Digitalpult-Verwaltung im Festivalbetrieb

  • Zitat von "Audiowerk"

    Ich weiß nicht recht. Ich sehe genau da auch eine Gefahr drin. Das gab's schon auf den analogen Tischen ("wir lassen alles nach'm Gig so, wie es jetzt steht, übermorgen müssen wir ja wieder ran, dann brauchen wir's Zeug bloß noch hinzustellen und es spielt"). Je mehr man dann über die Wochen, Monate, vielleicht Jahre dran dreht, desto kruder wird die Sache. Automatisch anzunehmen, das müsse immer besser werden, hielte ich für gefährlich. Wenn der Koch stundenlang vor der Suppe steht und abschmeckt, ein Gewürz nach dem nächsten hernimmt und immer weiter "verfeinert", muss das am Ende nicht auch automatisch einen Gaumenschmaus abgeben.


    Da sehe ich für mich keinerlei Gefahr, da es genügend andere Gründe gibt, das setting überarbeiten oder neu machen zu müssen. Das muß ich dann aber nicht fünf Minuten vor dem gig haben :wink:

  • Zitat von "Audiowerk"

    Ich weiß nicht recht. Ich sehe genau da auch eine Gefahr drin. Das gab's schon auf den analogen Tischen ("wir lassen alles nach'm Gig so, wie es jetzt steht, übermorgen müssen wir ja wieder ran, dann brauchen wir's Zeug bloß noch hinzustellen und es spielt"). :)


    Das ist nur begrenzt richtig. Was passiert den wenn das Festival am Tag vorher ne komische Situation war. Dann ist in Analog die Startposition auch erstmal wieder komisch. Das Argument gilt nicht.
    Man sollte schon verschiedene Settings fuer verschiedene Situationen aufheben. Das geht mit dem USB Stick besser als mit einem Stück Papier.


    Gastfiles ist auf jeden Fall ein Muss und sollte eigentlich Vertragsbestandteil sein. Am besten ist das natürlich mit Pulten zu lösen fuer die es Offline Editoren gibt. So machen wir das immer hier. Kollege bringt den File mit ( oder besser emailed ihn vorher ) ich gucke drüber und passe das Patch an und lade den File rein. Fertig.
    Die Festivalpatchliste in dem Sinne haben wir abgeschafft und wir patchen jeden Eins zu Eins durch.
    Jeder wie er gerne möchte.


    Als Bandmischer kann ich nur sagen das in dem Falle der Showfile Verweigerung sofort Krieg ist. Da gehe ich direkt und ohne Umweg zum Chef. Da gibt es keinen Kompromiss.

    Practice, Practice, Practice

  • Zitat von "gert"

    Was passiert den wenn das Festival am Tag vorher ne komische Situation war. Dann ist in Analog die Startposition auch erstmal wieder komisch.


    Ja... aber genau das meine ich doch! Man kann - meiner bescheidenen Meinung nach - keine einzige Beschallungssituation 1:1 wiederholen und übertragen, selbst mit gleichem Pult, gleicher Mikrofonie, gleichem Holz nicht. Neuer Gig heißt neuer Mix, der sich nach den unzähligen Parametern der ihn umgebenden Realität richten muss. Und da setze ich lieber wieder von vorn an. So allgemeiner Klingklang wie "dreh dem 58 erst mal ein bisschen Bass weg, und bei den meisten parametrischen Mittenbändern analoger Tische ist die Stellung 12h oder knapp daneben des Eckfrequenzpotis in der Regel zufälligerweise genau die Ätzfrequenz, die 3dB weg muss" oder "gute Snare am Set heißt: 200Hz +3dB, dann macht sie richtig Freude und hat Eier" meine ich gar nicht, das haben wir doch alle als Handwerkszeug drauf. Nun sei auch dabeigesagt, dass ihr andere Jobs in anderen Ligen spielt. Da könnte ich mir auch nicht vorstellen, an ein Pult zu kommen und ich darf mein Setup nicht einladen. Nachdem ich von der tendentiell friedlichen Fraktion bin, würde ich deswegen kein Fass aufmachen, schon um des lieben Friedens willen... aber unter professionellen Ansprüchen sollte man schon erwarten dürfen, dass das Material nach freier Vorliebe und ohne Rechtfertigung konfiguriert werden darf.

