Mischpult für Theater

  • Moin zusammen


    Unser Theater wird sich vermutlich in der nächsten Zeit ein neues PA System und ein neues Mischpult anschaffen. Wir haben eine Kapazität für 450 Gäste. Theaterproduktionen sind meistens komplett unverstärkt oder es werden lediglich Effekte und Einspieler (Klingeln, Donner, Motorgeräusch, ...) über die PA eingespielt.


    Relativ oft haben wir Comedy im Haus. Dort kommen die Künstler*innen oft mit eigenem Personal und auch oft mit eigenem Equipment. Gestern war es ein Midas MR18, letzte Woche ein A&H SQ5. Ab und zu wird unser Pult (QU-16) benutzt und manchmal fahren wir die Shows selber.


    Verstärkte Inhalte im Haus sind meistens (nach Häufigkeit geordnet) :

    - Comedy

    - Sprache (Referate, Ansprachen, ...)

    - Bands/Ensembles (teil- oder vollverstärkt)

    - Theater/Musicalstücke (letzteres wird in dieser Saison eine Premiere sein)



    Es ist angedacht, dass mit den Erneuerungen auch diverse Leitungen zur Bühne gelegt werden, damit dann auch diverse Gastpulte ohne grossen Aufwand benutzt werden können.


    Meine Frage an euch ist nun: Über welches Pult in der Regie würdet ihr euch freuen? Womit könntet ihr gut arbeiten? Gäbe es überhaupt ein Hauspult, dem ihr traut? Oder würdet ihr aus Prinzip das eigene Pult mitnehmen?


    Gefragt sind jetzt die Kolleginnen und Kollegen, die auch entsprechende Inhalte betreuen - also primär Comedy, Kleinkunst, mal eine eher klassische Combo, ... (die Damen und Herren AC/DC Coverband passen weniger in das Haus...).


    Ich bin gespannt, was hier genannt wird.

    Der Ton macht die Musik.

  • - Wing Compact 😉


    Passt eigentlich für alle Aufgaben und von der Grösse.

    Je nachdem einfach zu wenig Fader.


    - SQ6/7


    Genug Fader - kann mittlerweile eigentlich fast jeder bedienen. Nachteil ist das Szenenmanagement und für ernsthaftes Theater nur 8 DCA


    - Avantis


    Da wird’s dann schon ernst


    - DM7

    - Dlive (Vorteil der Skalierbarkeit)

  • An die Wing Compact hatte ich auch gedacht. Das wäre vermutlich das Pult, das ich anschaffen würde (ausser wir hätten das Budget für ein HD96, dann wäre das mein Favorit - HD96 in der Regie, HD96 air auf der Bühne - das wäre aber wohl krass ausserhalb des Budgets ^^ ).


    Dann wäre die Wing Compact in der Regie und für grössere Sachen haben wir Zugang zu einer Wing Fullsize. Ein Klapprechner auf die Bühne, eine DL32 und DL16 im Haus und damit hätten wir die ultimativ flexible Lösung für viele Anwendungen.


    Es stellt sich am Ende die Grunsatzfrage - sollen wir ein Pult kaufen, das wir primär cool finden und die Gasttechniker schauen selber - oder kaufen wir ein Pult, mit dem sich möglichst viele Gasttechniker anfreunden können, um möglichst kompatibel zu sein?

    Der Ton macht die Musik.

  • ...kommt auf das Budget drauf an... - Wurde noch nicht erwähnt...


    so 'n M32R is günstig und kann einiges - Wing geht auich, kennen nur wenige...

    Yamaha QL1 wird wohl jeder zufrieden damit sein - kost dann halt auch, wenn man's bekommen kann...

    SQ-Serie is auch noch okay...


    ...ich würde in Eurem Falle erst mal nicht zu wenige Kabel zwischen Regie, FOH im Rang, Ampcity, Dimmercity, Stage Left & Right, Rampe, Bühnendecke, etc legen.

    Irgendwann kann man die alle gebrauchen - paar Cat-Strippen, geschirmte XLR-Leitungen, BNC-Kabel etc.

    ...also nicht das ganze Budget in 'n Pult reinballern, sondern lieber das Pult 'ne Nummer kleiner nehmen, dafür verlegte Kabel mit sauberen Enden (Patchfelder, Stageboxen, Wandler [ z.B. HDMI<-->CAT / XLR<-->CAT ], etc.) oder auch ein oder 2 kleine mobil zu gebrauchende Stageboxen investieren.

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )

  • Naja, du kannst es eh nie allen recht machen.


    Vor allem ist es eine Entscheidung, in welches „Universum“ man investieren möchte:


    Yamaha ist zu teuer. Der „Vorreiter-Status“ mit Automixer und Dante ist nicht mehr gegeben. In Sachen Betriebssicherheit auch kein Vorsprung mehr. Macht hauptsächlich Sinn, wenn Yamaha mit Dante bereits im Haus verbaut ist oder gute Zumietbarkeit eine Rolle spielt und gegeben ist.

