschen / Längeren Arbeitszeiten / Fehlenden Helfern.
    Meist läuft es ja (auf meinem 'Level') so, dass die Agentur erstmal einen Preis wissen will ohne konkrete Anforderungen zu nennen (oder nennen zu können, weil man noch in der Planungsphase ist und gerade abklärt, ob es finanziell Sinn macht). Die Zahl die man dann nennt, die steht dann plötzlich felsenfest :(

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Hmmm.....
    Reiner Dienstleister ok, dann sollte man aber auch wie einer behandelt werden:
    Entweder alle nötigen Infos vor der Erstellung des Angebotes / Auftrages oder die Möglichkeit der Nachberechnung von Extrawünschen / Längeren Arbeitszeiten / Fehlenden Helfern.
    Meist läuft es ja (auf meinem 'Level') so, dass die Agentur erstmal einen Preis wissen will ohne konkrete Anforderungen zu nennen (oder nennen zu können, weil man noch in der Planungsphase ist und gerade abklärt, ob es finanziell Sinn macht). Die Zahl die man dann nennt, die steht dann plötzlich felsenfest :(

    Das ist aber aus meiner Erfahrung so gut wie nie das Problem der Band, sondern der Kommunikation zwischen Veranstalter und Booker. Die machen leider ganz oft deals, ohne dass sich der Veranstalter über tatsächliche Kosten vorher informiert. 🤷‍♂️ (Natürlich vorausgesetzt, die Booker haben die aktuellen Anforderungen)

  • Das Leben könnte ohne Dummheit, Narzissmus, Gier so schön sein …auf jeden Fall tragen VT-Firmen (wir!) unser Teil dazu bei:

    In einer 'besseren Welt' fragt die VT-Firma, die das xy Festival ausstatten soll, mindestens nach dem Rider des Topacts und macht dann ein seriöses Angebot passend zum tatsächlichen Aufwand …


    In unserer realen Welt basiert diese „Angebotsphase“ auf gegenseitiger Verarsche:


    Veranstalter … möchte sich am liebsten einen fiktiven aber gedeckelten Betrag ausdenken, der zu seinen finanziellen Möglichkeiten aber nicht zu seinen Luftschlössern passt … da ist man gerne beliebig schizophren ….

    VT-Firma … macht es so wie ein bereits verstorbener schlichtdenkender Bühnenbauer zu sagen pflegte „Erschtmal Auftrag“ (…und dann Mehraufwand nachberechnen).


    Beides hat mit realer Kalkulation gar nichts zu tun sondern nur damit, dass jeder der zwei sich für den Schlaueren hält.

  • ich kann mich in alle teilnehmer reinversetzen:

    der veranstalter möchte zunächst natürlich einen fixen preis wissen, damit er kalkulieren kann. schliesslich trägt er in der regel das größte finanzielle risiko.

    der oder die künster wollen auftreten und dabei mit einem gutem gehalt nach hause gehen und einen möglichst guten eindruck hinterlassen, damit es auch folgejobs gibt.

    der bandtechniker muss es so umsetzen, das die künstler beim publikum möglichst gut rüberkommen, außerdem muss er den künstlern ein möglichst optimales arbeitsumfeld schaffen.

    der verleiher möchte möglichst mit dem material arbeiten, das er in seinem lager hat, um zusätzliche kosten zu vermeiden.


    die schnittmengen aus dieser gesamtkonstellation sind erwartungsgemäß schwierig auszuhandeln. und meine erfahrung sagt: am ende bleiben alle möglichen nuancen zwischen "super job" und "sowas braucht kein mensch".


    und meine ganz persönliche erfahrung als bandtechniker ist: je lauter und vehementer ein verleiher im vorfeld die gerätewünsche im rider ablehnt, desto schlechter ist dann meist auch das gestellte personal vor ort.

    isso.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • der veranstalter möchte zunächst natürlich einen fixen preis wissen, damit er kalkulieren kann. schliesslich trägt er in der regel das größte finanzielle risiko.