  • Auch dsa sehe ich nicht so.


    Mit einem File bin ich im Ernstfall selbst mit wenig zeit zumindestr zu 90 % dort, wo ich hinwill.
    Das schaffe ich analog nicht.


    Auch mit einem Neuanfang nicht.
    Aber ich kann mir eben verschiedene Grundfiles für verschiedene Situationen herrichten.


    Gerade am Monitor bin ich viel schneller viel weiter, als ich das analog oder von Null anfangen sein kann.


    Wir ahben auf unseren Bühnen auch den Festivalpatsch abgeschafft, wenn wer digital mit file kommt.


    Dann gibt es 1 zu 1 und gut ist.
    Festivalpatsch wird seltener.....

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  • Wir haben ja durch Rocklines Beispiel von den konkreten Pulten nur über die kleineren Yamaha-Konsolen gesprochen. Obwohl ich es persönlich auch da ablehnen werde, auf irgend jemandens Setting weiterzuarbeiten, ist es da zumindest spaßfrei und im Notfall möglich, da die Architektur relativ fix ist.


    Wo es diskusionslos überhaupt nicht anders geht, als als die komplette session neu aufzuspielen, ist bei einer Konsole mit sehr offener Architektur wie beispielsweise Digico SD8. Ich denke, dass da selbst ein routinierter User keinen Spaß daran hat, aus dem setting eines anderen Nutzers heraus sich wärend des Gigs alles zusammenzusuchen, was er so braucht. Dort ist das keine Frage des Willens mehr, sondern schlicht unmöglich. Da ist der Aufwand fürs patching + reset mit Abstand die schnellste und zielführendste Variante.

  • Man würde ja auch viele Vorteile eines Digitalpultes verlieren, wenn man es nicht mit Files nutzt

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  • Mein Senf zu dieser Problematik ('Dauerbrenner' ist schon das richtige Wort):
    Wie sich auch schon an den Beiträgen verschiedener Kollegen zeigt – es wird auch weiterhin so viele verschiedene Vorgehensweisen geben wie es verschiedene Digitalpulte und verschiedene Festivalsituationen gibt.
    Festival ist ja heute irgendwie alles; von RaR bis zum Betriebsfest mit Partykapelle und Stargast im Bierzelt auf dem Firmenparkplatz. Und die wenigsten unter den hier lesenden und schreibenden Tonkollegen werden ausschließlich in der Größenordnung ‚internationale Agentur, Major Event, Major Production Company, internationaler Topact, Bühnengröße ab 400 Quadratmeter aufwärts‘ tätig sein.


    Persönlich bin ich in den letzten Jahren sehr viel als bandbegleitender Tourtonmann unterwegs; mit Acts, die in Abhängigkeit von Szene und Land in sehr unterschiedlichen Größenordnungen spielen. Heute Coheadliner vor 30.000, morgen 'unter ferner liefen' im Tagesprogramm auf irgendeiner Nebenbühne, übermorgen Füllergig im rechteckigen schwarzen 10x 15m – Betonloch. Zwischendrin noch ein besseres Stadtfest im osteuropäischen Schwarzmeerbadeort, für den sich im Voraus überhaupt gar nichts verbindlich klären lässt. Und ganz am Ende Top Act auf dem kleineren Alternative – Festival mit voraussehbaren Technik – und Budgetproblemen („da müsst Ihr durch, die Gage ist dafür ganz okay“).
    Nehmen wir mal an es gäbe bei allen fünf Gigs tatsächlich das gleiche Pult, sowohl in den Vorabinformationen als auch in echt auf der Baustelle am Tag des Geschehens; meinetwegen M7 als kleinsten gemeinsamen Nenner. Und ich hätte ein schönes, erprobtes File dafür. Sogar am Mann und nicht im zur Zeit noch überfälligen Fluggepäck/ im Nightliner, der grad' mal eben in die Werkstatt musste/ im Dressingroomcontainer, dessen Schlüssel der Musiker leider aus Versehen mit zum Dayroom genommen hat.