    Allen&Heath ist in einer guten Preisklasse unterwegs und baut solide, mittlerweile gut bekannte Pulte. Manche Details polarisieren ein wenig.

    Soundcraft baut mit den VI immer noch grundsätzlich angenehm zu bedienende Pulte aber irgendwie kommt der Pott nicht mehr aus dem Hafen. Habe ich alle 2 Jahre oder so mal vor mir.

    Midas Pro/HD96 habe ich z.B. keinen blassen Schimmer von 😁. Ich glaube HD96 ist auch sehr individualisierbar, was in Verbindung mit Gasttechnikern schon mal schwierig ist. Je mehr Individualisierung, desto mehr Erklärbär braucht es.

    Ähnlich Digico SD: Kann extrem viel. Muss man aber kennen und nach Gusto konfigurieren können, sonst ist’s ganz schnell vorbei mit der Freude. Dazu etwas altbackenes User-Interface und noch immer kein interner Automixer

    Behringer hat mit Wing ein richtig gutes Mischkonzept auf den Markt gebracht, aber leidet halt immer noch unter dem Ruf. Ich persönlich mag die Oberfläche vom grossen Wing nicht so sehr - auch hier schreit alles nach Individualisierung, während ich z.B. mittlerweile eher straighte Designs bevorzuge.

  • Für Nahezu die selbe Größenordnung und fast das gleiche Anwendungsprofil (Bei uns kommen noch Stehplatzkonzerte aller Art mit 1500 Gästen dazu) nutzen wir eine Avantis.

    Das Pult macht genau was es soll, Fremdtechniker freuen sich oft darüber, die Stagebox davon ist auch mit der SQ Kompatibel so das man im normalfall nur die Catleitung umstecken muss (SQ ist gefühlt das häufigste fremdpult).

  • Was für mich im "billig" Sektor immer ein Nogo wäre ist die nicht redundante Kabelführung zur Stagebox.

    Seit Jahren sehe ich, das gerade CAT und auch BNC Kabel die grösste Reparaturanfälligkeit haben.

    Von daher, auch wenn ich Yamaha nicht mag, wäre ein QL1 die bessere Wahl.

    Auf dem kennt sich auch jeder aus.

    DM7C ist gleich um 50% teurer und braucht erst noch einige SW Updates bis es einigermassen rund läuft (von der geänderten Haptik mal gar nicht zu sprechen) und eine VI1000 ist eh für dieses Vorhaben over the top.

  • Wenn PA auch neu kommt finde ich ist es ein wesentlicher Faktor welches DSP/Matrix/Systemcontroller-Konzept kommt.

    Optimaler Weise dann das Pult Herstellergleich und vollintegrierbar dazu. (Preamp Steuerung, Kanal-Fernsteuerung, gemeinsame Steuersoftware/App.....)


    Beim Pult wird die Trefferquote wie oft es den Gästen gefällt stark variieren, daher ist es das wichtigste fürs Haus eine Gute Lösung mit möglichst vielen Optionen zu haben.


    In meiner Erfahrung ist das ein Systemcontroller mit analog Ins, die als Versätze in die Saalregie, Regie und auf die Bühne verzogen sind.

    Damit ist die einfache Fremdsignal-Übergabe und VAs mit wenigen Quellen (RePu, 1-2 moderationsmics....) ohne Pult einschalten gesichert. Gibt's dazu ein Fest installiertes Wischbrett und/oder Hardwarecontroller mit Fadern/Potis und jeder bekommt schnell und einfach Ton aus der Anlage - selbst lichtler, alter Bühnenmeister etc


    Auf diese Inputs als "Stagebox light" vom Hauspult zugreifen zu können ist der Schritt für die nächste VA Größe oder dynamischere Anforderungen, die man vom Bildschirm nicht handeln kann.


    Die aktuell besten Kombis dieser Art sind für mich Yamaha MTX/MRX/DME mit DM-Serie oder A&H AHM mit SQ oder Avantis.



    Beim vorsorglichen Kabel legen die LWL nicht vergessen. Klassische mikrostrippen braucht kein Mensch mehr, das geht alles über Cat.

    Nur zwei Dinge sind unendlich, das Weltall und die Dummheit der Menschen, beim Weltall bin ich mir jedoch nicht sicher. (Albert Einstein)

  • Ich kenne das genau Budget noch nicht. Wir hatten schon von Yamaha und Digico gesprochen. Aber aktuell ist ja eine QU dort und ein Rückschritt sollte es nicht werden. Mein M32R war dort auch schon im Einsatz, aber für eine neue Lösung finde ich das Pult inzwischen zu unflexibel, gerade auch was Custom-Layer und Routing betrifft.


    Beim PA ist es auch noch nicht klar. Etwas von Coda stand zur Diskussion. Es wurde auch über K&F, d+b, l'Acoustic diskutiert. Am Ende muss das Ganze Paket (Mixer und PA) irgendwie eine Summe ergeben, die vom Haus dann bezahlt werden kann. Aber eine genaue Zahl kenne ich noch nicht.


    Es wird sicher nicht so sein, dass nur der billigste Kram infrage kommt. Aber einige Anbieter sind dann doch wegen des zu hohen Preises aus dem Rennen geflogen (d+b, afair).