    Die meisten Veranstalter möchten keinen 'fixen Preis wissen' sondern ihn bestimmen. Da ist ein feiner Unterschied. :)

  • Vielleicht bin ich einfach nur in der glücklichen Lage, die 'richtigen' Kunden zu haben, die wissen, was sie tun.


    Deshalb mal ganz offen & ehrlich in die Runde gefragt:

    Wie viel Unterschied macht denn der Headliner-Rider bei euch so aus? Ne Bühne braucht es eh, die PA wird über andere Faktoren dimensioniert und eine Pultänderung/ein paar mehr/andere Mikros machen bei mir i.d.R. nur einen geringen Anteil der gesamten Produktionskosten aus.

    Natürlich ist es ein Unterschied, ob Hinterhofverleiher oder große Media-Butze das machen. Aber am Rider kanns nicht liegen...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Wie viel Unterschied macht denn der Headliner-Rider bei euch so aus? Ne Bühne braucht es eh, die PA wird über andere Faktoren dimensioniert und eine Pultänderung/ein paar mehr/andere Mikros machen bei mir i.d.R. nur einen geringen Anteil der gesamten Produktionskosten aus.

    Natürlich ist es ein Unterschied, ob Hinterhofverleiher oder große Media-Butze das machen. Aber am Rider kanns nicht liegen...

    Viel, zumindest in meiner VA Welt. Aber, nicht im Ton Bereich. Der Headliner-Rider bestimmt zum großen Teil das Licht/Video Setup.

  • Die meisten Veranstalter möchten keinen 'fixen Preis wissen' sondern ihn bestimmen. Da ist ein feiner Unterschied. :)

    ok, da hab ich eben andere kunden.

    bei mir läuft immer erstmal die frage auf: "was würde das denn kosten?"


    wenn mir ein veranstalter einen festen betrag nennen würde, dann würde ich erstmal entscheiden, ob ich den job überhaupt lukrativ genug finde - oder ich plane das material einfach entsprechend der genannten summe. leider ist es bei mir aber immer anders herum - und dann kommen in aller regel zwei verschiedene reaktionen:

    - entweder sagt er: "oh, das ist aber viel" - und dann weiß ich, dass er den job an jemand anderen vergeben wird

    - oder er sagt sofort:" alles klar, so machen wir das" - dann weiß ich, dass da noch ein bisschen mehr gegangen wäre ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • oder er sagt sofort:" alles klar, so machen wir das" - dann weiß ich, dass da noch ein bisschen mehr gegangen wäre ;)

    Das ist doch eigentlich der Idealfall. Wenn du einen Preis nennst für den du den Job mit adäquatem Material machen kannst und noch so viel daran verdienst wie du verdienen musst und dieser Preis zum Budget des Kunden passt sind zum Schluss alle zufrieden und arbeiten gerne wieder zusammen.


    Sobald eine der beiden Parteien versucht das Maximum heraus zu holen geht das gute Verhältnis früher oder später den Bach runter.

    Wer nicht will, der hat schon.

  • ja, das kann man so sehen.

    in aller regel sind meine kunden mit meinem preis/leistungsverhältnis durchaus zufrieden.

    aber ich habe schon recht oft auch absagen bekommen. dazu muss ich dann halt stehen, denn umsonst werde ich meine lebenszeit sicher nicht anbieten.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Das verstehe ich, muss man sich aber auch leisten können bzw. an anderen Stellen wieder reinholen. Langfristig ist es in der Regel die bessere Strategie, wenn man nur Jobs annimmt, die man auch gut machen kann. Aber wenn die nächste Mietzahlung fürs Lager, die Leasing-Rate für den Sprinter und die Zahlung von Löhnen und Gehältern ansteht, nimmt man vielleicht doch mal etwas an, wo man weiß, dass es für das Budget eigentlich nicht geht.

    +1 Wora

    was ich nie machen würde- nur wegen zu kleinem Budget eine unterdimensionierte PA aufbauen.

    das ist für alle Beteiligten totaler Mist.

    Dann lass ich es.