    Topact Alternativfestival (am besten gar noch mit mittäglichem Soundcheck kurz vor Doors Open)?
    Die Sache ist klar. Mein File ist Gesetz. Das Patching muss der Örtliche hin kriegen, egal wie; und heute Nacht genau so noch mal. Auch wenn für 'Umpatchen' eigentlich gar kein Personal vorgesehen war...
    Stadtfest Ost?
    Das Leben ist schön und das Wetter auch, die Bühne ordentlich und mit Strandblick, die Leute freundlich, das Catering etwas seltsam, aber üppig. Klasse. Aber ach, ein Wermutstropfen: „Monitorpult hatten wir hier noch nie"... ? Ja, und nu? Also hoffen dass zumindest das Patching klappt. File rein, und gleich wieder zur Hälfte canceln. Der Drummer hasst Noise Gates. Die Sache mit den Gesangskompressoren wird so auf der Bühne nichts werden. Schnell noch einen Extrakanal für Monitor Lead Vocals gebastelt. Die Intro – und Effektreturns zum Monitorpult werden nicht gebraucht. Dafür mal eben 7 Wege von vorne; auf Handzeichen der Backliner (Intercom gibt’s auch nicht, wofür auch, ohne Monitorplatz) beim Blitzlinecheck mehr schlecht als recht hingedreht. Später, während der Show, wird der Backliner dann lernen wie weit der Weg durch eine drängelnde Menschenmasse von der Bühne zum FOH und zurück sein kann. Aber wenigstens stimmt die Kanalbeschriftung auf dem Bildschirm schon mal.
    Füllergig im Betonloch?
    Wider Erwarten pünktlich vor Ort, ordentliche Technik, der Örtliche hat sogar ein Monitorpult nebst Bediener zugemietet. Also File rein und los? Im Prinzip schon; aber danach erst mal zurück auf Start. All das, was ich mir während der letzten Open Airs sorgfältig und liebevoll zurechtgebastelt habe wird hier drin so ganz gewiss nicht funktionieren. Kompressoren kann ich in der Höllenakustik weitgehend vergessen, Effekte sowieso. Dafür Lowcuts auf Anschlag und Hardcoregating. Snare, Becken und Bass kommen von der Bühne, und zwar reichlich; weg damit. Was die Vorgruppen des 'Minifestivals' mit meinem File anstellen ist mir völlig schnuppe; nachher mit (hoffentlich!) proppevollem Saal muss eh alles neu.
    Tagesprogramm Nebenbühne?
    Die Changeoverzeit vergeht für Gewusel auf der viel zu kleinen Spielfläche; mangels personeller Ausstattung so früh am Morgen wuselt der Frontplatzbetreuer dort mit. Eigenes File rein? Nix da; die letzte Band klang doch ganz ordentlich :roll:. Spielzeit 35 Minuten; die Songs mit den Spezialeffekten sind sowieso gestrichen. Die Backline ist nicht die gewohnte, sondern irgendwas örtliches. 5 Sekunden Linecheck pro Kanal vom bestehenden Festivalsetup aus, und los geht's; ab dem zweiten Song klingt’s anständig. Ist ja auch gleich schon wieder vorbei.
    Coheadliner im R&R – Paradies?
    Super. Ich lade, Ihr patcht und baut um, und ab dafür. Leider gibt’s noch ein kleines Problem: der topwichtige Mischer des Hauptacts BESTEHT darauf, dass auf sein Pult kein fremdes Setup geladen wird. Kann er auch, denn es ist seines; er hat es gelockt und ist zum Essen im Nobelhotel verschwunden; die Produktionsfirma der Hauptband führt praktischerweise gleich das ganze Festival durch. Alternativ gibt’s noch das Vorgruppen - LS9 ganz hinten im FOH – Zelt, ist aber leider schon abgekabelt.
    Krieg? Eigentlich schon; mal sehen, wie war das bei diesem Teil noch mal genau mit dem Factory Reset? Hmm. Und wenn’s doch nicht so war? Okay, mit Blick auf die verfügbaren Truppenstärken wird’s diesmal ausnahmsweise doch kein Krieg, sondern das Hauptactsetup. Schöne Gelegenheit mal zu schauen, mit welchen kleinen Geheimnissen die Konkurrenz so arbeitet :twisted: .