    Und wie gesagt, ist das ein kleines Haus. Es werden nicht 10m lange Bananen geflogen. Wir hatten kürzlich eine Nexo Anlage hier. Das waren 2 single 18" Subwoofer, zwei 12" Koax-Tops im Parterre, zwei 8" Koax-Tops auf dem Balkon und einige Minikisten als Fill.


    So in dieser Grössenordnung wird wohl auch die fixe PA sein.

    Der Ton macht die Musik.

  • Mag spitzfindig sein, aber ist die Frage:

    a) Über was sich der durchschnittliche Gast-Techniker "freuen" würde?

    b) Über was sich vermutlich kein Techniker beschweren würde, bzw. womit man keine Diskussionen hat?


    Und das vor dem Hintergrund, dass ihr aktuell Qu habt und X Air und SQ öfters mitgebracht werden.

    Für a) könnte man vieles aufnehmen was oberhalb der SQ liegt. Wäre das auch im Budgetrahmen? Muss es wirtschaftlich sein?

    b) war aus meiner Sicht immer Paradedisziplin von Yamaha. Mit CL oder auch QL macht man sicherlich nichts falsch. Ob da Preis/Leistung stimmen für Euch? Wenn da eine CL3 steht und am Ende der Act die Show mit einem X Air macht...


    Ich würde SQ5 oder Wing Compact sehen. SQ ist IMHO einfacher zu bedienen, auch für Kollegen die noch nie damit gearbeitet haben. Das UI der Wing mit großem Touchscreen und schönen "Plugins" bereitet dem einen oder anderen sicherlich Freude beim Arbeiten.

  • Wenn ich es mir selber aussuchen kann habe ich gerne Werkzeug, das meiner Arbeitsweise entgegen kommt. Langfristig finde ich die Einsparungen, die man durch günstigeres Material erreicht, den zusätzlichen Stress und die zusätzliche Arbeit nicht wert, was dadurch unter Umständen entsteht.

    Aber ich hab auch leicht reden, ich bezahl auf Arbeit das Zeug auch nicht aus eigener Tasche und konnte bisher immer alles so spezifizieren, wie ich es für sinnvoll hielt - natürlich im regen Austausch mit den anderen Nutzern.

    Deshalb würde ich persönlich wieder eine dLive nehmen. Unsere ist seit 2017 kontinuierlich erweitert worden und wurde den Anforderungen angepasst durch Erweiterungskarten, Controllern und Stageboxen.

    Die dLive ist nicht perfekt, an vielen Stellen frage ich mich, warum man Dinge nicht einfach mal anders und nutzerfreundlicher umsetzt. Aber in Summe, trotz des hohen Preises wüsste ich auch 7 Jahre nach dem Kauf nicht, welches Pult mir eher zusagen würde.
    Will sagen, schau dir die Werkzeuge an, welches nervt dich am wenigsten und ermöglicht dir in Zukunft am meisten damit zu wachsen?

  • Ich bin selbst Tonmensch an nem kleinen bis mittleren Theater und arbeite dort bei den Musicals mit einer GLD von Allen&Heath. Als Zuspielpulte haben wir QU16 und die PA ist Q-Serie von d&b.


    Müsste ich jetzt neu ausstatten würde meine Wahl auf eine Avantis fallen, die Q-Serie ist nicht kaputt zu kriegen, die würde ich mit kleinen Kisten von Coda oder (und neu gehört) Martin erweitern.


    Die Avantis bietet im Gegensatz zur SQ ein viel feineres Szenenmanagement, für das du bei einem eigenen Musical dankbar sein wirst. Wenn diverse Gäste mit einer SQ kommen können diese (wie schon geschrieben) die Stagebox mitnutzen bzw. wenn du mit der QU schon die AR/AB-Stageboxen nutzt, kannst du diese an der Avantis ja bequem weiternutzen.

  • wir nutzen für das in #1 angesprochene szenario SQ6 oder QU16.


    wenn hier gasttechniker am start waren, hatten die bisher immer ein eigenes pult dabei.

    auf die bedürfnisse von gasttechnikern muss man daher, meiner erfahrung nach, keine besondere rücksicht mehr nehmen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Gäbe es überhaupt ein Hauspult, dem ihr traut? Oder würdet ihr aus Prinzip das eigene Pult mitnehmen?

    Das kommt, finde ich, stark auf die Show an.
    Die aktuelle Digitalpultriege ist ja etabliert und läuft zuverlässig - da hängts maximal an Pultkenntnis bzw. dem Vorhandensein eines Babysitters dazu. Bei einer entsprechenden Show, für die es halt nur nen Soundcheck und dann eine Szene im Pult gibt, hab ich überhaupt kein Stress mit nem Hauspult (wenn die verfügbaren Kanäle ausreichen). Da gewinnt dann die Abbauzeit deutlich ;)
    Ist es aber eine Show, für die ich irgendwie 70 Cues programmiert hab, stell ich mir schon lieber mein selbst mitgebrachtes Pult hin.