  • Das verstehe ich, muss man sich aber auch leisten können bzw. an anderen Stellen wieder reinholen. Langfristig ist es in der Regel die bessere Strategie, wenn man nur Jobs annimmt, die man auch gut machen kann. Aber wenn die nächste Mietzahlung fürs Lager, die Leasing-Rate für den Sprinter und die Zahlung von Löhnen und Gehältern ansteht, nimmt man vielleicht doch mal etwas an, wo man weiß, dass es für das Budget eigentlich nicht geht.

    Wer wegen laufenden Kosten sich genötigt fühlt schlecht bezahlte Jobs anzunehmen macht definitiv was falsch!

    Entweder die laufenden Kosten sind zu hoch oder die Angebots Kalkulation passt nicht.

  • Ich mußte zum Glück nur selten Angebote schreiben. Mir ist dieses ganze Verkaufsgeschichte nichts, schon allein für mich allein Preise zu finden ist schwierig.

    Nichts desto trotz bin ich schon eine Weile dabei und habe viele Festivals betreut in diversen Funktionen und hunderte Rider gelesen.


    Was ich am häufigsten sehe sind „Grundpaket Festival“: PA, 2 Pulte, Infrastruktur für Gastpulte, Linesystem, Mikro/Stativ Satz für 2 Bands. Grundausrüstung Wedges und IEM. Je nach Festival natürlich, das DJ lastige Fest wird 2 paar DJ Fill haben, das Reggaefest 14 statt 10 Wedges, Hiphop hat mehr Handsender in der Grundausstattung etc. und man kennt ja seine Pappenheimer. So Festivals werden ja gerne jahrelang an dieselbe Fa vergeben, und selbst wenn die Verleihbude wechselt bleibt die Hälfte des ausführenden Personals dabei 🤷🏽‍♀️


    Alles was über die Grundausstattung hinausgeht wird dann als Zusätze verkauft. Band X möchte eine exclusive SD5 am FOH? Ok. Aber das muß bezahlt werden. Ihr eigenes 12 Kanal IEM Rack? Genauso.


    Ps ich würde auch niemandem empfehlen Jobs zu machen bei denen das Budget zu klein ist für den Gig. Nicht nur wegen unangenehmer Kompromisse, sondern weil die Wahrscheinlichkeit von Backstage Klos, Catering und vernünftiger Security ebenso in Frage ist. Ich war mal auf nem Fest wo Secu und Ersthelfer keine Funkverbindung hatten. WTF?! Das war genau die Nummer von shit Budget für Sound … Da war noch einiges anderes im Argen.

  • +1 Wora

    was ich nie machen würde- nur wegen zu kleinem Budget eine unterdimensionierte PA aufbauen.

    das ist für alle Beteiligten totaler Mist.

    Dann lass ich es.

    das ist mir tatsächlich schonmal passiert.

    allerdings war da der bandleader dazwischengeschaltet. ich hatte ihm für ein genanntes budget eine anlage angeboten, die er dann angenommen hatte und meinte, die wäre ja völlig ausreichend.

    vor ort stellte sich dann heraus, dass die zu beschallende fläche (stadtfest, open air) doch erheblich größer war, als mir von der band gesagt wurde. um den ganzen bereich druckvoll zu beschallen reichte die mitgebrachte anlage aber nicht aus. ich habe mich auch geweigert, die PA bis zur kotzgrenze auszufahren. ich hab schon gas gegeben, aber eben im rahmen des möglichen.

    der veranstalter war dann erstmal sauer auf mich. aber ich konnte ja nichts dafür und habe ihn dann an die band verwiesen.

    das war tatsächlich eine unschöne situation für alle.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • allerdings war da der bandleader dazwischengeschaltet

    Sensationell! Hatte ich auch schon mal. Bandleader mit drei "Projekten": dreiköpfige Dinnercombo, fünfköpfige Partyband, zwölfköpfiges Orchester.

    Es ging immer nur ums Budget und dann standen wir im Rheinsaal der Kölnmesse und eben nicht in der Cocktailbar derselben - und es spielt die Bigband und nicht die Dinnercombo... "Hatte ich das nicht gesagt?" "Nein, hast du nicht!" "Kriegste aber hin, oder? Die Leute haben Lust zu tanzen!"

    Kein Applaus für Scheiße!