    Es bleibt schwierig, und Flexibilität ist Trumpf; Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen und Begebenheiten rein zufällig. Im wirklichen Leben ist es natürlich nicht ganz so einfach wie beschrieben. Denn da stehen dann an 5 Tagen 5 unterschiedliche Digitalpulte.


    Preisfrage zum Schluss: Wer hat für alle seine festen und Gelegenheitsbands für wie viele Pulte wirklich gut ausgearbeitete Showfiles?
    Ich lege mal vor:
    M7 – klar.
    PM5D – ja. Okay, nicht für alle...
    LS9 – hm, na ja.
    Das D5 vor ein paar Wochen wollte meinen USB – Stick nicht.
    Und aus :oops: .
    Halt, da war ja noch diese SD8 Session. Obwohl – an dem Tag war ich SO schlecht; da fange ich wenn es irgend geht beim nächsten Mal doch lieber noch mal von vorne an.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Dem letzten beitrag bleibt nichts hinzu zufügen. Die zeiten als yamaha noch der übergreifende standard war ist wohl um und files dann nur mit pult..

  • Nö, ich weiß aus der Praxis, das am Monitor doch Großteils PM5D RH und man staune, selbst bei Großen Gigs auch das M7CL gefordert wird.


    natürlich hat BillBo Recht.
    bei so einem Fall wie seinem konkret angebrachten wird das auch so bleiben.


    Ich kenne aber auch genug Bands, die von Festival zu Festival ziehen, oder Einzelshows in größeren Ordnungen haben, da funktioniert genau das wunderbar.
    Wenn dann natürlich mal ein Gig aus der Reihe fällt, dann ist das Anders.


    Ich kenn das Problem eher von der Seite Festivalbetreuer.
    Und für mich ist es der Job, dem ankommenden techniker seine Wünsche möglich zu machen.
    Bei mir braucht jemand, der mit eigenem File kommt, nicht zu meinem Chef laufen, weil ich es als meinen Job sehe, die Wünsche der Fremdtechniker ( sofern diese in einem ausgemachten Rahmen bleiben, weil vom Veranstalter bezahlt) möglich zu machen und denen eine gute Zeit zu geben.
    Das dankt mir meine Firma und auch der Veranstalter , wenn alles zur Zufriedenheit abläuft.
    Wir sind ja Dienstleister und den Auftrag bekommt man neben den kaufmännischen Verhandlungen auch nur wieder, wenn alle zufrieden waren.


    BillBo hat ein gutes Beispiel gebracht.
    Aber wenn er auf einem Festival in immer wiederkehrenden Größenordnungen aufschlägt, dann ist er wohl auch froh, wenn er sein File reinladen kann, seine ( Beispiel ) 6 Stereo In Ear Wege und die Sidefills, Drumfill, restlichen Monitore schon zu 90 % fertig hat und sich auf andere Dinge konzentrieren kann.
    billbo : korrigiere mich, wenn ich da falsch liege 8)


    Richtig angewendet kann das durchaus sehr angenehm sein.

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


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  • Zitat von "klauston"

    Richtig angewendet kann das durchaus sehr angenehm sein.


    Und genau das ist doch der springende Punkt... Man muss es richtig anwenden können. Vorausgesetzt, dass das Setup des Gast-Techs gepflegt und ordentlich ist (manchmal brauchts doch so einige Telefonate um gewisse Details nachvollziehen zu können: "oh, mix xy, ja das ist irgend so ein überbleibsel... kannste rausnehmen" ) wird es bei einer professionell betreuten VA keine Probleme geben. Wir sind ja nun an einem Stand der Entwicklung wo es möglich ist, sich das Mischerleben derart zu vereinfachen, als dass man sich sein Arbeitsmittel, das Mischpult, jederzeit und überall reproduzierbar einrichten kann. Das spart Zeit und ermöglicht es, sich auf den Mix zu konzentrieren anstatt im 40He Outboard während der ersten 5 Songs Regler XY zu suchen. Brenzlig wirds erst dann, wenn die lieben Techs vor Ort noch nicht in diesem Zeitalter angekommen sind. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass es meistens deshalb unentspannt wird, weil die lieben Kollegen keinen Durchstieg haben, was ihre M7 eigentlich alles so kann und vor lauter Unwissenheit und Skepsis ob des ominösen Datenträgers, der da angechlossen werden soll, selbigen verweigern.
    Aber selbst dann spiele ich mein File eben selber auf, notfalls update ich die Konsole eben auch noch. Das einzige was ich ändern muss ist der Output-Patch. Und das habe ich in der Console schneller geändert, als dass jemand das Doghouse geöffnet hat :D
    Ansonsten sehe ich es als meine Aufgabe als Betreuer an, vorbereitete Files von Gast-Techs stressfrei in mein Setup zu integrieren... Irgendwo habe ich mir ja auch eigene Arbeitsweisen am jeweiligen Pult zurecht gelegt. Ob das nun UDK's am Yamaha sind oder eine individuelle Faderband auf einer Innovason. Triftige Gründe zu finden, darauf verzichten zu müssen, wird schwer...


    Beste Grüße, Chris

    Wenn's nicht rockt isses für'n Arsch...

  • Audiowerk hat einen punkt angesprochen, dan man nicht übersehen sollte:
    von zeit zu zeit sollte man seine files aber auch überarbeiten und von unnütz gewordenen anpassungen an örtliche begebenheiten befreien. das ist das, was ich unter "gepflegten" files verstehe...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "billbo"

    Und ich hätte ein schönes, erprobtes File dafür. Sogar am Mann und nicht im zur Zeit noch überfälligen Fluggepäck/ im Nightliner, der grad' mal eben in die Werkstatt musste/ im Dressingroomcontainer, dessen Schlüssel der Musiker leider aus Versehen mit zum Dayroom genommen hat.


    Am Rande: Ich habe für die "wichtigen Sachen" (Sourcen meiner Programme, Backup der Buchhaltung...) einen flachen USB-Stick im Geldbeutel stecken.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Zitat

    Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass es meistens deshalb unentspannt wird, weil die lieben Kollegen keinen Durchstieg haben, was ihre M7 eigentlich alles so kann und vor lauter Unwissenheit und Skepsis ob des ominösen Datenträgers, der da angechlossen werden soll, selbigen verweigern.


    ich denke auch, da liegt der hund begraben. bei den leuten mit durchblick ist eh fast alles kein problem.

    ich bin mir sicher - früher war alles besser!

  • Zitat von "monithor"

    ich denke auch, da liegt der hund begraben. bei den leuten mit durchblick ist eh fast alles kein problem.


    dazu kann ich sagen, das ich schon viele jobs auf M7 gemacht habe, bei denen sich schnell herausstellte, das die babysitter deutlich weniger wussten als ich.
    und mein eindruck bei den betreuern des SD8 sind auch sehr durchwachsen...
    in diesen situationen fährt man definitiv besser, wenn man sein eigenes file dabei hat!
    getreu dem motto: "da weiss man, was man hat"

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat

    Am Rande: Ich habe für die "wichtigen Sachen" (Sourcen meiner Programme, Backup der Buchhaltung...) einen flachen USB-Stick im Geldbeutel stecken.

    Tja ja, die Jugend und ihre Technikverliebtheit. :D
    Meine wichtigen Sachen stehen noch im ledergebundenen Terminkalender. Auf so weißem Zeugs, wie hieß das damals gleich noch?
    Einen USB to PCMCIA - Konverter hast Du da aber nicht drin? Dann stünden wir vor dem üblichen Monitor – PM5 im Ernstfall also zunächst mal trotzdem vor dem selben Problem.


    Natürlich liegt’s am Ende immer an den Fähigkeiten des Personals. Deren Wachstum hält nach meiner Beobachtung allerdings leider immer weniger mit den explodierenden Möglichkeiten/ Features/ Finessen moderner digitaler Signalbearbeitungsgeräte Schritt. Hinzu kommt die unselige Tendenz zum Pokern bis auf den allerletzten Drücker, auch im Zusammenhang mit richtig große Baustellen; so, wie das Klauston exemplarisch in einem anderen Thread sehr schön geschildert hat. Und dann kommt‘s schon mal dazu dass sich zwei alte Kollegen vor einem wunderhübschen nigelnagelneuen Digitalspielzeug wiederfinden; der eine als Bandtech, der andere als über Nacht angeheuerter Betreuer. Und beide verbindet außer der rudimentären, eher intuitiven Beherrschung der Grundfunktionen lediglich die Hoffnung, dass das schon irgendwie gutgehen wird.


    Woras und Audiowerks Einwand gilt im Übrigen in Zeiten unbegrenzter Speicherfähigkeit mehr denn je: manchmal kann es geradezu erschreckend gut klingen wenn man für seine raffinierten, ausgefuchsten, in monatelanger Feinstarbeit akribisch zurechtgebastelten Spezialeinstellungen erst einmal den Bypassschalter gefunden hat.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "billbo"

    ...
    Meine wichtigen Sachen stehen noch im ledergebundenen Terminkalender. Auf so weißem Zeugs, wie hieß das damals gleich noch?...


    Ähem... Papyrus ??
    ach nee, das war ja eher gelb...
    :D



    Zitat von "billbo"

    ...
    Woras und Audiowerks Einwand gilt im Übrigen in Zeiten unbegrenzter Speicherfähigkeit mehr denn je: manchmal kann es geradezu erschreckend gut klingen wenn man für seine raffinierten, ausgefuchsten, in monatelanger Feinstarbeit akribisch zurechtgebastelten Spezialeinstellungen erst einmal den Bypassschalter gefunden hat.
    ...


    in der tat!
    da schleichen sich mit der zeit doch so manche unnötigen querverbuchselungen ein.
    aber wenn man´s von zeit zu zeit bereinigt, hat man immer eine gute ausgangssituation.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich habe eine ganz einfache Ausgangsbasis, die immer funktioniert:
    Alles was mit Fell trommelt hat ein Gate und Comp aktiviert, der Treshold steht aber selbstverständlich anfangs irgendwo um die -40dB. Die Auxsends für den schmalen Raum sind ebenfalls schon grob fahrlässig hoch.
    Bei Blech habe ich nur den Comp aktiviert, und den Lowcut schon mal auf gute 250Hz gekurbelt.
    Beim Bass ist ein Comp aktiv, und bei den reservierten Keyboardkanälen ebenfalls.
    Bei den Gitarren habe ich auch den Lowcut scharf.
    Vocalstimmen sind auf den Hall gesendet, der Lowcut ist aktiv.
    Mehr nicht. Alles andere macht der Onkel während des kurzen Soundchecks.
    Voreingestellte Equalizer nützen mir kaum etwas, ich suche mir ja auch nicht irgendwelchen Quatsch aus der EQ-Libary des Pultherstellers aus, da ich weder Bühnen noch PA Akustik im Vorfeld kenne bzw. beurteilen kann.


    Meine Erfahrungen mit fest gespeicherten Setups auf Digitalkisten ist nach anfänglicher "recall & go" Euphorie meiner schnellen Auffassungsgabe in der Übersicht diverser Yamaha Layer gewichen. Eine Combo mit 4 oder 5 Wege Monitormixvon FoH ist in 20 Minuten komplett gecheckt, und wenn die mir nicht totalen Soundmist anbieten klingt das in aller Regel astrein. Mit etwas Routine im Bedienen diverser Layer hat so ein Digitalpult nur einen Nachteil: ich kann nur eine Sache pro Moment bedienen. Darüber hinaus sehe ich keine Unterschiede zu analogen Kisten.
    Abgesehen davon bediene ich die Dinger auch im Rahmen ihrer Struktur. Ich baue mir keine komplizierten UDK Geschichten zusammen, die ich nicht auch ohne Stick in 1 Minute wieder zusammentüdeln könnte. Verschachtelte DCA Routings muss ich auch nicht haben um einen guten Ton abzuliefern, und die normale A bis Z Belegung der Ausgangspatches reicht in aller Regel immer aus um ans Ziel zu kommen.
    Natürlich kann ein schlauer Fuchs die abstrusesten Settings und Effekthaschereien zusammengeschustert haben. Das kann man dann gerne laden und den Mann/die Frau damit wurschteln lassen. Aber ein Aha Erlebnis hatte ich diesbezüglich die letzten Jahre nicht erleben dürfen. Mich hat viel mehr verblüfft wie "normal" auch diese wichtigen Filesettings waren. Guten Sound höre ich in letzter Zeit immer seltener. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die ganzen Jungs Mitte 20 am Pult vor lauter Display beoabchten überhaupt nicht mehr schnallen was die Kapelle spielt!
    Ich erinnere mich auch noch gut an den Kollegen mit dem M7 File für einen Drummer, einen Bass und 2 Klampfen einer beachtlich bekannten deutschen Rockband. Der Radau auf der Bühne war der gleiche als wenn ich eine olle analoge A&H 4000 als Monitorplatz hingestellt hätte. In solchen Fällen frage ich mich manchmal was das alles soll? Aber Hauptsache das File konnte geladen werden - und ich habe meine Ruhe und gehe mal Pommes essen.


    Davon abgesehen frage ich mich was ich mache wenn ich ein PM5 File habe, aber keins für ein M7? Oder ich muss zur Baustelle, und der Mann vor Ort hat ein A&H oder Digico? Beim nächsten Mal darf ich vielleicht an einem VI6 anfassen, obwohl der Kollege der mich am FoH begrüßt die PA seit 2 Tagen Festival viel besser kennt als ich, und außerdem am Pult 3 x schneller ist weil er schon den dritten Tag dort steht?
    Als Bandmixer irgendeiner einer unwichtigen Band die im Rahmen eines dicken Festivals spielt und unbedingt mit eigenem Tonhansel ankommen muss frage ich mich spätestens jetzt was ich hier soll?

    Einmal editiert, zuletzt von rockline ()

  • Also bei meinen Showfiles ist das schon so das die mir viel Arbeit ersparen. Ich habe immer die gleiche Backline und eigene Mikros mit. Da ich kein Outboard nutze und wir nie Soundcheck machen finde ich schon gut das ich meine Effekte alle fertig habe. Die Sends gepatcht sind und ich eigentlich schon ziemlich dicht dran bin. Ich kriege allerdings auch alle fader auf einen Layer, selbst beim PM5D. Das liegt daran das ich ein wenig vertikal patche und trotzdem die Liste beibehalte.

    Practice, Practice, Practice

  • Ich wollt ja schon mal was dazu schreiben - weil eigentlich ist das nicht meine Gewichtsklasse hier. Trotzdem: Was der Kollege vom Niederrhein schreibt, unterschreib ich gerne. Ich hab festgestellt, dass eine Generation von "Mischern" heranwächst, die ihre Files für eine Handvoll Pulte dabei haben - und wenn die Kiste nicht da ist, dann kann auch nicht gemischt werden. Da werden anerkannt gute bis bessere Frontplätze oder anerkannt gut funktionierende Plätze abgewählt - weil man kein File dafür hat... Manch einer besteht sogar auf die explizite 1:1 Erfüllung der Mikrofonliste und lehnt auch hier gute, bessere und berechtigte Alternativen ab. Das führt mich zu dem Punkt, irgendwann die Frage nach dem "Warum" zu stellen...


    Mein Erklärungsversuch: besagter Personenkreis kann gar nicht wirklich das, was er verspricht – nämlich mischen. Tatsächlich handelt es sich um die Berufsgruppe der „digitalen Schallereignissortierer“, besagte Kollegen haben irgendwoher mal ein File von jemandem erstellt bekommen oder sich in 1000 und 3 quälend langen Gigs an ein hörbares Ergebnis herangetastet – und dieses ist nun sakrosankt. Da wird nichts mehr gemischt, nicht gedreht, nicht gemacht – da wird das File geladen und ab dann ist man cool. Selbst solche Einwürfe von der Bühne wie „Auf meinem Monitor kommt nix“ wird dann manchmal mit der Antwort „Kann nicht sein, hier ist alles an“ quittiert.


    Nein, ich spreche jetzt nicht von der C – F Liga, ich spreche von der B-Klasse…


    SKY

    Kein Applaus für Scheiße!